Sigma 100-300mm f4 vs Nikon 300mm f4

  • Hallo,


    ich habe Mitte des Jahres den Entschluss gefasst mir ein anderes Teleobjektiv zu zulegen, da mir die optische Qualität meines Nikon 70-300mm f4.5-5.6 VR bei 300mm nicht mehr ausreichte.


    Da ich hauptsächlich größere Vögel und Wild damit ablichten möchte, ist die Aufgabenstellung ein Objektiv zu finden dass:
    - relativ lichtstark ist
    - optisch sichtbar besser als das Nikon 70-300mm VR
    - preislich unter 1000€ zu bekommen ist
    - schneller Autofokus
    - vom Gewicht noch erträglich (unter 2kg)
    - min. 300mm Brennweite
    - Konverter tauglich
    - Stabilisator muss nicht sein, da er bei bewegten Objekten (und die möchte ich ja fotografierten) meist wenig nutzt


    Da wurde die Auswahl recht klein und es kam für mich nur zwei Objektive in Frage, eben das Sigma 100-300mm f4 und das Nikon 300mm f4.


    Zum Sigma:


    - Größe: 92x227mm (Transportgröße mit Gegenlichtblende und beiden Deckeln ca. 108x245mm)
    - Gewicht: 1440g
    - Filtergewinde: 82mm
    - Naheinstellgrenze: 1,8m (Abbildungsmassstab von 1:5)
    - innenfokusierend
    - abnehmbare Gegenlichtblende (kann auch verkehrt herum angeflanscht werden zum besseren Transport)
    - Blendenring
    - Stativschelle (abnehmbar)


    Es ist weitgehend aus Metall und sehr gut verarbeitet. Allerdings ist die von Sigma "EX" genannte Oberfläche nicht sehr stoß- und kratzfest. Daher habe ich das Gefühl, dass sie wie der Name schon sagt, nach längerer intensiver Nuzung bald die Ex-Oberfläche des Objektivs sein wird. Fühlt sich aber zugegbener Maßen sehr gut und griffig an.
    Der Fokus- und Zoomring ist butterweich, fühlen sich aber fast schon etwas schwammig an.
    Die Stativschelle ist sehr gur gelungen und leicht abnehmbar.
    Es ist kein AF/MF - Schalter am Objektiv, man muss also an der Kamera umschalten.
    Der mitgelieferte Köcher macht einen wertigen Eindrck und ist sehr gut gepolstert, schützt das Objektiv optimal.


    Meine Einschätzung bezieht sich nur auf 300mm.


    Zur Bildqualität:


    Bei Offenblende ist das Sigma noch recht weich, steigert sich dann leicht und in kleinen Schritten bis Blende 8, vom Kontrast reicht es nicht an eine Festbrenweite heran.
    Das Bokeh empfinde ich als sehr angenehm für ein Zoom.
    Mit dem Sigma 1,4 TK nimmt die Bildqualität bei f4 sichtar ab, ist aber bei f8 noch ok und für 50% Ausschnitte noch zu gebrauchen. Besonders das Bokeh leidet durch den Konverter.


    Autofokus:


    Die Autofokusgeschwindigkeit ist für meine Motive absolut ausreichend (etwa 1s von der Naheinstellgrenze bis unendlich) und ist recht treffsicher.


    Das Nikon:


    - Größe: 90x223mm (Transportgröße mit beiden Deckeln ca. 90x244mm)
    - Gewicht: 1440g
    - Filtergewinde: 77mm
    - Naheinstellgrenze: 1,45m (Abbildungsmassstab von 1:3,7)
    - innenfokusierend
    - intigrierte Gegenlichtblende (ausziehbar)
    - Blendenring
    - Stativschelle (abnehmbar)


    Es besteht auch weitgehen aus Metall, aber die Verarbeitungsqualität würde ich etwas besser als die des Sigmas bewerten.
    Die Oberfläche und Lackierung macht einen sehr beständigen Eindruck.
    Der Fokusring ist nicht so sehr gedämpft wie beim Sigma, fühlt sich aber direkter an.
    Die Stativschelle ist wie man schon öfter gehört hat wohl nicht so gut gelungen, man sagt sie schwingt durch den schmalen Fuß zu sehr. Das konnte ich bis jetzt noch nicht feststellen, aber es gibt ja noch die Möglichkeit sich eine andere zu zulegen (z.B. von Kirk). Das Abnehmen der Stativschelle ist sehr umständlich, das hat Sigma deutlich besser gelöst.
    Die Gegenlichtblende ist intigriert, also zum Herausziehen, was ich sehr praktisch finde da sie keinen zusätzlichen Platz weg nimmt und schnell ausgezogen ist.
    Es hat zwei Schalter, einen AF/MF und einen Fokuslimiter mit den man zwichen Full und 3m bis unendlich wählen kann.
    Die Schalter wirken solide sind aber ewas schwergängig.
    Der mitgelieferte Köcher ist meiner Meinung nach ausreichend, aber nicht so verarbeitet und weniger schüzend wie beim Sigma, erfüllt aber seinen Zweck.


