Winter-Handy-Knipsbilder

  • Handy-Cams sind ja bei ausreichender Beleuchtung heute nicht mehr wirklich schlecht, und wenn man die Bilder nachher ohnehin auf 1.500 x 900 pixel zusammenquetscht, unterscheiden sie sich auch nicht mehr so nennenwert von denen aus einer DSLR. Ich meine bei eigenen Versuchen doch einen Unterschied zu erkennen in der Dynamik, das Handy matscht mir ungefragt kleinere Strukturen zu, und in der Dämmerung bei wenig Licht hab' ich dann doch lieber die Dicke dabei. Aber sei's drum.


    Die Motive gefallen mir recht gut - es ist ja nicht ganz einfach, dem Chaos aus lauter Ästen und Gräsern eine Struktur abzugewinnen. Das ist z.B. bei #2 und #3 recht gut gelungen. Die Bearbeitung finde ich grenzwertig. Nichts gegen originelle Rahmen - nur finde ich, auch der Rahmen ist ein Element, dass man bewusst gestaltet, um damit eine gewünschte Bildwirkung zu erzielen. Einfach mal so aus dem Handy gezaubert, erlebe ich das mehr als "Masche". Aber sicher Geschmacksache. Zu #1 passt die Bea auch ganz gut.

  • Du hast völlig recht - bei Handybildern neige ich, wie ich mir einbilde, im Gegensatz zu normalen Bildern, zu deutlich knalligeren Bearbeitungen. Und dieser Rahmen ist bei meinen Handybildern durchaus eine Masche, das hast Du gut erkannt. Den bekommt bei mir praktisch jedes Handybild verpasst, so weiß jeder meiner Foto-affinen Freunden wenn er eins meiner Bilder im Status sieht direkt ob es DSLR oder Handy ist... Aber ich mag den Look tatsächlich gerne, würde mir das aber so nie ausbelichtendrucken.


    Ich finde auch, dass man bei den Bildern den großen Nach-/Vorteil der Handybilder sieht: die nahezu grenzenlose Tiefenschärfe, die eine Abgrenzung der Motivteile wirklich schwer macht. Das ist ja auch ein Grund, warum ich eigentlich mit der Dicken los wollte, aber das hab ich ja selber verbockt!

  • Nach-/Vorteil der Handybilder sieht: die nahezu grenzenlose Tiefenschärfe

    Ja, schon. Wobei Du bei den oben gezeigten Motiven schon ein Noctilux mit f 0.8 oder so gebraucht hättest, um da nennenswert Tiefenschärfe reinzubringen. Und auch wenn ich mit der Meinung anecke: auch Tiefenschärfe ist nur EIN Gestaltungselement unter vielen, genauer gesagt, EINE Möglichkeit ein Motiv freizustellen und eine gewisse Illusion von Tiefe zu erzeugen. Ich habe vor knapp 50 Jahren, nach dem Lesen eines allerersten Fotobuchs, peinlich drauf geachtet, immer irgendwo was Unscharfes im Bild zu haben - war halt so eine Grundregel. Inzwischen finde ich, es gibt Motive, denen Tiefen(un-)schärfe gut tut, und solche, wo es Quatsch ist. Nimm als Beispiel mal Dein Bild #6: ich finde schon, dass sich die Insel unzureichend von dem Gestrüpp im HG abhebt, dass ist alles zu sehr durcheinander. Aber mit Tiefenschärfe wird das Problem kaum zu beheben sein. Mit einer (glückhaft erlebten) idealen Beleuchtung vielleicht eher. Vielleicht gibt es auch Jahreszeiten, wo es über die Farbe oder anders funktioniert. Also, dem oft zitierten Spruch, Tiefenschärfe sei nicht alles, aber ohne TS sei alles nichts, dem kann ich schon lange nicht mehr zustimmen.

  • Ich kann Dir fasz völlig zustimmen, in meinem normalen Workflow hätte ich versucht, die Insel etwas abzudunkeln, ein anderer Standpunkt ist eher schwierig, da bräuchte man schon eine Astschere...

    Bei #5 hätte ich z.B. sowohl 50/1.4 wie auch 12mm Fisch/2.8 probiert. Und ganz generell wäre meine Motivauswahl auch anders gewesen, bei Smartphonephotographie neige ich weniger zu Detailaufnahmen, das sind dann halt deutlich "flächigere" Landschaftsaufnahmen.

  • Bild #6: ich finde schon, dass sich die Insel unzureichend von dem Gestrüpp im HG abhebt, dass ist alles zu sehr durcheinander. Aber mit Tiefenschärfe wird das Problem kaum zu beheben sein.

    schwierig zu sagen. Mich erinnert das ein eine Trauerweide vor Gestrüpp, an der ich mich einige Male abgearbeitet habe - und dann hier davon auch mal ein Ergebnis präsentiert:

    Trauerweide
    Entfernung zum Motiv schätze ich in etwa ähnlich (meins ist halt mit kleinbildäquivalenten 130mm aufgenommen), aber der Freistelleffekt ist natürlich beschränkt bei dieser Entfernung. Was der Picturehunter (ich vermisse ihn hier sehr) dann mit Licht und Farbe daraus gezaubert hatte, hob das durchaus auf eine andere Ebene. Also in soweit Licht und Farbe natürlich gern mitnehmen, wenn's vorhanden ist (oder halt nachträglich).



    dem oft zitierten Spruch, Tiefenschärfe sei nicht alles, aber ohne TS sei alles nichts, dem kann ich schon lange nicht mehr zustimmen

    Kein Wunder, du hast den ja auch komplett ins Gegenteil verkehrt - er muss lauten: Freistellung ist nicht alles, aber ohne Freistellung ist alles nichts. Freistellung darf auch ersetzt werden durch Bokeh oder Unschärfe, aber eben keinesfalls durchs Gegenteil, Tiefenschärfe ;)
    Ich weiß natürlich, du hast dich nur verschrieben ...

