[schnell und schlampig] 3 Schritte von P, A oder S nach M

    • Offizieller Beitrag

    Die Kamerahersteller meinen es gut mit uns. Sie spendieren den Kameras Matrixmessung und Szenenprogramme, HDR-Automatiken und Schattenaufhellung, nur um uns an den Bildern glücklich werden zu lassen. Kein Schatten säuft mehr ab, kein Himmel brennt mehr aus. Und irgendwann merkt man dass mit diesen vermeintlichen ‘Fehlern’ auch gleich noch eine gute Portion Stimmung und Natürlichkeit abhanden gekommen ist.


    Welches Foto will ich machen? Ist es hier gleißend hell oder (un-) heimlich dunkel? Was ist mein Bildinhalt und wie soll er wirken? Eigentlich sind es ganz einfache Fragen, die am Anfang stehen. Und die Bereitschaft, auf etwas zu verzichten, das uns inzwischen unverzichtbar erscheint: Das ‘absolute Bild’, der HDR-Look, in dem jeder Schatten und jede helle Fläche noch Zeichnung hat, in dem es kein reines Weiß und/oder kein flächiges Schwarz mehr gibt.


    Manuell fotografieren bedeutet Entscheidungen zu treffen und mit den Konsquenzen zu leben. Ein vereinfachtes Zonensystem ist der Leitfaden. Die Lichtwaage der Kamera ist das Navi und ich hab hier mal meinen Entwurf für den Weg zur manuellen Belichtung aufskizziert: http://stefansenf.de/?p=2433


    Ihr kennt mich alle und wisst, wo ich her komme und wie ich das gelernt habe, was ich jetzt blogge. Hier nämlich. Zu guten Teilen, zumindest ;-). Danke!

  • Warum den Aufwand über M, wenn man dann doch die Belichtungsmessung der Kamera benutzt und auf dieser Basis gezielt über- oder unterbelichtet?
    Das hat man doch mit A oder S genauso (mit gezielter Belichtungskorrektur), nur mit dem komfortablen Vorteil, vor allem bei stark schwankenden Helligkeiten (Sonne/Wolken, drinnen/draußen) nicht am Rad zu drehen (im wahrsten Sinne des Wortes ;) ).


    Für mich ist M vor allem dann sinnvoll, wenn ich eben nicht die Belichtungsmessung der Kamera nutzen möchte, bspw. bei Blitzeinsatz oder um konstant zu belichten.


    (aber um das Zusammenspiel der Belichtungsparameter überhaupt mal zu erlernen, stelle ich mir das auch ganz sinnvoll vor)

  • sehe ich in der Standartsituation grundsätzlich wie NOP.
    "M" wähle ich dann, wenn "meine Vorstellungen zum Bild von denen der Kamera abweichen". P spielt eigentlich keine Rolle.

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

  • Ich glaube, ihr verkennt die Intention des Autors.
    Urlaube werde ich weiter mit P A und S dokumentieren.


    Zur Erbauung gibts Spotmessung (oder sogar Handbeli) und M.

  • Zitat von "le spationaute"

    ...die Bereitschaft, auf etwas zu verzichten, das uns inzwischen unverzichtbar erscheint: Das ‘absolute Bild’, der HDR-Look, in dem jeder Schatten und jede helle Fläche noch Zeichnung hat, in dem es kein reines Weiß und/oder kein flächiges Schwarz mehr gibt.


    +1 :cheers:


    Ansonsten: wieder ein erstklassiges Essay, griffig getextet und inspirierend. Danke dafür!
    (Und by the way, Du wirst immer besser. Nicht nur rhetorisch und als Moderator, sondern auch fotografisch. Klasse.)

    • Offizieller Beitrag

    Vielen Dank für Euer Interesse und Feedback! Der Reihe nach:


    bertram: Jein. :D Dass man in einem RAW-File bei -2 noch volle Durchzeichnung hat, dürfte immer stimmen. Ich meine tatsächlich aber auch das jpg. Natürlich hast Du Recht, dass man da sehr von der Kamera (jpg-Engine), vom Objektiv (bei besserer Kontrastleistung matscht auch die jpg-Engine weniger) und von den Einstellungen der Kamera (dazu habe ich ja einen Absatz geschrieben und dazu zählt auch die Frage, ob man bei ISO 100 oder bei 1600 ist...) abhängt. Andererseits zielt der Artikel ja hauptsächlich darauf ab, seine Bilder schon bei der Aufnahme richtig zu machen. Und dann bedeutet 'volle Durchzeichnung' in einer Schattenpartie eben auch etwas anderes, als wenn man diesen Bereich nachträglich noch pushen will.


    NOP: Das mit dem 'Aufwand' ist so eine Sache. Der Aufwand ist nämlich gar nicht größer. Grundsätzlich führen viele Wege nach Rom und und ich würde nie behaupten, dass der 'manuelle' immer und für jeden der richtige ist. Ich habe selbst sehr lange mit Blendenvorwahl (aka. Zeitautomatik) und Belichtungskorrektur fotografiert. Wenn man dabei die Spotmessung verwendet, kurbelt man erst Recht bei jeder einzelnen Aufnahme am Korrekturrad. Und wenn man die Matrixmessung nimmt, kann man den Korrekturwert nur schätzen. Und trotzdem bekommt dann noch jede Aufnahme eine eigene Belichtung und man gibt Entscheidungen aus der Hand. Auf der anderen Seite die manuelle Belichtung: Wie schnell ändert sich das Licht? Und was macht das mit unserer Aufnahme? Gerade Fotoserien gewinnen i meinen Augen ungeheuer, wenn man sie mit durchgehenden Belichtungseinstellungen aufnimmt. Das ist ein Unterschied wie von einer 'echten' Filmaufnahme zu einem 08/15-Video mit Vollautomatik, das bei jedem Schwenk die Belichtung nachführt.


