Alte Dias retten

  • Ich habe von meinem Großvater sehr viele Dias vor Jahren geerbt. Sie standen schon jahrelang bei ihm im trockenen Keller und nun stehen sie bei mir auch schon einige Jahre in Kästen auf dem Hängeboden. Von Claudia habe ich den Diabetrachter bekommen und sortiere die Dias aus, die ich noch digitalisieren möchte.


    Da einige Dias aus den 1930 - 1950er Jahren stammen, sind sie teilweise mit sehr hartnäckigen Staub- und Dreckflecken (aber kein Pilz o.ä.) verunstaltet.


    Hat jemand einen Tipp, wie ich die Filmstückchen ohne Diarähmchen wieder reinigen kann, ohne die Dias zu zerstören. Mit ganz vorsichtigem Kratzen per Fingernagel ging es bei einigen, aber ich habe schon die Bedenken, die Dias damit mehr zu schädigen als zu retten.


    Falls jemand die Frage stellt, ja es lohnt sich. Da sind Dias aus den 1930er Jahren aus China und dem heutigen Nordkorea dabei. :danke:

  • Ohne es selber probiert zu haben, würde ich auch versuchen, die Dias zu "waschen"


    Probiere es doch einfach mal mit einem Dia aus, welches Du vom Motiv her für nicht rettenswert hälst, selbst wenn der Reinigungsversuch dazu führt, dass das Bild zerstört wird, wäre dies ja dann nicht so schlimm.

  • Ohne es selber probiert zu haben, würde ich auch versuchen, die Dias zu "waschen"

    Ich habe es bereits vor Jahren mit *waschen* gemacht- funktioniert tadellos- man sollte nach der Reinigung sofort, um Wasser/Kalkflecken zu vermeiden, mit einem weichen Tuch das/die Dias trockenwischen :winke:


    LG
    Ernst

  • Selektieren ist schon mal eine sehr gute Idee.


    Dias zu waschen, dazu kann ich nur bedingt raten. Dias haben eine Schichtseite (fühlt sich ein wenig relief-artig an) und eine glatte Seite, wo nur das Laminat (der "Film") ist. Wenn die Flecken auf dem Laminat sind, kann man sie mit einen feuchten (nicht: nassen!), weichen und möglichst nagelneuen Brillenputztuch oft ganz gut wegputzen. Die Schichtseite aber fängt sofort an zu kleben wie ein Fliegenfänger und zieht dann noch viel mehr Staub und Fusseln an, selbst wenn das Dia nur auf der Leine hängt (oder besitzt Du einen Reinstraum?). Waschen in Neutralreiniger OHNE zu rubbeln oder zu wischen, geht zwar bedingt, nur bleiben dann die meisten Flecken und Fusseln fröhlich bestehen und sind nach dem Trocknen wieder genauso sichtbar wie vorher.


    Mit einen trockenen Tuch und ein wenig Rubbeln habe ich viele Flecken auch von der Schichtseite weg bekommen. Natürlich nur physikalische Verunreinigungen - wenn der Fleck "chemisch" in der Filmschicht sitzt, nutzt weder putzen noch waschen. Dann geht noch ehesten einscannen und manuell retuschieren.


    Ein guter Scanner mit ICE putzt viele Fusseln und Kratzer schon elektronisch weg. ICE erstellt quasi ein Höhenprofil von dem Dia und rechnet extreme Höhen (also Fremdkörper) aus dem Scan heraus. Gute Dienste hat mir oft auch die Software PolaDSR geleistet (Free Dust and Scratch Removal software saves your scans), mit der man schwarze und weiße Fusseln über Parametereinstellungen kontrolliert eliminieren kann. Wird aber schon seit 2007 nicht mehr gepflegt, also kein Gemecker, wenn sie auf dem neuesten 64-Bit Windoof nicht läuft oder so.


    Da die Beschäftigung mit alten Dias dann locker in 30-40 min. Aufwand pro Dia ausarten kann (Reinigen, Vorscannen ICE, Scannen, Nachbearbeitung), meine Lebenszeit andererseits begrenzt ist, habe ich mir irgendwann einen netten Dienstleister gesucht, einige Münzen eingeworfen und mir nach ein paar Tagen die DVDs mit den TIFF-Files abgeholt. Aber jedem seinen Spaß ...

  • Da die Beschäftigung mit alten Dias dann locker in 30-40 min. Aufwand pro Dia ausarten kann (Reinigen, Vorscannen ICE, Scannen, Nachbearbeitung), meine Lebenszeit andererseits begrenzt ist, habe ich mir irgendwann einen netten Dienstleister gesucht, einige Münzen eingeworfen und mir nach ein paar Tagen die DVDs mit den TIFF-Files abgeholt. Aber jedem seinen Spaß ...

    Das klingt interessant.
    Was hat das ca. gekostet?
    War das ein lokaler Dienstleister oder ist der auch überregional tätig?