    Bildqualität:


    Das Objektiv ist bei Blende 4 noch etwas weich, aber schon etwas besser wie das Sigma.
    Weiter abgeblendet legt es aber richtig zu, f5 übertrifft bereits deutlich das Sigma.
    Bei f8 legt das Nikon noch mal eine Schippe drauf und ist in Sachen Auflösung Spitze.
    Das Bokeh gefällt mir sehr gut, es gibt aber sicher Objektive die das noch besser können.
    Da ich noch keinen Konverter für das Nikon habe und der Sigma Konverter mit dem Nikon überhaupt nichts zutun haben will (wird nicht erkannt und der Autofokus funktioniert nicht), kann ich darüber noch nichts sagen, denke aber dass es etwas besser als beim Sigma sein wird.


    Autofokus:


    Der Autofokus ist (auf Full eingestellt) nicht so schnell wie beim Sigma von 1.45m auf unendlich da er auch etwas länger übersätzt ist.
    Mit eingeschaltetem Limiter Ist er einen ticken schneller als wie beim Sigma.
    Die Genauigkeit und Treffsicherheit ist ohne zu pumpen immer auf den Punkt genau.
    Mit einer Naheinstellgrenze von 1,45m kann man schon größere Insekten gut ablichten wie z.B. Libellen.


    Testbilder:


    Die Bilder wurden alle mit D90 vom Dreibeinstativ mit Kontrast-Autofokus, Spiegelvorauslösung und 20s Timer gemacht.
    Entfernung war etwa 7 meter, es sind alles unbearbeitete 100% Crop`s.


    Links ist immer das Nikon und rechts das Sigma.


    (Da die erste Testbildserie die ich eingestellt habe nicht aussagekräftig war habe ich die Bilder gelöscht und durch diese ersetzt.)

    Blende 4




    Blende 5




    Blende 6,3




    Blende 8


    ]


    Auf Testbilder mit Telekonverter habe ich verzichtet, da ich für das Nikon noch keinen Passenden habe (wenn sich das ändern sollte reiche ich die noch nach).


    Mein Fazit:


    Wer flexibel sein möchte, gerade nach unten (was Brennweite angeht) und auf den letzten Tacken Schärfe verzichten kann, ist mit dem Sigma gut beraten, da es auch noch mit 1,4 TK und f8 bei guten Bedingungen zu gebrauchen ist.
    Für Wild und Vögel ist das Nikon allerdings besser geeignet, da es durch die höhere Auflösung und Schärfe größere Ausschnitte zulässt und wie ich mir gut vorstellen kann auch mit 1.4 TK und sogar mit 1.7 TK bessere Ergebnisse liefert.
    Wer nach unten hin flexibel sein möchte das Sigma und wer nach oben flexibel sien möchte das Nikon.


    Gruß Homer

  • Danke für die Mühe, ein interessanter Test! :thumbup:



    Zitat

    Die Bilder wurden alle vom Dreibeinstativ mit Autofokus, Spiegelvorauslösung und 20s Timer gemacht.
    Entfernung war etwa 6m, es sind alles 100% Crop`s und der Fokuspunkt auf dem Nagel.



    Hier würde mich auch interessieren, ob ein Front/Back-Fokuseffekt das Ergebnis beeinflußt haben könnte. Das 100-300er Sigma wird zwar zum langen Ende hin etwas schwächer in seiner Leistung, aber so stark habe ich das (auch aus eigener Erfahrung) nicht erwartet. Wurde denn mit dem Kontrast-AF fokussiert?



    Gruß
    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

    Einmal editiert, zuletzt von Picturehunter ()

  • Ja, ich hab mit Kontrast AF fokussiert.
    Werde aber morgen noch mal Testen, nicht das da doch was schiefgegangen ist.


    Die hintere Latte müsste bei beiden Bildern ja theoretisch etwa gleich unscharf sein.
    Ist aber nicht der Fall.


    Hoffentlich ist morgen schönes Wetter zum Testen.


    Gruß Homer

  • Hab neue Testbilder eingefügt.
    Hat etwas länger gedauert da bei uns die ganze Woche Nebel war.


    Das Sigma sieht deutlich besser aus als beim ersten Test (vermute auch da ist irgendwie ein Frontfokus reingekommen).


    Gruß Homer

  • Hallo Homer, danke für die Mühe mit dem Update!
    So sieht das schon deutlich besser aus, was das Sigma betrifft. Über die Details mag man sich nun streiten, aber beide Linsen leisten offensichtlich gute Arbeit.




    Viele Grüße
    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

  • :danke: für die Mühe! Ich habe zwar keine Nikon, aber der Vergleich Zoom zu Festbrennweite ist auch für mich interessant :) .
    Was u.a. auffällt ist die unterschiedliche Belichtung. Da muss man beim Objektivwechsel ggf. drauf achten. Schon erstaunlich, weil der Body ja der selbe ist...

    Von mir eingestellte Bilder dürfen bearbeitet und bei dft gezeigt werden.

    Einmal editiert, zuletzt von Belastungstester ()

  • Die Belichtungszeiten hatte ich bei beiden Objektiven gleich eingestellt und das Umgebungsicht hat sich nicht verändert.


    Wie kann das sein das das Nikon so viel dunkler ist?


    Ist der Kontrast soviel höher?


    Gruß Homer