Fotos ooc

  • Ich finde es toll, daß Ihr das Thema aus so vielen Perspektiven "belichtet", sozusagen ein Leitfaden entsteht, jeh nach Können und Möglichkeiten des Fotografierenden.

    Darf ich mal noch eine Richtung hinzufügen? Authentizität- möglichst nahe an die Realität herankommen. Wir lichten ja immer einen Ausschnitt der selbigen ab und interpretieren damit ja schon was gesehen werden soll und was wir verschweigen. ooC kann das nicht auch schon eine gewisse Manipulation des Zuschauers sein, wo fängt diese an, erst beim Manipulieren von Bildinhalten?

  • Die Diskussion um dieses Thema ist aktiv seit es Digitalfotografie gibt. Es ist mehr eine Gefühlssache wie mir scheint. Auch zu Filmbildzeiten wurde manipuliert. Nur war es da eben wenigen Spezialisten vorbehalten.


    Und richtig - die entscheidende Instanz ist für mich der Fotograf. Nur er kann beurteilen ob das, was er abgebildet hat, etwa der Realität entspricht. Von daher ist für mich inzwischen die Zahl und die Art der technischen Zwischenschritte unwichtig. Wir haben ohnehin nur Einblick in einen Teil davon.

  • Das mag aus professioneller Sicht zutreffen, aber für den Hobby-Knipser nicht:

    für unsereins ist ein Bild entweder richtig, über- oder unterbelichtet. Wo soll da

    jetzt etwas "durchschnittlich" sein, nicht aber so richtig gut?

    ich hab regelmäßig Kursteilnehmer und andere Fotografen neben mir laufen,

    bekomme dann oft voller Stolz Bilder auf der Kamera gezeigt.

    Manchmal weiss ich vorher schon, daß das nichts wird.

    Ich stand mal mit einem auf der Brücke mit einem Blick auf die

    Düsseldorfer Rheinpromenade. Tiefstehende Abendsonne, dramatische

    Gewitterwolken. Er macht ein Foto, sagt Booooaaaahhhh!

    Ich frage nach seinen Werten, bekomme sie und sage ihm andere Werte,

    die er mal ausprobieren soll. Hat er gemacht. Und danach hat er den

    ganzen Abend fast gar nix mehr gesagt.


    Was ich ihm vorgegeben habe - ohne sein Bild vorher gesehen zu haben -

    lieferte ein Bild, das er jetzt im Großformat an der Wand hängen hat.

    Meine Werte wichen satt 4 Blenden von seinem ersten Bild ab.


    Das erste hätte er bereits als "richtig belichtet" akzeptiert.


    Das zweite hängt jetzt aber an der Wand.

    "Richtig belichtet" ist also ein extrem dehnbarer Begriff.

    Auch (oder gerade) für Hobby-Knipser.

  • Im Fon lässt sich ja die Belichtung einfachst verändern indem man den Messpunkt in der Bildvorschau antippt.

    Das ist ein gutes und einfaches Hilfsmittel für solche Situationen. Natürlich kein Ersatz für die manuelle Einstellung an einer Kamera. Aber immerhin.


    Richtig belichtet ist ein Bild wenn es mir gefällt. Drum herum sind jeweils sicher 4 Blenden oder mehr die auch ein Bild ergeben.

    Ein anderes eben.

  • Meine Werte wichen satt 4 Blenden von seinem ersten Bild ab.

    Ja, es gibt Situationen, da streichen die Automatiken die Segel: hartes Gegenlicht, Mischlicht, kaum Licht, Nebel, Schneeflächen, extreme Kontraste, u.v.m, was irgendwie von 18% Grauwert abweicht.


