Der alte Bahnhof

  • Mal wieder ein Foto, bei dem mich Eure Meinungen interessieren. Der alte Bahnhof einer Nebenbahn hier in der Umgebung ist ein bisschen widerspenstig, was das Fotografieren angeht. Irgendwie strahlt er so ein "Vorbei ..." aus, aber das lässt sich nur schwer einfangen. Und dann ist das Motiv schwer freizustellen, da steht jede Menge technisches Geraffel rechts und links der Gleise und lenkt ab. Einerseits - andererseits gehört das Geraffel ja mit zum Betrieb. Na ja, gehörte ...

    Jetzt habe ich es mal in der Dämmerung und bewusst mit etwas Korn versucht, um die Melancholie irgendwie mit auf's Bild zu bringen. Schneegestöber wäre wohl auch gegangen, aber im vorläufig letzten Gestöber am Sonntag war ich eben nicht an dieser Location.

    Also, wie wirkt das auf Euch? Eher langweilig, nichtssagend? Oder geht ein bisschen Kopfkino?

  • Ich habe das Bild gestern Abend auf dem Smartphone gesehen, da sieht man von der Körnigkeit rein garnichts.

    Heute auf dem großen Monitor ist das nun sehr deutlich zu sehen, speziell im linken Bildteil. Mir persönlich gefällt das nicht, Melancholie verbinde ich damit nicht.


    Die blaue angeleuchtete Wand empfinde ich insgesamt als problemtisch, denn sie zieht irgendwie meinen Blick magisch an und passt farblich nicht zum Rest des Motivs.

    Ich glaube als Quadrat mit einem Schnitt neben der Regenrinne würde mir das Bild besser gefallen.

  • ...mit Verlaub, ich hab ein wenig rumgespielt, das wäre meine Variante.

    Hab umgefärbt, entrauscht, beschnitten und den Weißabgleich dezent geändert.

    Ich lösche es natürlich wieder, wenn du nicht magst, dass ich es verändert veröffentlicht habe.



    lg willi

    "Es kann von keinem vernünftigen Menschen jeden Tag was Gescheites kommen." Hans Meyer

  • Gefällt mir grundsätzlich wirklich gut, gerade von der Stimmung her und der Art, wie das Gebäude beleuchtet ist. Die etwas heller Variante (bzgl. Gebaude) gefällt mir besser.


    Ich hadere mit folgenden Punkten:


    1.) Perspektive, und der. Mast re. Tatsächlich finde ich den Masten auch störend, was aber - glaube ich - nicht nur am Mast selbst liegt. Ich stelle mir die Frage, ab der Aufnahmestandpunkt vin den Schienen aus gut gewählt ist. Eín paar Schritte von den Schienen nach re., die Cam etwas nach li. geschwenkt, was zur Folge hätte, das der Mast weg wäre und das Gebäude etwas betonter wäre.


    2.) Ja, und wie oben schon erwähnt, finde ich das Rauschen auch störend. Sagt du uns was zu den Exifs, wie du das Bild gemacht hast? Den Bereich am PC hochgezogen? Ist das dann doch Zuviel für LR bzw. doe Oly M1 II (würd mich echt interessieren, da ich ja jetzt auch eine hab)? Wären da Belichtungsreihen besser?


    3.) Eine leichte Vignette bringt hier mMn echt was, habe es gerade probiert...

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

  • Danke für Euer Feedback bisher. Ich nehme Eure Vorschläge wie immer als Ideen auf, will sie deshalb auch gar nicht bewerten. Nur ein kurzer Kommentar: eine Ausweitung nach links oder rechts kommt nicht in Frage, weil dann sofort sehr störende Elemente mit aufs Bild kommen (links z.B. eine hässliche Reklamebox, von der auch das mysteriöse Licht stammt). Und die Perspektive mittig auf den Schienen gehört nach meinem Empfinden zwingend zum Bild. Doch mit Zuschnitt und Bearbeitung kann ich noch viel herumspielen; z.B. auch in s/w (bin aber bisher noch nicht zu einem zufriedenstellenden s/w gelangt).


    Mal abgesehen von den Dingen, die Ihr anders machen würdet - löst das Bild in Euch irgend etwas aus, oder bleibt es auf der Ebene von "ja, und ..." ?

  • Mir gefällt vor allem die Lichtstimmung, sie gibt dem Bild bzw. den Anlagen den Charme, der einen länger an das Bild

    fesselt.

    Das kommt beim Original besser rüber, aber der Schnee war mir einfach zu rotstichig, deshalb habe ich da etwas mindernd eingegriffen (der Stich ist zwar noch nicht weg, aber da wäre auch die Lichtstimmung futsch).

    Wie gesagt, für mich ist das Licht die wesentliche Komponente bei diesem Bild, weniger die Anlagen, aber irgendwie harmoniert das zusammen ganz gut.


    lg willi

    "Es kann von keinem vernünftigen Menschen jeden Tag was Gescheites kommen." Hans Meyer

  • Eín paar Schritte von den Schienen nach re., die Cam etwas nach li. geschwenkt, was zur Folge hätte, das der Mast weg wäre und das Gebäude etwas betonter wäre.

    Ungefähr so?

