Meine Kamera hat zwar mit 24 Megapixeln nüchtern betrachtet eine ordentliche Auflösung, wenn man aber richtig groß druckt (bzw. drucken lässt), dann könnte man durchaus auch noch mehr Details aufs Papier oder auf die Leinwand bringen.
Vorwarnung: Wer meint, dass 16 oder 20 Megapixel locker ausreichen um in jeder Größe zu drucken und mehr völlig überflüssig ist und 100% Ansicht eh nur etwas für Nerds, dem wird's hier wahrscheinlich zu viel Pixelpeeperei - Weiterlesen auf eigene Gefahr...
Zuletzt wollte ich dieses Bild auf eine Leinwand mit 70*105 cm drucken lassen:
Das Bild ist leicht beschnitten und 5726 x 3810 Pixel (also 21.82 Megapixel) - auf 105cm sind das 138 dpi. Sicher locker genug, um das Bild für einen normalen Betrachtungsabstand prima zu drucken, für jeden, der gern auch mal sehr nah herangeht und sich die vielen Details ansehen mag, würde man da aber auch noch mehr Details unterbringen.
Zuvor hatte hatte ich mir zum einen Topaz Gigapixel mit seinem Ai Upscaling angesehen, war aber entäuscht, die z.T. beeindruckenden Ergebnisse mit manchen Motiven konnte ich mit meinen Landschaftsfotos nicht reproduzieren und hatte dann keinen Bedarf gesehen, das Tool zu kaufen.
Für besagten Druck habe ich dann Lightrooms damals recht neues Feature "Enhance" (Verbessern), das auf Basis der Rawdaten ein neues DNG mit doppelter Kantenlänge erstellen kann und dementsprechend die Auflösung in Megapixeln vervierfacht. Generell hat die Funktion recht konservativ agiert und trotzdem an vielen Stellen ein paar Details mehr hevorgebracht, vor allem feinere Linien. Einzig im weitestgehend glatten Wasser war sie etwas übereifrig und hat hier eher Rauschen verstärkt und Schärfungsartefakte erzeugt. In der Folge habe ich dann eine gewöhnlich hochskalierte Version - einfach in Photoshop via Bildgröße die Seitenlänge auf 200% gestellt - unter das hochgerechnete Bild aus Lightroom gelegt und die Wasserflächen grob ausmaskiert. Wahrscheinlich hätte man es auch einfach so lassen können.
Insgesamt ist der Leinwanddruck so sehr schön und nochmal etwas detailreicher geworden als andere Leinwände ohne diesen Schritt.
So viel zur Vergangenheit. Über ein youtube-Video bin ich jetzt auf eine Alternative für Upscaling aufmerksam geworden, das Opensourcetool Upscayl:
Deshalb habe ich mir das ganze Thema anhand von drei Bildern nochmal angesehen.
Im Gegensatz zu diversen Onlinelösungen läuft Upscayl lokal und transparent auf meinem Rechner. Um ein Bild aus meiner Kamera auf die doppelte Kantenlänge hochzuskalierten braucht das Tool ca 90 Sekunden. Das Upscaling selbst nutzt die Grafikkarte, die finale Verarbeitung läuft auf der CPU. Die Grafikkarte wird dabei voll belastet, wenn keine aktuelle GPU im Rechner steckt, könnte ich mir vorstellen, dass das Tool erheblich länger rechnet.
Als Formate unterstützt Upscayl JPG und PNG, mit PNG erfreulicherweise auch 16 Bit.
Das Ergebnis aus Upscayl mit dem Standardmodell auf 2x Upscaling zeigt einige direkt sichtbare Artefakte bzw. Veränderungen des Bildes, stärker als bei Lightroom - hier wird man auch als Nicht-Pixelpeeper zum Teil deutlich nacharbeiten müssen:
Die Textur für wellige Stellen im Wasser ist daneben gegangen und sieht eher nach Ölpest aus, rechts ist eine Kante im Bild und erstaunlicherweise hat sich an einer Stelle der Himmel verändert. Betroffen sind hier aber eher die Detailarmenflächen, auch das könnte man gut ausmaskieren.
Ein Blick auf die Details (auf 100% ansehen):
Hier finde ich das Ergebnis aus Upscayl - bis auf die Ölpest - ziemlich überzeugend. Vielleicht ein bisschen zu glatt geworden, aber da könnte man mit leichtem monochromem Rauschen gegensteuern.
Aber gerade die Häuschen und feinen Linien wirken wirklich ziemlich sauber und detailliert, ohne das irgendwas relevant verfälscht würde. Auch die Vegetation sieht gut aus.
Wo mich insbesondere Topaz enttäuscht hatte, war bei natürlichen Strukturen, wie Gestein, die eben keine Haare oder Häuser waren, für welche das Modell anscheinend trainiert wurde.
Also ein zweiter Test mit diesem Bild:
Keine geraden Linien, keine Gesichter oder Haare, einfach chaotisches Geröll.
Hier das Ergebnis:
Echt beeindruckend finde ich hier das Wasser bei Upscayl. Bei den Felsen holt der Algorithmus dagegen nicht viel, manche Stellen wirken auch ein bisschen unnatürlicher.
Ausfälle beim Bildinhalt sind mir in diesem Fall keine aufgefallen, allerdings ist das neue Bild etwas Kontrastreicher und an manchen Stellen heller - auch da müsste man ein bisschen gegensteuern. Hier in einem Crop, rechts Upscayl:
Eventuell würde es hier einen Unterschied machen, wenn man ein weniger stark vorgeschärftes Bild vergrößert. Auch bietet Upscayl noch 4 andere Ai Modelle zur Auswahl an, die ich nicht durchprobiert habe.
Noch ein drittes Beispiel, klassischer Fall für einen Upscaler - beim Bergsteigen nur 120mm dabei gehabt und dieses junge Murmeltier dementsprechend nachher deutlich gecropt.
Weg von Landschaft, hin zu Fell und Gras, da würde ich erwarten, dass ein Ai Upscaler seine Stärken nochmal besser ausspielen kann:
...und das ist echt beeindruckend, gerade das Gras, und auch das fell ist sauberer mit weniger Rauschen und Farbfehlern.
Grundsätzlich hätte die Lightroomfunktion mit den vollen Rawdaten ja noch mehr unverfälschte Detailinformation, mit der man theoretisch noch mehr anfangen könnte, die Idee finde ich smart - da wird Adobe früher oder später sicher auch nochmal nachbessern (müssen). Bis dahin kann ich mir gut vorstellen, beim nächsten großen Druck zum Naseplattdrücken Upscayl zu verwenden.