wenn das Quere in die Höhe geht oder einem das Hohe in die Quere kommt

  • Vielleicht wäre das Thema sogar einen eigenen Thread wert ...

    wir können's ja mal versuchen. Nochmal kurz zum Hintergrund: ich stelle zuweilen fest, dass ein Foto mehr hermacht, wenn das Bildformat entgegnen der Motivausrichtung gewählt wird, was zunächst ja mal paradox erscheint. Im Wünsch-dir-ein-User-Foto-Faden hatte ich das neulich auch schon mal als Thema gewählt. Falls Interesse besteht, das Thema weiter zu beleuchten, kann das hier gern ein Mitmach-Thread werden. Ich fange jedenfalls einfach mal mit einem Bilderpaar an. Wer möchte, kann dazu gern seine Gedanken kundtun. Ich stelle die beiden Fotos absichtlich in zwei eigene Beiträge ein, so dass auch die Möglichkeit besteht, einfach kurz und knapp "abzustimmen".

  • Die beiden Bilder sind nach meinem Geschmack zu voll um eine Hoch- oder Querwirkung zur Geltung zu bringen.

    Der Hintergrund mischt sich zu stark ein mit seinen knalligen, leuchtenden Farben und der unruhigen Unschärfe.

  • Interessantes Thema :daumenhoch:


    Um mal einen Ansatz für eine Diskussion zu finden, sag ich jetzt einfach mal, ein Mehr an Nebenschauplatz ist dann hilfreich und berechtigt, wenn er in gewisser Weise mit dem eigentlichen Motiv korrespondiert. Also ein einsamer hoher Baum auf einer weiten Wiese wirkt im Hochformat deutlich anders als im Querformat, es ergibt sich eine andere Bildaussage. Der Baum im Hochformat zeigt den Baum in seiner Pracht, die Wiese füllt nur die Randbereiche. Im Querformat, in dem der Baum verständlicherweise dann kleiner im Bild ist, geht zwar ein Teil der Details seiner Pracht unter, dafür treten die Aspekte der Einsamkeit und der Weite hinzu. Es entsteht eine neue Bildaussage, die das Querformat rechtfertigt.


    Bei den beiden Bildern oben sehe ich allerdings genau diese Rechtfertigung durch das Mehr an Blattgün nicht. Das Querformat liefert keine neue Bildaussage, der farbliche Kontrast kommt schon im Hochformat sehr gut zur Geltung. Warum brauche ich jetzt also noch mehr von dem Grün? Der einzige Aspekt der neu hinzutritt, ist der Helligkeitsunterschied des Grüns im Licht und im Schatten. Aber um den darzustellen brauche ich die Blüten nicht. Das Mehr an Umfeld korrespondiert also nicht mit dem Hauptmotiv, sondern lenkt eher davon ab. Das Hochformatbild ist mir hier eindeutig lieber.

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • wir können's ja mal versuchen.

    :daumenhoch:



    Beide Bilder gefallen mir auf eine ganz eigene Weise. Im Hochformat passt es für mich richtig gut, eine schöne 1/3 zu 2/3 Teilung mit einem schönen 'Bokeh' als Rahmen. Aber auch das Querformat hat für mich seinen Reiz, schon alleine deshalb, weil mich das Bildformat als solches absolut anspricht. Gerade durch dieses Panoramaformat profitiert das Hauptmotiv durch zusätzlichen 'negativ space'. Deshalb hänge ich jetzt auch beiden Varianten einen Daumen dran :smile:



    Mit liebem Gruß

    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

    • Offizieller Beitrag

    In aller Kürze: für mich ist im Querformat zu viel los. Wenn das hellgrüne Blattwerk sich nicht derart in den Vordergrund drängen würde, könnte ich mir die Querstellung gut vorstellen, konkret hier aber nicht. Mein Daumen geht ans Hochformat.

    • Offizieller Beitrag

    Hier ist das Hochformat ein Beschnitt des Querformates, richtig? Beide Bilder arbeiten mit einer harten Zentralperspektive. Das Horizontale Bild betont das Landschaftliche im Motiv, das vertikale Bild schneidet die Landschaft ab und bringt die Architektur. Für mich passen die Bilder nicht unbedingt zum Gedanken von blaues braunrotgrau . Dort ging es eher um die Frage, ob ein Bildformat mit dem Hauptmotiv oder gegen das Hauptmotiv zu einer stärkeren Betonung des Hauptmotivs führt. In Deinem Fall aber ändert sich das Hauptmotiv durch den gleichzeitig verengten Beschnitt. Die Wirkung des Bildformates ist nicht mehr isoliert erkennbar.