    Nur war die Frage oben ja: wie bekomme ich möglichst viele Bilder aus der Cam, die ich nicht mehr groß nachbearbeiten muss? Dafür, denke ich, leistet die Automatik doch recht gute Dienste. Ich fotografiere selbst fast immer mit Automatik, und beschwere mich zumindest nicht über die Ergebnisse. Aber ich habe halt auch den dicken Daumen ständig am Rädchen und korrigiere die Belichtung nach Sucherbild, Histogramm im Sucher, und Bauchgefühl. Dazu steht meine Kamera standardmäßig auf Spotmessung, denn was nutzt mir die Durchschnittstemperatur im Krankenhaus? Was dazu führt, dass mir nachher die EXIFs gern mal 3-4 Stufen Über- oder Unterbelichtung anzeigen, ohne dass ich das bei der Aufnahme wahrgenommen habe.


    Nur würde ich diese Prozedur keinem ernstlich empfehlen, der nach einer Standard-Einstellung sucht, die in 90% der Fälle brauchbare Ergebnisse liefert.

  • Meine Werte wichen satt 4 Blenden von seinem ersten Bild ab.

    Lass mich raten: Er war die 4 Blenden zu hell unterwegs?

    Zumindest ist es bei mir am ehesten so, dass die Automatik das Bild heller machen möchte, als ich es gerne hätte.

    Ich verlass mich bei den meisten Bildern auf die Automatik, oft auch mit Belichtungskorrektur (meist irgendwas zwischen -0.7 und -2.0), entweder mit Spotmessung oder auch Belichtung auf Lichter.
    Bei schwierigen Lichtverhältnissen und Zeit zum fotografieren dann auch gerne manuell, und wenn ich ein Stativ dabei habe, dann eigentlich nur M

    Schöne Grüße

    Stefan

  • Authentizität-möglichst nahe an die Realität herankommen.

    Sagen wir eher: Den Graben zwischen Einbildungstreue und Abbildungstreue so schmal wie möglich zu halten.


    "Authentisch" ist ja eine durchaus sehr subjektive Eigenschaft.


    Viele Leute sehen eine Situation, finden sie toll - aber auf den

    Bildern die sie machen ist das Tolle dann nicht wiederzufinden.


    Da fehlt es oft daran sich klar zu machen was denn "Realität"

    ausmacht, oder was das ist, was am Motiv so fasziniert.

    Und wie man das so abbildet, daß auch jemand der bei der

    Aufnahme nicht dabei war aus dem Bild dennoch den gleichen

    oder wenigstens ähnlichen Eindruck empfinden kann.

  • Spotmessung

    Das ist für mich eine Einstellung, die bisher nur äußerst selten benutzt habe, manuell fühlt sich für mich ein wenig sperrig an, die Belichtung springt zwar auf den Automatik Wert, aber der Trick fällt mir immer nicht ein, wenn ich's mal brauche. Mit P und +- auf dem Objektivring bin ich bisher super gefahren, +- 3 Blenden das reicht fast immer, bei Sonnenuntergängen oder anderen schwierigen Bedingungen mach ich meist mehrere Bilder bis es gefühlsmäßig stimmt, deshalb ja auch die Frage nach Belichtungsreihen.

    Irgendwo hab ich mal gelesen das man Mut zum Schwarz haben soll.

    Automatik, Histogramm im Sucher, und Bauchgefühl

    Das ist einfach Übung und Deine Ergebnisse sprechen ja auch für sich.


    Und mit M Histogramm und Bauchgefühl sollte man das auch lernen können, die hohe Schule ist sicher vorher zu wissen was man einstellen muß damit das was rauskommt für einen passt, ohne noch groß rumzustellen.

  • Einbildungstreue und Abbildungstreue

    Puh, jetzt geht es richtig ans eingemachte. Könntest Du die 2 Begriffe noch ein wenig erläutern?

    was denn "Realität" ist Und wie man das so abbildet

    und Nachvollziehbarkeit für den Betrachter. Da hab ich ein Bild aus unserem Forum vor Augen, was ich leider nicht finden konnte;

    Finstere Nacht Regen Hausfassade mit Straßenlicht, so richtig zum gruseln. Besser kann man Mistwetter nicht portraitieren.