    Von mir eingestellte Bilder dürfen bearbeitet und bei dft gezeigt werden.

  • Ich habe damals ein Sample von ca. 10 Bildern an acht verschiedene Anbieter geschickt. Zwei davon haben m.E. gute Scans geliefert, darunter dann auch die Fa. Digiscan (http://www.digiscan.de), die ich - ohne jeglichen Vorteil für mich - aus der Erfahrung empfehlen kann. Für mich kam dazu, dass ich den Laden per Auto erreichen konnte, was den Versand eines Kartons Dias ersparte. Aber die verschicken m.W. auch deutschlandweit.


    Ich habe damals nur die TIFs bestellt, ohne manuelle Nachbearbeitung, muss allerdings sagen, dass ich einige Mühe hatte, mit der eigenen Nachbearbeitung auf gleich gute Ergebnisse zu kommen wie die Beispiele, die ich MIT Bearbeitung bestellt hatte. Aber ich wollte die Bilder eben nach meinem eigenen Geschmack und Empfinden einstellen.


    Ich bin sicher, dass es in Deiner Gegend auch kompetente Anbieter gibt. Am bestem ein paar schwierige Dias zum Probescannen einreichen.

  • :danke: für die Tipps!
    Hast Du dann mit 48 Bit Farbtiefe scannen lassen? Hat die Korrektur von ICE gut geklappt?


    Ich bin nicht sicher, ob mir TIFF wirklich das Plus an Qualität bringt. Manche Anbieter verlangen da doch ordentliche Aufpreise.
    Ich würde dann eher in einen Mehrfachscan investieren (wegen der Dynamik). Habt Ihr da Erfahrung?

    Von mir eingestellte Bilder dürfen bearbeitet und bei dft gezeigt werden.

  • Alles ist möglich - kostet halt was. Schau einfach mal hier:
    Dias scannen


    Mehrfach-Scans habe ich nur bei wenigen Dias machen lassen, wo die Kontraste extrem waren, im Dia genug Bildinformation vorhanden war, und mir der komplette Helligkeitsukmfang auch wichtig war.
    ICE funktionert m.E. recht gut, wirkt aber nur gegen Fusseln usw. - nicht gegen Flecken. Und ganz blöd wird es, wenn Bilder einen Rot-, Blau- oder Grünstich haben, der aber nur Teile des Dias betrifft. Da hilft dann auch die schlauste Elektronik nicht mehr.


    Machen wir uns nichts vor: es gibt Bildfehler, die lassen sich nur schwer oder gar nicht korrigieren: komplett abgesoffene Tiefen bleiben auch mit 16-fach Scan abgesoffen; ebensowenig lassen sich überstrahlte Lichter zurück holen. Tiefe Kratzer, insbesondere auf der "Rückseite" des Dias werden von ICE nicht erkannt. Ich hatte damals z.B. auch noch nicht die guten Objektive, die heute verwende. Randunschärfen etc. hat man im Dia-Zeitalter ja entspannter gesehen.

  • Ich werde meinen Epson V200 nutzen. Zum einen hat er alle Halterungen, die man so braucht. Also von Diarahmen bis Negativhalter. Zum anderen macht er seine Arbeit recht ordentlich. Bin noch am raussuchen. Ich werde Euch mal demnächst ein paar Dia´s hier zeigen. Aber ein bißchen brauche ich noch. Einerseits sind es doch mehr Dias, als ich dachte und außerdem sitze ich nur ab und zu über den Dias.


    Bitte noch etwas Geduld.

  • Das Abfotografieren mit einer Digitalkamera scheint noch eine Alternative zu sein.

    Probier's! Es gibt Dienstleister, die mit dieser Methode arbeiten, und man kann es auch selbst versuchen. Meine Erfahrung ist, dass dabei die Kontraste brutal überhöht werden und man noch mehr Differenzierung verliert. Das Fussel- und Fleckenproblem (siehe Thema dieses Freds!) tritt ebenfalls verschärft auf.


    Aber vielleicht gib's inzwischen ja Zubehör (regelbare LED Lampen), das eine weichere und dosiertere Ausleuchtung ermöglicht. (Ich hab damals einfach gegen eine weiße Leinwand geblitzt - keine gute Lösung.)

  • Es stellt sich beim Aufwand für die Digitalisierung von Dias auch einfach die Frage, was man denn mit den digitalisierten Bilder machen möchte.


    Will man ggf. großformatige Drucke anfertigen oder mit Bildausschnitten arbeiten, dann ist ein hoher Zeitaufwand pro Bild sicher gerechtfertigt ... geht es jedoch nur darum die Bilder mal am Rechner oder am Fernseher anzugucken, dann reichen auch ganz primitive Dia-"Scanner".


