Nikon Coolpix P7100, kleiner Erfahrungsbericht

  • Hier noch ein kleiner Erfahrungsbericht der sich überwiegend mit einigen Eigenarten der P7100 befasst.
    Es handelt sich hierbei um eine subjektive Bewertung weil ich ein Produkt nicht als Neutrum bewerten kann, da ja ich es bin der es benutzen soll.


    Ich fange mal bei etwas offensichtlichem an.
    Das nach oben klappbare Display ermöglicht stabiles und unaufdringliches Fotografieren aus Bauch- oder Brusthöhe.
    Die Bedienung über diskrete Knöpfe und Drehregler ist die Krönung
    wenn man auch sehr geschickt sein muss die angeschaltete Kamera vom Tisch zu nehmen
    ohne auf einen der Knöpfe zu drücken oder speziell das vordere Drehrad versehentlich zu verstellen.


    Das Rauschen bei hohen und sehr hohen ISOs ist vorhanden aber von der angenehmen Sorte.
    Keine ausgefransten Ränder oder nur extrem selten Farbpflecken.
    Im Nachtmodus, bei dem die Kamera auf 3 Megapixel runter geht, wählt die Kamera automatisch höhere ISO's bis 12800!
    Die Aufnahmen sind dann zwar zunehmend undetaillierter, bis ISO 7200 aber erstaunlich rauschfrei.
    Auch in den sonstigen Modi ist ISO 3200 schön anzusehen.
    Das Rauschen ist eher in's Bild integriert und wirkt nicht so aufgepappt, sondern eher wie Analog-Film sehr angenehm.


    Zu den Drehreglern.
    - Das vordere Drehrad lässt sich schön gerastert aber doch leicht genug bedienen.
    -Ebenso das kleine Daumenrad auf der Rückseite rechts oben
    -Das Belichtungskorrektur-Rad rechts aussen ist schon deutlich straffer
    was aber gut ist da durch seine exponierte Lage so ein versehentliches Verstellen verhindert wird.
    -Das Wahlrad links mit Mitteltaste für den Schnellmodus ist auch relativ straff aber auch das ist akzeptabel.
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    Was mir p e r s ö n l i c h an der P7100 nicht gefällt, und warum ich sie wegen der Summe der Punkte zurückgebe:


    - Das Moduswahl-Rad rechts neben dem Blitzschuh ist mit einem Finger nur unter beunruhigend extrem hohem Druck bedienbar
    Man muss generell zwei Finger mit viel Kraft benutzen.
    Zudem reagiert die im Display eingeblendete Anzeige des Modus-Rades sehr träge mit bis zu einer halben Sekunde Verzögerung.
    Wenn man im Dämmerlicht auf die Displayanzeige angewiesen ist und mit dem Wahlrad mehrere Modis weiter schaltet, nervt das sehr.


    - Unverschämt hoch, wie immer, die Akkupreise. Über 51 Euro und der einzige Fremdhersteller für die P7000 funzt bei der P7100 nicht.
    Mir ist die Batterielaufzeit generell egal da ich bei allen Kameras obligatorisch mindestens einen 2ten Akku dabei hatte und habe.
    Das praktischerweise mitbestellte Netzteil, welches man sich aus zwei Produkten zusammenkaufen muss, kommt auf über 100 Euro.
    Weitwinkelkonverter incl. Adapter, um den die langweilige 28mm Brennweite zu unterschreiten, schlagen mit über 200 Euro zu Buche.
    Unverschämterweise spendiert Nikon dem Weitwinkelkonverter incl. Tubus ein 51,4er Gewinde. Was es alles gibt?
    Man kann also weder den Weitwinkelkonverter für andere Zwecke benutzen noch kann man irgendwelche Filter auf den Tubus schrauben.
    Wenn man also mit der Kamera richtig was anstellen will, ist der eigentliche Kamerapreis sehr hoch.
    Und dafür sollte schon etwas geboten werden.
    Wusste ich alles vorher, will's aber gesagt haben.


    - Die Qualität des Objektives ist eine Zumutung und genügt mir schon als einziger Grund zur Zurückgabe.
    Absolut störende Lichthöfe und Spiegelungen von Details sobald sich irgendwelche Lichtquellen im Bild befinden.
    Ich hab's bei allen Einstellungen probiert, tiefe und hohe ISO's, neutrale Einstellung, Scharfzeichnung plus und minus, Rauschunterdrückung rauf und runter.
    Nichts hat sich verändert weil die Linse in diesen Belangen einfach Mist liefert.
    Dagegen liefern meine TZ10 und G7 Ergebnisse die beim Anschauen richtig Spass machen.
    Die Verzeichnung des Objektivs im Weitwinkel ist schon sehr ausgeprägt.
    Die automatische Entzerrung kann nur bei JPG eingeschaltet werden, bei RAW geht's sowieso nicht, ist ja klar weil quasi nur Rohdaten sind
    aber nimmt man JPG+RAW gleichzeitig auf kann man leider keine automatische Entzerrung für JPG's anwenden.


    Die Objektivqualität ist eine Verhöhnung des Gesamtkonzeptes - die restlichen 'Eigenarten' auch.
    Leider nehmen diese dem Gesamtkonzept den Wert.


    - Die manuelle Scharfstellung ist ein "Try and Horror"-Spiel.
    Sowohl über das gerasterte Drehrad als auch über Eintippen reagiert die Nikon mal mit einem, zwei oder drei Sprüngen auf einmal.
    Zudem stimmt die Einstellung auf unendlich nicht mit der Wirklichkeit überein. Ärgerlich nutzlos.


    - Legt man, wie ich, Wert auf einen Bestätigungston bei erfolgter Autokusscharfstellung, muss man sich damit abfinden,
    dass bei fast jedem Bedienungsschritt, egal ob Tasten oder eins der oberen drei Wahlräder, ein Bestätigungspiep ertönt.
    Dieser ist nicht in der Lautstärke einstellbar und garantiert nicht zu überhören.
    Zweimal ein Wahlrad bedient und ein Blick in's Menü und schon hat man die Umgebung mit ungefähr zehn Piepsern erfreut.
    Klingt wie beim Supermarkt an der Kasse und verbreitet eine ähnliche Hektik.
    Eine Unsitte.


    - Die Videoqualität ist äussert Bescheiden. Hakelige 24 B/S, schlierig und flau - einfach schlecht.
    Dazu keinerlei Einstellmöglichkeiten die Belichtung irgendwie zu beeinflussen.
    Machen auch keine Freude beim Anschauen, nicht einmal bei gutem Licht.
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    - Hier noch die Zeiten zum Abspeichern der Bilder nach Auslösung (ja mit schneller Karte):


    Ein JPG: 5 Sekunden, weiter fotografieren beschränkt möglich da währenddessen keine Modusänderung möglich ist.
    Serie mit fünf JPGs: 15 Sekunden, weiter fotografieren beschränkt möglich da währenddessen keine Modusänderung möglich ist.
    Ein JPG bei gleichzeitigem RAW: 11 Sekunden während derer die Kamera blockiert ist.
    Serie mit fünf JPG's bei gleichzeiteigem RAW: 61 Sekunden während derer die Kamera blockiert ist.



    Ich gebe sie schweren Herzens zurück weil sie ansonsten ein phantastisches Stück ist.


    Ich hätte gerne mehr über die Suppe geschrieben als über die Haare.
    Ich hoffe jedoch, dass die Beschreibung der für mich negativen Punkte,
    dabei hilft sich vorweg damit zu beschäftigen und selbst zu schauen ob's einen stört oder nicht.
    Letzten Endes kann, soll und darf sich jeder sein eigenes Urteil schaffen.
    So verschieden die Benutzer sind, so verschieden wird auch die Kamera sein.


    Mein persönliches Fazit:
    Die P7100 ist von der Grundlage ein super Teil mit dem es einfach Spass macht zu photographieren.
    Vorausgesetzt man kommt nicht mit bestimmten Motiven in Berührung.



    Hier noch einige Beispielphotos:



    3tel_f4,5_iso100_Zeitautomatik



    60tel_f5_iso1600_Zeitautomatik



    6tel_f4_iso100_Zeitautomatik



    8tel_f2,8_iso100_Zeitautomatik



    13tel_f3,2_iso100_Zeitautomatik



    25tel_f4,5_iso100_Zeitautomatik



    30tel_f35_iso3200_Nachtprogramm



    40tel_f4_iso900_Nachtprogramm



    60tel_f3.5_iso400_Nachtprogramm



    60tel_f56_iso720_Nachtprogramm

  • :danke: für den kurzweiligen, spannenden Erfahrungsbericht jenseits des Marketinggewäsches.


    Die Speicherzeiten sind wirklich erschreckend und die Geisterbilder bei Lichtern für mich ein absoluter Ausschluss.

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