Viele Jahre haben wir mit einer Reise in die Toskana geliebäugelt. Nun war es soweit. In Berlin in den Flieger und im Oktober für eine Woche ab nach Florenz. Wir hatten dort eine Ferienwohnung mit traumhafter Lage (direkt am Arno mit Blick zur Ponte Vecchio) und spitzen Wetter. Die ersten zwei Tage waren es Tags noch 26 Grad, danach nur noch ca. 20, aber immer Sonnenschein. Eigentlich wollten wir natürlich auch das Umland unsicher machen, aber erst war meine Frau und dann ich krank. So sind wir in Florenz geblieben und meine Frau und mein Sohn sind dann mit dem Zug noch wenigstens einen Tag nach Pisa gefahren.
Es hat sich trotzdem gelohnt. Florenz ist ein einziger großer Kunstschatz und auch heute noch in der Architektur und den Straßenverläufen sehr durch die Renaissance geprägt. Von den Kunstschätzen ganz zu schweigen. Die Museen hängen voller Werke aus dem späten Mittelalter bis in die Moderne. Da wartet für Restauratoren Arbeit für die nächsten 100 Jahre.
Es war für meinen Sohn und mich ganz schön schwer aus mehr als 500 Fotos (wir haben beide munter drauf los fotografiert) wenigstens einige heraus zu suchen, die wir Euch hier zeigen wollen. Zum Einsatz kamen eine Nikon D200, Nikon D90, Sigma 18-200, Nikon 18-105 und ein Tokina 12-24 („Flash“ sei Dank).
Bild 1
Das ist der Blick von unserer Ferienwohnung auf den Arno und man sieht noch einen Teil von der Ponte Vecchio. Abends spielen oft Musiker auf der Brücke und die Klänge drangen bis zu uns auf die Terrasse. Das Wetter war mild, die Terrasse groß, Romantik pur.
Bild 2
Ein Blick von der Ponte Vecchio hinüber zu den Uffizien (lat. uffici = Büro und dadurch tatsächlich auch Namensgeber des englischen „Office“). In diesen Uffizien wollte Cosimo I. de’ Medici, Großherzog der Toskana, alle Verwaltungen der Toskana ansiedeln. Jedoch schon sein Nachfolger, Francesco de’ Medici, nutzte das Gebäude lieber für seine Kunstsammlung. Im Bild sieht man auch einen Teil des Vasarikorridors. Dazu später mehr.
Bild 3
Der Arno ist mehrfach mit solchen Staustufen ausgestattet. Zwischen ihnen sind teilweise nur rd. 2 KM und trotzdem rudern die Florentiner dort mit Skifs und sogar einem Achter. Der Trainingssinn ist mir zweifelhaft, aber „die“ rudern dort den ganzen Tag hin und her.
Bild 4
Die Architektur selbst der einfachen Wohnhäuser fasziniert immer wieder auf´s neue. Viele kleine Details, die man in Deutschland vergebens sucht. Allerdings sieht vieles auch so aus, dass der deutsche Ordnungs- und Normierungswahn das nicht zulassen würde. Teile unserer Ferienwohnung waren mal eine normale Dachterrasse, die dann einfach überbaut wurde. Da „bastelt“ jeder munter vor sich hin.
Bilder 5 und 6
Der Palazzo Vecchio mit seinem imposanten Turm und die Kopien von berühmten Statuen. Links im Bild seht Ihr die Kopie des „David“ von Michelangelo. Das Original steht in der Accademia di Belle Arti. Da kommen weiter unten Fotos und eine Beschreibung.