    Kann man das Lernen oder ist das Bauchgefühl, man hat's oder hat's nicht?

  • Könntest Du die 2 Begriffe noch ein wenig erläutern?

    (...)

    Kann man das Lernen oder ist das Bauchgefühl, man hat's oder hat's nicht?

    Du siehst etwas, machst ein Foto.

    Du bildest Dir ein zu wissen was Du fotografiert hast.

    Guckst Du drauf und es ist tatsächlich das was Du gesehen

    zu haben glaubst, dann hat das eine hohe Einbildungstreue.


    Sonst hat es eher eine große Abbildungstreue....


    Ideal ist wenn beides identisch ist. Dann hast Du das abgebildet

    was Du Dir auch schon eingebildet hast.

    • Offizieller Beitrag

    Authentizität, aha, ist ein ganz spannendes Thema. Allerdings hat es Mal gar nichts mit Deiner Ausgangsfrage zu tun. Authentisch ist ein Foto nicht, weil die Farben oder Formen eines Motivs realitätsnah abgebildet werden. Authentisch ist ein Bild, wenn der Fotograf authentisch ist. Jeder Bildausschnitt zu dem man sich entscheidet, ist schon eine Deutung (man könnte auch sagen, eine Manipulation) des Motivs. Selbst eine 360- Grad- Kamera zeigt nur das, was der Fotograf zeigen möchte. Jedes Foto das Du machst, ist auch ein Foto von Dir selbst.

  • Kann man das Lernen oder ist das Bauchgefühl, man hat's oder hat's nicht?

    Man kann sehr wohl lernen, mit welchen technischen Mitteln und Vorgehensweisen man einen gesehenen Eindruck von einer Szene so auf den Chip bannen kann, dass der Eindruck möglichst wiedererkennbar ist. Man kann auch lernen, einen Sonnenuntergang so zu fotografieren, dass es nicht nur ein Lichtpunkt in arktischer Nacht ist. Man kann lernen einzuschätzen, wie die Wahl der Brennweite, der Tiefenschärfe, des Bildformats usw.. auf ein Bild wirken. Kurz: das Handwerkliche kann man lernen (wobei ich die Nachbearbeitung in EBV da als essentiellen Bestandteil ansehe).


    Ein Bild zu sehen, das fotografische Potential einer Situation zu erkennen, das geht nicht so einfach nach Rezeptbuch. Aber ich würde nicht sagen: man hat's oder man hat's halt nicht. Wichtiger ist, dass man - bevor man auf den Auslöser drückt - überhaupt erstmal wirklich GESEHEN hat. Man könnte auch sagen, etwas ER-LEBT hat, im wahrsten Sinn des Wortes. Wenn ich Fotos von Motiven mache, die mir nichts sagen, die mich eigentlich kalt lassen (und das kommt auf Reisen durchaus vor), sind die Bilder meistens genau das: nichtssagend! Wenn ich mir ein Bild von dem mache, was ich erlebe und empfinde, habe ich eine gute Chance, dass dabei wenigstens für mich selbst ein wertvolles Foto herauskommt - selbst wenn es andere Leute nicht verstehen oder belanglos finden. Das Erleben kommt zuerst - dann erst evtl. ein Foto. Umgekehrt funktioniert nicht.


    Bei dem Bemühen, dein Erlebtes bildlich umzusetzen, stößt Du wieder auf die handwerklichen Qualitäten. Und da macht Übung einfach den Meister. Aber von der "95%-ooC-JPGs"-Einstellung rückst Du dann immer weiter ab, nutzt vielmehr all die schönen Möglichkeiten, die Dir ein modernes Equipment so an die Hand gibt. Ich denke, das ist auch der Grund, warum in den Beiträgen oben immer wieder durchscheint, dass manch einer lieber ohne Automatik ein Bild manuell genauso gestaltet, wie es ihm/ihr vorschwebt. Ein Kuchen, von Hand gebacken, schmeckt halt meist doch besser als die Industrietorte. Auf jeden Fall macht das Futtern mehr Spaß.