    @aerich: Das meiste habe ich bei NOP geantwortet. Hinsichtlich P: Das verwende ich durchaus in unvorbereiteten Schnappschuss-Situationen. Am besten mit Auto-ISO. Ernsthaft. Da geht's adnn aber um andere Fotos. Da geht es drum schnell eine unwiederbringliche Situation einzufangen, die nachehr allein von der Erinnerung leben kann. Da sind in aller Regel (meine) Kinder drauf ;)


    frank: Die Urlaube dienen doch der Erbauung, oder? :P Tatsächlich verwende ich M immer öfter, seit ich 'geschnallt' habe, wie das 'tickt'. Habe dieses Jahr (mehrfach) komplette Familienfeiern rein manuell fotografiert (sogar mit manuellem AF) und siehe da: Die Bilder sind um klassen besser als alles, was ich in ähnlicher Mission früher zu Stande gebracht habe. Und der besondere Gewinn: Ich stricke mir anschließend an einem (!) oder einigen wenigen Bildern einen Bildstil in Lightroom und kopiere den einfach auf alle gleichartigen Bilder. Die Nachbearbeitung ist seither ein Kinderspiel und das macht alle, die auf die Bilder warten sehr glücklich. Und damit auch mich.


    @Norbert: :danke: Was soll man da noch antworten? :pink:


    @Philipp: Muss ja irgend einen Auslöser geben, dass ich so einen Artikel gerade jetzt schreibe :mrgreen:

  • Ist auf jeden Fall ein interessantes Thema. Was ich in der Praxis sehr häufig mache, ist, dass ich anfangs ein paar Aufnahmen in A mache (ggf. mit Belichtungskorrektur), und dann anschließend, ausgehend von den mir am besten passenden Belichtungswerten, mit M weiter mache. Weitere Belichtungskorrekturen, abhängig von der jeweiligen detaillierten Motivwahl, kann ich dann bedarfsweise intuitiv recht gut in M machen. Das geht alles sehr flink und ist gerade in schwierigen Situationen für mich mit Abstand der schnellste Weg. Also zuerst einige "Testshots in A, um das Terrain zu sondieren".


    P.S: Die Sichtweise, dass Lichter nicht hell bis "ausgefressen" und Schatten nicht dunkel bis "abgesoffen" sein dürfen, ist eh Unfug. Das Ganze kam ursprünglich mglw. von dem im Vergleich relativ größeren Dynamikumfangs von Analogfilm zu Digital.

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

  • @spationaute: Danke, Deine "Filmaufnahme" meinte ich mit "(...) um konstant zu belichten"..


    Ich habe auch bewußt etwas provokant gefragt, da Dein Artikel ein wenig danach klang M als Selbstzweck zu benutzen, dabei vor jedem Foto mit Spotmessung / Belichtungswaage (=autom. Messung der Kamera) und gewollter Über- / Unterbelichtung die Belichtung anzupassen. Dafür ist mir dieser Weg zu aufwändig. Wie gesagt, bei gewollt gleichbleibender Belichtung (Serien, Innenraum..) sehe ich M genauso sinnvoll an...

    • Offizieller Beitrag

    Das hatte ich schon so verstanden ;-). Der Zungenschlag ist der, dass ich Bilder (inzwischen) in sehr viel mehr Situationen als 'Serie' betrachte als früher. Und selbst wenn man die Belichtung Bild für Bild anpassen muss oder möchte, ist die Methode schnell. Ich würde behaupten: Schneller und(!) gezielter als mit der Belichtungskorrektur.


    Noch schneller ist natürlich A oder P, Mehrfeldmessung, Auto-ISO und druff. Das mache ich auch, wenn zu mehr die Konzentration oder die Zeit nicht reicht.

    • Offizieller Beitrag

    Danke für den inspirierenden Beitrag! Ich habe gestern ein wenig im manuellen Modus u. mit der Spotmessung gespielt. Hauptfaktor war die gezielte Auseinandersetzung mit dem Motiv und dem Licht. Das ist schon ein anderes Fotografiergefühl und funktioniert bei konstanten Lichtverhältnissen sehr viel besser als man denkt. Ich habe den manuellen Modus früher auch gerne bei "Sportaufnahmen" von Kindern und Theaterbildern eingesetzt, man bekommt tatsächlich konsistentere Ergebnisse.


    Ein bekannter von mir macht viel analog und fotografiert mit seinen digitalen Kameras häufig ohne hinterher auf Display zu gucken - das habe ich bisher aber nicht fertiggebracht. :o_o:

    • Offizieller Beitrag

    Ich danke! Es freut mich wirklich, wenn ich den einen oder andern auf das nur scheinbar glatte Eis locken kann! ;)