    Ich habe z.B. so ein Teil: (gibt es bei anderen Anbietern für unter 30 EUR)
    Somikon 2in1 Dia- & Negativ-Scanner mit: Amazon.de: Computer & Zubehör


    Damit scannt man das Dia nicht, sondern es wird auf Knopfdruck abfotografiert mit einer Größe von 2736*1824 Pixel.
    Man kann damit relativ schnell viele Dias digitalisieren.
    Die Fotos sind qualitativ nicht sonderlich hochwertig, man kann mit anderen Methoden und deutlich höherem Zeitaufwand sicher bessere Ergebnisse erzielen, aber für die Ansicht auf dem Fernseher reicht es durchaus aus.


    Hier ein Beispiel für so ein Foto:

  • So, obwohl der Post schon etwas älter ist, möchte ich Euch ein paar Kostproben der alten Dias nicht vorenthalten. Versprochen (siehe weiter oben) ist wie "angedroht". :razz:


    Vorab ein paar Info´s:


    Als Diafilme kamen fast nur "Agfacolor UT" zum Einsatz. Komischerweise sind viele Dias in Plastikrahmen ohne Glas. Mein Großvater hatte seiner Zeit eine Exakta. Schon Spiegelrelfex, aber mit einem Sucher, bei dem man von oben in einen Lichtschacht schaut. Er hat in Nordkorea sehr viele Aufnahmen in der Art gemacht, dass der die Kamera vor sich hängen ließ und praktisch dadurch fast immer aus der Hüfte geschossen hat (das ist übrigens auch der Vorteil von heutigen Klappdisplays - siehe Post zur OM-D E-M10 II). Er hatte erzählt, dass er nicht einfach drauf los fotografieren konnte, da immer ein Aufpasser dabei war. Leider gab´s noch keinen Autofokus, etliche Aufnahmen sind immer haarscharf am Schärfepunkt vorbei. Wahrscheinlich hat er das Objektiv einfach auf Unendlich gehabt.


    Jetzt mal ein paar Dias (übrigens alle ganz vorsichtig feucht abgewischt und mit Baumwolltuch getrocknet):


    Mein Großvater








    Die letzte Aufnahme ist interessant. Da sind neben der norkoreanischen Flagge auch nocht etliche andere zu sehen. Muss also irgendeine offizielle Feierlichkeit gewesen sein.


    Zum Schluss noch ein Hinweis:
    Die Aufnahmen stammen alle aus dem 1950er-Jahren. Die Dias sind also schon knapp 65 Jahre alt.


    Viel Spaß


    P.S.
    Falls Fragen aufkommen. Er war in den 1950er-Jahren dort mit einer größeren Mannschaft im Auftrag des "Brudervolkes" (DDR) und dort wurde die Wasserwirtschft der beiden Städte Ham und Nung neu gebaut. Die Stadt heißt heute Hamnung-Ni und ist eben nur noch eine Stadt.

  • Egal, wie man es nun macht, das sind Aufnahmen von hohem historischem Wert. Ich hatte 1998 die Gelegenheit, geschäftlich für 3 Tage Nord-Korea zu besuchen, allerdings nicht den Hauch einer Chance, dabei ein Foto zu schießen. Insofern interessieren mich die Bilder besonders. Anders als bei rein privaten Fotos (Feten etc.) empfehle ich Dir, die Dias nach dem Scannen aufzubewahren - vielleicht entscheidest Du Dich irgendwann einmal doch für eine hochwertige (allerdings auch zeitaufwändige) Methode, oder gibst sie zum Scannen. Auch aus den hier gezeigten Kopien müsste sich mit EBV m.E. noch etwas mehr rausholen lassen - insbesondere bei der Kontrolle der Lichter.

  • Also die Dias behalte ich auf jeden Fall. Ich habe heute vormittag einfach mal einen kleineren Kasten durchgesehen und einige mit meinen Mitteln gescannt. Ich habe eben nur den V200 zur Verfügung. Dann die dazu gehörende Software von Epson und die paar Aufnahmen fast unbearbeitet hier vorgestellt. Wie ich das besser mache, weiß ich noch nicht. Erstmal sichten und sortieren.
    Als Software hätte ich PSE 9, DxO 8 + 9 und FastStone. Allerdings fehlt mir oft die Zeit.


    Sobald ich genügend Aufnahmen sortiert habe, kann ich Dir mal privat einen Link schicken. Allerdings habe ich das Problem, dass ich die Dias nicht immer auseinander halten kann.


    Mein Großvater war wie geschrieben, ab 1950 für 2 Jahre in Nordkorea. Irgendwann zum Schluß waren sie dann alle (also die gesamte deutsche "Baubrigade") noch 2 Monate irgendwo in China. Da sehen die Aufnahmen sich sehr änlich. Ich kann nicht garantieren, dass ich das richtig auseinander halten kann. Leider ist mein Großvater viel zu früh verstorben. Ich hätte ihm gern noch viele Löcher in den Bauch gefragt. Aber zum einen war da diese verdammte Mauer (er in FFO und ich in Westberlin) und zum anderen war ich damals einfach noch zu jung.