Bilder 7 und 8
Der Markt „Mercato Nuova“ und seine Stände. Traurig war nur, dass im Land der Lederwaren dort jedoch überwiegend Taschen aus Fernost angeboten wurden. Generell muss ich erwähnen, dass Florenz entweder richtig teuer ist, dann hat man auch Qualität, oder preiswert bis billig, dann ist Ware aus Fernost im Spiel. Alles was im Modebereich Rang und Namen hat, ist in Florenz zu finden. Die meisten Straßenhändler waren übrigens Einwanderer, die dort billigstes Plastikzeug (z.B. Selfi-Stative, „original iPhone Kopfhörer“ für 10 € oder Posterdrucke) anboten und sich mit der Polizei ein Katz- und Mausspiel liefern. Offensichtlich waren sie selbst nicht ganz legal unterwegs und die Ware auch von zweifelhafter Herkunft. Die Polizei hat sie regelmäßig gejagt und dann haben sie einige Straßen weiter wieder ihr „Geschäft“ eröffnet.
Bild 9
Diesen Laden haben wir in einer kleinen Nebenstraße gesehen. Innen war er genauso vollgestopft. Unglaublich, wieviel Waren dort angeboten wurden.
Bilder 10 und 11
Noch einmal ein Blick von der Ponte Vecchio und ein Beispiel für liebevoll gestaltete Balkone.
Bild 12
Diese Ringe sind an den historischen Gebäuden zu finden und einige sind auch sehr groß. Anfangs dachten wir noch, ob man dort „Bösewichte“ öffentlich festgebunden hat. Aber nein, das sind Ringe um Pferde oder Gespanne anzubinden. Was man der damaligen Zeit alles so zutraut?
Bild 13
Im Gegensatz zum überwiegend kirchlich geprägten Rom, ist Florenz bis heute eindeutig künstlerisch geprägt. Es gibt noch heute eine Gegend, in der sich überwiegend Künstler und Handwerker ansiedeln. Solche Geschäfte haben wir mehrfach gesehen. Von teuren Papieren und Tuschen über edle Federn aus Glas oder Metall war dort alles zu finden. Eine Art „McPaper“ auf florentinisch.
Bild 14
Das Atrium des Palazzo Medici Riccardi von 1460. Auch dieses Gebäude beherbergt eine historische Kunstausstellung. Leider ist der Blick ins Atrium zur Zeit mit moderner Kunst „versperrt“.
Bilder 15 bis 17
Der erste kulturelle Höhepunkt unserer Reise. Die Accademia di Belle Arti. Da wir nicht die einzigen waren, die den originalen David von Michelangelo sehen wollten, hieß es anstehen. Wir haben etwas mehr als 3 Stunden angestanden. Möchte nicht wissen, was da in der Hauptsaison los ist. Ein Tipp! Nicht auf die Leute herein fallen, die einem Karten vorher verkaufen wollen. Besucher mit Karten kommen angeblich bevorzugt ins Museum. Aber … diese Karten kosten dann 20 anstatt 11 € und deren Schlange wartete genauso lange.
Aber jetzt zum David.
Es ist eigentlich kaum zu glauben, dass das alles Marmor, schon 504 Jahre alt und aus einem Stück ist. Michelangelo hat ihn so penibel aus dem Stein geschlagen, dass er sogar die kleinen Fältchen an den Fingerknöcheln nachgebildet hat. In der Vorhalle stehen Teilversuche der Figur, da Michelangelo herausfinden musste, wie der linke Arm gestützt werden kann. Ohne Stütze wäre er aufgrund des Gewichtes einfach abgebrochen. Daher hat er seine Steinschleuder (Kampf gegen Goliath) auf der Schulter liegen und das Gewicht des Arms ist dadurch abgefangen. Den rechten Arm hat er dadurch gestützt, dass die Hand direkt auf dem Oberschenkel anfängt. Aber diesen Anblick dieser etwa 5 Meter hohen Figur kann ich gar nicht in Worte fassen. Das muss man selbst gesehen haben. Die Besucher sind vom Anblick dieser Statue so ergriffen, dass kaum jemand ein Wort heraus bringt. Selbst Gruppen von Jugendlichen hatten mal „Sendepause“. Es war still.