  • Freistellung darf auch ersetzt werden durch Bokeh oder Unschärfe, aber eben keinesfalls durchs Gegenteil, Tiefenschärfe

    Ganz bei einander sind wir doch noch nicht - wobei das eine wirklich spannende Diskussion ist. (Was so eine Serie Handyfotos doch in Gang bringen kann ...). Zum einen gebe ich Dir recht: mit dem Begriff Tiefenschärfe bzw. Schärfentiefe stehe ich auf Kriegsfuß, weil ja in der Regel genau das Gegenteil gemeint ist, nämlich eine gezielte TiefenUnSchärfe.


    Was genau verstehst Du unter Freistellung? Wenn es ganz generisch die optische Absetzung eines Bildbestandteils von seiner Umgebung ist, würde ich der These zustimmen, dass das den meisten Bildern gut tut. Den meisten - keineswegs allen! Diese Art von Freistellung kann dann aber mit sehr unterschiedlichen Mitteln erfolgen, Tiefenunschärfe ist eine von 30 Optionen. Ersetzt werden kann sie aber irgendwie gar nicht - durch was will man sie den ersetzen?


    Vielfach wird aber Freistellung aber eben auch im engeren Sinn verwendet: nämlich Freistellung durch Tiefenunschärfe. Und zu dieser gibt es m.E. einen Haufen sinnvoller Alternativen. Was umgekehrt nicht heißt, dass ich sie immer für falsch halten würde; manchmal ist sie als Mittel ohne Alternative. Aber ich nehme ja auch nicht für jede erdenkliche Form der Holzbearbeitung immer nur eine Säge.

  • Weiß eigentlich irgendjemand, was mit dem ist?!?

    Auch wenn's hier völlig OT ist (sorry!): Die Frage habe ich mir seit längerem auch schon öfters gestellt. Ich befürchte dann immer, dass was schlimmeres (gesundheitlich) passiert ist.


    Das war vor Jahren schon mal bei einem User so, habe ihn dann aber auf Flickr wiedergefunden. Das war dann für mich ok und beruhigend, er wird seine Gründe gehabt haben. Aber dieses einfach so "weg" ...

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

    • Offizieller Beitrag

    Anscheinend hat dir in diesem Fall die Vorsehung Beistand geleistet. :mrgreen: Ich finde die Bilder jedenfalls sehr in Ordnung, Freistellung vermisse ich überhaupt nicht. Ich denke es hilft manchmal ein ganz anderes Werkzeug zur Hand zu nehmen, damit man nicht immer im gleichen Duktus verharrt.

  • mit dem Begriff Tiefenschärfe bzw. Schärfentiefe stehe ich auf Kriegsfuß, weil ja in der Regel genau das Gegenteil gemeint ist, nämlich eine gezielte TiefenUnSchärfe.

    Hm, das sehe ich nicht so. Ein Foto mit (viel) Tiefenschärfe (Schärfentiefe) ist halt eines, dass auch in der (räumlichen) Tiefe noch scharf ist. Wenn das Gegenteil ausgesagt werden soll, benutze ich lieber die Umschreibung 'geringe Tiefenschärfe' (statt Tiefenunschärfe).


    Ersetzt werden kann sie aber irgendwie gar nicht - durch was will man sie den ersetzen?

    das 'ersetzt' bezog sich nur auf den Begriff 'Freistellung' (hier im Sinne von geringer Tiefenschärfe) in dem Spruch. Also Bokeh und Unschärfe quasi als Synonyme für Freistellung.


    Und wie alle guten :cool: Sprüche ist er natürlich überspitzt und provokant formuliert. Es gibt durchaus auch Fotos mit Tiefenschärfe, die ich ansehnlich finde. Also nicht überbewerten … ;)


    Aber ich nehme ja auch nicht für jede erdenkliche Form der Holzbearbeitung immer nur eine Säge.

    Wobei dieser Vergleich durchaus etwas hinkt: ich sehe Freistellung durch Schärfe/Unschärfe nicht (nur) als Werkzeug, sondern auch oder sogar hauptsächlich als das Ziel eines Fotos an. Ich finde es irgendwie ... ästhetisch, ganz unabhängig vom eventuellen Sinn einer Konzentration aufs Motiv. Ich weiß auf der anderen Seite aber auch, dass genau das anderen Menschen zuweilen zuwider läuft.


    Weiß eigentlich irgendjemand, was mit dem ist?!?

    ich hatte ihn vor Monaten mal angefunkt übers Forum, die Nachricht ist leider noch ungelesen.

  • Mal von einer ganz anderen Seite betrachtet ist ja gestalterisch die Hintergrundunschärfe eines der einfachsten Mittel um Aufmerksamkeit aufs Hauptmotiv zu lenken.


    Und es nutzt sich schnell ab finde ich. Durch den bisweilen inflationären Einsatz von Hintergrundunschärfe in den letzten Jahren hab ich inzwischen einen sehr selektiven Blick dafür entwickelt.

    Und selbst selten(er) Ambitionen Bilder mit unscharfem(...) Hintergrund zu fabrizieren.

  • Und es nutzt sich schnell ab finde ich. Durch den bisweilen inflationären Einsatz von Hintergrundunschärfe in den letzten Jahren hab ich inzwischen einen sehr selektiven Blick dafür entwickelt.

    Deswegen versuche ich auch nach Möglichkeit, es nicht bei der Hintergrundunschärfe zu belassen, sondern zusätzlich Vordergrundunschärfe ins Spiel zu bringen. :twisted: