Ich dachte, es ist wohl sinnvoller, das Thema aus dem E-PL5-Thread mal auszugliedern:
Arie schrieb dort:
ZitatIch weiß nicht, ob man den DXO-Werten so vertrauen kann. Angeblich messen die ja auf Sensor-Ebene. Was bedeutet, wie gut der Sensor tatsächlich ist. Entscheidend ist für mich aber, was hinten raus kommt. Und da ist bspw. die 5DMk3 - zumindest verglichen mit meiner D700 - nicht schlecht, eher besser. Wenn man die aktuellen Sensoren vergleicht, wäre Canon nach DXO ja grottenschlecht. Das kann ich so nicht glauben.
Darauf antwortete ich:
ZitatJa, die DxO-Tests muss man richtiggehend "deuten" können. Nur mal als Beispiel: Zur Messung des Dynamikumfangs wird das Bild auf 8MP herunterskaliert, dann werden die Schatten so weit aufgehellt, bis das S/N-Verhältnis gleich null ist. Natürlich erhält man nur auf die Art einfache, vergleichbare Zahlenwerte, an denen man die Sensorleistung festmachen möchte. Aber wie praxisrelevant das ganze ist, steht auf einem anderen Blatt. Ich denke bspw. dass man die Sensoren, die grundsätzlich mehr Reserven in den Lichtern als in den Schatten haben, ja von vornherein auch anders belichten würde, wodurch sich ohnehin ein anderes S/N-Verhältnis ergibt, oder?
Die Quelle zu den DxO-Messverfahren gibt es hier zum Nachlesen, ein Auszug daraus:
ZitatMaximum dynamic range is the greatest possible amplitude between light and dark details a given sensor can record, and is expressed in EVs (exposure values) or f-stops, with each increase of 1 EV (or one stop) corresponding to twice the amount of light.
Dynamic range corresponds to the ratio between the highest brightness a camera can capture (saturation) and the lowest brightness it can capture (typically when noise becomes more important than the signal, i.e., a signal-to-noise ratio below 0 dB).
Und um zu vedeutlichen, was ich eigentlich meinte, will ich das mal an einem rein theoretischen Beispiel festmachen:
Angenommen wir haben zwei Sensoren mit unterschiedlichen Schwerpunkten beim Dynamikumfang. Der eine hat x Blenden Reserven in den Schatten und dafür nichts mehr in den Lichtern, der andere x Blenden in den Lichtern und dafür keine Reserven in den Schatten. Der Fotograf weiß gewöhnlich um die Stärken seines Sensors, also wird er den ersten Sensor auf die Lichter belichten und nachträglich die Schatten aufhellen und es beim anderen Sensor eben umgekehrt handhaben. Geht man nun hin und versucht nun bei beiden gemäß DxO den Dynamikumfang zu ermitteln, würde man also die Schatten des ersten Sensors so weit hochziehen, bis das Rauschsignal nicht mehr vom Nutzsignal zu unterscheiden ist. Beim Sensor mit dem gleichen Blenden-Potential in den Lichtern würde man hingegen die Lichter um die entsprechenden EV-Werte zurückholen.
Was wären das aber für Bilder im Endergebnis? Beim ersten Sensor ergibt das ein Bild mit völlig verrauschten Schattenbereichen, beim zweiten Sensor hingegen ein Bild mit sauberen Schatten und sauber wiederhergestelltern Lichtern, da beginnt ja nichts zu rauschen. Gemäß DxO haben auf dem Papier aber beide Sensoren den genau gleichen Dynamikumfang.
Dazu kommt noch die einheitliche Verkleinerung auf 8MP, die DxO zur Messung vornimmt. Auch hier profitiert nur der Sensor mit den Reserven in den Schatten, denn durch die Verkleinerung verringert sich auch das Rauschen, beim Retten von Lichtern habe ich durch so eine Verkleinerung aber keine Vorteile.
Natürlich ist das rein hypothetisch, aber es gibt in der Praxis eben doch Unterschiede bei den Schatten-/Lichter-Reserven. Den Canon-Sensoren sagt man bspw. nach, mehr Reservern in den Lichtern zu haben, selber testen konnte ich das aber nicht. Mein persönlicher Hintergrund der ganzen Sache war, dass ich mich früher sehr für den Sensor der Fuji S5Pro begeistert habe und damals einige Vergleichsaufnahmen gesehen habe, die mit/ohne Einbeziehung der zusätzlichen, lichtschwachen R-Pixel gemacht waren. Was die S5Pro aus den Lichtern zu holen vermag ist wirklich unglaublich und auch wenn ich mich über die Schatten-Reserven des D7000-Sensors immer wieder freue, glaube ich nicht, dass das im Endeffekt mit dem mithalten kann, was man aus einem S5Pro-Sensor holen kann, welcher laut DxO aber etwas schlechter abschneidet.
Deswegen meine ich, dass die Tests von DxO grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen sind, von den angeblichen >14EV Dynamikumfang heutiger Sony-Sensoren bleibt in der Praxis wohl nicht so viel übrig, auch wenn sie unbestritten einen hohen Dynamikumfang haben. Und umgekehrt werden Sensoren, die ihre Reserven mehr in den Lichtern haben und dementsprechend belichtet werden, in meinen Augen zu Unrecht abgewertet.
Oder mache ich da irgendwo einen Denkfehler...