  • Ein Bild zu sehen, das fotografische Potential einer Situation zu erkennen, das geht nicht so einfach nach Rezeptbuch. Aber ich würde nicht sagen: man hat's oder man hat's halt nicht. Wichtiger ist, dass man - bevor man auf den Auslöser drückt - überhaupt erstmal wirklich GESEHEN hat. Man könnte auch sagen, etwas ER-LEBT hat, im wahrsten Sinn des Wortes. Wenn ich Fotos von Motiven mache, die mir nichts sagen, die mich eigentlich kalt lassen (und das kommt auf Reisen durchaus vor), sind die Bilder meistens genau das: nichtssagend! Wenn ich mir ein Bild von dem mache, was ich erlebe und empfinde, habe ich eine gute Chance, dass dabei wenigstens für mich selbst ein wertvolles Foto herauskommt - selbst wenn es andere Leute nicht verstehen oder belanglos finden. Das Erleben kommt zuerst - dann erst evtl. ein Foto. Umgekehrt funktioniert nicht.

    Du sprichst mir hier aus der Seele! Natürlich kann ich und sicher auch Du ein technisch ordentliches (Michael mag das anders sehen, das ist völlig okay) Bild zu machen, dem dann aber der Funke fehlt. Meine besten Bilder gelingen mir, wenn ich alleine unterwegs bin, Zeit habe zu schauen, überlege wie ich hier oder da von ein Foto machen könnte, dies dann lasse, weiter gehe, schaue, ggf. zurück komme und dann ein Bild mache, oder wenn mich eine Stimmung auf einen Schlag verzaubert, das klappt dann auch gut - fotografieren ist für mich dann meditativ: Es kann auch passieren, dass ich zwei Stunden fotografieren gehe und völlig zufrieden ohne ein einziges Bild nachhause komme!

    Liebe Grüße

    Stefan

  • aha:


    Da ist letztlich entscheidend, was du mit authentisch meinst.


    Auch ein unverfälschtes BIld kann eine verfälschte Bildaussage haben, wenn der Fotograf die Realität verfälscht abbilden möchte. (Schönes Beispiel die drei Bildvarianten auf Seite 4, ein pdf zur Ausstellung "Bilder die lügen": https://www.mfk.ch/fileadmin/u…dl_didakt_Materialien.pdf).


    Auch ohne diese Absicht, kann ein OOC Bild verfälscht sein. Angenommen es ist farblich viel zu blass, zu kühl, oder zu dunkel, oder zu hell, dann kann die Stimmung eine ganz andere sein als der Fotograf es erlebt hat. Wenn man dann z.b. ein sehr blasses, dunkles Bild einer Abendstimmung etwas aufhellt und stärker sättigt, dann könnte es auch authentischer werden. Die Entwicklung in der Kamera, die von den Entwicklungsingenieuren vorgegeben wurde, muss ja für die Situation nicht unbedingt die beste gewesen sein. Klar, so richtig weit daneben liegt sie natürlich selten.

    • Offizieller Beitrag

    Ein jpg ist nicht echter, ehrlicher, authentischer oder unverfälschter nur weil es in der Kamera erzeugt wird. Meiner Meinung nach, führt dieser Gedanke nirgends hin.


    Deine Ausgangsfrage hatte ich noch als die Bitte um guten Rat verstanden, wie man verlässlich qualitativ gute 'fertige' Bilder aus der Kamera bekommen kann. Die jüngeren Beiträge zielen für mich eher darauf ab, dem jpg aus der Kamera einen besonderen Rang, eine tiefere Bedeutung zu geben. Die hat es nicht. Es ist nur bequem, sonst nichts.


    Und nur als Nachsatz, nein, Authentizität hat nichts damit zu tun, ob jemand besonders originell oder kreativ ist.