    Geht auch, ist aber schon wieder ein anderes Bild, finde ich. Zum einen steht der Betrachter jetzt nicht mehr auf, sondern neben den Schienen. Das erzeugt nach meinem Empfinden einen ganz anderen Eindruck, man folgt den Schienen nicht mehr so mit den Augen, sie sind halt obligatorisches Beiwerk. Auch stört mich ein wenig, dass dann das modernere Wartehäuschen (das gleichwohl auch schon wieder Alteisen ist) mehr in den Blick gerät. Dafür "gewinnt" man die Spiegelung in der Tür, deswegen habe ich auch diese Variante auf der Platte behalten.

  • finde ich das Rauschen auch störend

    Mir persönlich gefällt das nicht

    Tja, das Rauschen. Zum einen technisch bedingt. ISO 1.600 - das ist bei normalen Lichtverhältnissen kein Problem. Doch die reale Situation war noch deutlich dunkler als auf dem Foto, die Tiefen schon fast abgesoffen. Und wenn man Tiefen, in denen fast nur noch rotes Rauschen als Bildsignal vorhanden ist, drastisch anhebt, rauschen selbst bessere Kameras als meine.

    Hier noch eine Variante mit weniger Tiefenanhebung + etwas Entrauschung per EBV:

    Beim Vergleich der Varianten während der Ausarbeitung gefiel mir dann spontan die körnige Version besser. Das ist sicher Geschmacksache, aber ich stelle immer wieder fest, dass ich Rauschen / Körnigkeit bei bestimmten Motiven ganz gern habe - ich kann das nicht mal stichhaltig begründen. Vielleicht so eine Assoziation mit Analog-Zeiten, "alte Zeiten" o.ä.? Ohne diese Körnigkeit kommen mir bestimmte Aufnahmen zu "gelackt" daher, zu aalglatt, technisch zu perfekt. Ich korrigiere z.B. auch Linien nicht mehr auf 100% wie früher, sondern lasse lieber ... nicht gleich fünfe, aber mal 0,2% "grade stehen". Irgendwie übt das Un-perfekte auf mich wieder mehr Reiz aus. Vielleicht ändert sich das aber auch mal wieder, keine Ahnung.

  • Ich denke, dass man durchaus davon abkommen kann, dass man mit perfekten Techniken wie z.B. Entrauschung oder perspektivischen Verzerrungen auch unbedingt zum perfekten Bild kommen könnte. Das ist alles nur Kosmetik und benötigt - wie bei den Frauen - vor allem die fundamentale Basis, um der Perfektion nahe zu kommen. Beim Foto ist es der Inhalt, das Motiv, welche punkten müssen. Da kann es da, wo es die Aussage unterstützt, ruhig mal körnig sein. Ich sehe das oft bei s/w Fotos und es gefällt mir mitunter sehr gut.

    Hier war es nun nicht so mein Ding, aber man muss aufpassen, dass man bei der Korrektur nichts verschlimmbessert und überzieht. Dann besser das Rauschen so lassen, wenn es die Aufnahme nicht hergibt. Und es zeigt sich wieder, wie unterschiedlich die Sichtweise der jeweiligen Betrachter ist - und das ist gut so!


    Lg Willi

    "Es kann von keinem vernünftigen Menschen jeden Tag was Gescheites kommen." Hans Meyer

  • Das Licht ist schön - auch das grüne Licht links, es bietet einen interessanten Farbkontrast, zieht das Auge auf die Wand, die man bei Willis Version glatt übersieht.


    Schade finde ich, dass die Schienen zu schnell abknicken, liefen sie ein Stück weiter geradeaus, würden sie den Eindruck von Tiefe noch mehr steigern. Also verlege bitte die Schienen neu und mach das Foto dann noch einmal :twisted:


    Mast und Häuschen rechts gehören für mich dazu, sie runden das Motiv "Bahnhof" auf dieser Seite ab.


    Der Perspektivwechsel (ein paar Schritte nach rechts) gefällt mir dagegen nicht so sehr, da stört mich das Haus hinter dem Bahnhof, das ist zu dominant und gehört eigentlich zu dem Motiv nicht dazu. Außerdem geht da zu viel vom Himmelslicht verloren, das viel von dem Reiz des Bildes ausmacht, schon weil es in seiner Zartheit einen Kontrast zu dem (auch farblich) "massiven" Bahnhof darstellt.


    Das Korn ist tatsächlich nicht unbedingt das Highlight. Auf der anderen Seite passt es gut bei alten (verfallenden/nicht mehr gepflegten) Gebäuden, weil diese ja meist nicht mehr mit gerader, gleichmäßiger Farbe aufwarten können. Da der Bahnhof gar nicht so sehr einen verfallenen Eindruck vermittelt, ist es für mich hier allerdings eher die falsche Wahl.

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • Ach ja, noch ein Nachtrag: Wäre das Licht nicht das Abendlicht sondern die Morgendämmerung, würde ich auf dem Bahnsteig jetzt glatt die drei Typen mit Schießeisen am Gürtel suchen, die auf den Zug warten, mit dem ein Mundharmonikerstpieler anreist ... Oder vielleicht auch die drei Typen, die auf den Mittagszug um 12:00 warten, in dem ein Kumpel von ihnen sitzt ...;)

    Gruß
    Peter


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