Bilder 18 bis 24
Die Uffizien. Unser zweiter und auch teuerster kulturelle Höhepunkt. Auf jeden Fall sollte man eine Gruppenführung vorher per Internet buchen, sonst dauert es 3 bis 4 Stunden. Als Gruppe kommt man jedoch sehr schnell rein. Wir haben ca. 15 Minuten gewartet. Aber die Kosten! Wir haben die große Führung, also mit Kunstscout, Museum und Vasarikorridor gewählt. Diese Führung dauert etwa 4,5 Stunden und hat uns für 2 Erwachsene und 1 Jugendlichen 246,50 € gekostet. Es hat sich aber trotzdem gelohnt. Zum einen erklärt der Kunstscout woran man erkennen kann, aus welcher Epoche die einzelnen Werke stammen und man kann den Vasarikorridor besichtigen. Das Museum selbst ist schon atemberaubend. Werke von Michelangelo wie das „Tondo Doni“ oder die „Geburt der Venus“ von Botticelli sind dort im Original zu sehen. Wenn man sich so durch die ehemaligen Büros durchgearbeitet hat, folgt dann der Vasarikorridor. Das ist ein Gang, der vom Palazzo Vecchio, durch die Uffizien, über die Ponte Vecchio bis zum Palazzo Pitti reicht. Er ist rund 1.000 Meter lang und biegt mehrfach ab. Er diente ursprünglich den Medici´s dafür, unbehelligt vom Volk von einem Palast zum anderen zu gelangen. Auf Höhe der Ponte Vecchio befinden sich größere Fenster. Da früher an dieser Brücke normale Händler und Fischverkäufer waren, stank es dort wohl heftig. Einer der Medici hatte dann verfügt, dass dort nur noch Juweliere ihre Geschäfte haben durften. Dieser Gang ist mit mehreren hundert Werken verschiedenster Meister gefüllt. So viele Werke habe ich vorher noch nie gesehen. Zwischendrin kommt man auch noch an einem Balkon vorbei, der in der Kirche Santa Filicita als Loge der Medici diente. Auch beim Gottesdienst wollte man nicht zu nah am Volke sein.
Bilder 25 bis 27
Hier zwei Aufnahmen aus den Boboligärten mit Blick auf Florenz. Auf Bild 27 ist der Palazzo Pitti zu sehen. Die Boboligärten liegen südlich vom Arno auf einer Anhöhe. Von dort kann man fast vollständig über die ganze Stadt sehen. Sie wurden bereits im 16. Jahrhundert angelegt und wurden seit dem kaum umgestaltet.
Bilder 28 bis 30
Einen Abend sind mein Sohn und ich los und wir haben noch viele Fotos gemacht. Der Dom von Florenz hat eine Marmorfassade und diese wirkt erst so richtig, wenn sie nachts beleuchtet wird. Die Ponte Vecchio (Bild 29) ist durchgehend die ganze Nacht angestrahlt und auf Bild 30 hat mein Sohn die Brücke mit ihren Geschäften direkt aufgenommen.
Bilder 31 und 32
Das sind 2 Aufnahmen aus Pisa. Auch dort fließt der Arno durch und dadurch sieht die Ufergegend der von Florenz sehr ähnlich. Und als letztes Foto haben wir das obere Ende des schiefen Turms beigefügt.
Mehr wollten wir Euch nicht antun! Wer noch mehr Bilder sehen möchte, kann unten auf den Link von Flickr klicken. Berichten könnten wir auch noch viel mehr, aber das würde das Forum sprengen.
Unser Fazit:
Florenz ist auf jeden Fall eine Reise wert. Man sollte aber wenigstens eine Woche dort sein. Es gibt so viel zu sehen und erkunden, dass man es sonst nicht schafft. Wir werden auf jeden Fall wieder dorthin fahren.
P.S. Ich muss mich für den vielen Text entschuldigen. Ich wollte die Bilder zwischen den Text setzen, aber das habe ich nicht hinbekommen.