    Wenn Du trotzdem meine Präferenz wissen willst: Näher ran ist besser als mehr drauf. Bild 2.

  • Der Hintergrund

    Vordergrund ;)



    ch weiß nicht ob das Thema hiermit treffe.

    ich auch nicht: was siehst du denn als Motiv? Siehst du es quer und vermutest, es könnte sich in einem Hockkantfoto möglicherweise besser machen, oder umgedreht?
    Für mich am ehesten würde ich den grünen Glaskasten als Motiv ausmachen wollen mit der ebenso grünen (das ist doch grün?) Umrandung. Das hätte allerdings quadratischen Charakter und würde per Definition dann in der Tat gar nicht das Thema treffen können ...


    P.S.: beim Schreiben hatte ich den letzten Beitrag von le spationaute noch nicht gesehen, das geht ja in die ähnliche Richtung.

  • Zuerst eine Sache, die mich etwas stört: Bei "meiner Standardbetrachtung" am PC hat das Hochformat Bild 1 eine Bildhöhe von 1024 Px und das Querformat Bild 2 eine von 524 Px. Dadurch ergeben sich bei vergleichender Betrachtung zwei sehr unterschiedliche Perspektiven, um die es eigentlich nicht geht.


    Ansonsten gefällt mir das Hochformat eindeutig besser. Am meisten störend empfinde ich beim Querformat der dunkle Bildanteil links vom Fingerhut, der mMn recht unharmonisch wirkt, zu dominant ist und in der Form irgendwie nicht so zum Bild passt. Und wie Peter Ice-Dragon schreibt, lenkt das Umfeld hier insgesamt zu sehr vom eigentlichen Motiv ab.

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

    Einmal editiert, zuletzt von aeirich ()

  • Das Hochformatbild ist mir hier eindeutig lieber.

    Ich sehe das exakt so wie der kalte Drache. Und zwar aus genau den von ihm beschriebenen Gründen.


    Wenn ich so meine Sammlung durchsehe nach Motiven, die ich sowohl hoch- als auch querformatig aufgenommen habe, stelle ich fest, dass es mir dabei immer um zwei ganz unterschiedliche Bildwirkungen geht; ich finde (bei mir) kein einziges Beispiel, wo mir ein hochkantes Hauptmotiv im Querformat aufgenommen besser gefiele oder umgekehrt. Wie ice-dragon oben schreibt, entsteht durch die erweiterte Umgebung i.d.R. eine ganz andere Bildaussage, das Motiv verändert sich in seinem Stellenwert innerhalb der Komposition.


    Ein Paar, dass sich hier vielleicht für die Diskussion eignet, wäre dieses hier:

    .


    Doch wie es drehe und wende: ist ist nicht das gleiche Motiv, einmal hoch, einmal quer, sondern es sind zwei unterschiedliche Bilder, die beide (für mich) ihre Daseinsberechtigung haben. Sie erzeugen in mir unterschiedliche Erinnerungen und Assoziationen: beim Foto hochkant orientiert sich das Auge eher am Verlauf der Gesteinsschichten. Beim Querformat ruht mein Blick eher auf dem "Gesicht" in der Bildmitte.

  • Das ist ja dann auch mehr die Standardvariante der Formatwahl, die ich in aller Regel ebenfalls präferiere.

    Das Format als Unterstützung der Bildwirkung durch Unterstreichen des Hauptmotivs in seiner Ausdehung.


    Ich hab mal einige alte Sachen von mir durchgesehen. Ein Bild, bei dem ich bewußt das Querfomat für ein deutlich vertikales Hauptmotiv gewählt habe war dieses


  • Wie ice-dragon oben schreibt, entsteht durch die erweiterte Umgebung i.d.R. eine ganz andere Bildaussage, das Motiv verändert sich in seinem Stellenwert innerhalb der Komposition.

    Das entspricht auch meiner Sicht ... ich hatte ja in dem anderen Thread schon etwas dazu geschrieben.


    Ich tue mich schwer mit der Definition "Quermotiv im Hochformat" (oder umgekehrt).

    Wenn ich ein Foto aufnehme, dann ist für mich das Foto als Gesamtheit das "Motiv", d.h. ich beziehe alle sichtbaren Elemente in die Bildgestaltung ein und versuche diese als Gesamtheit "harmonisch" abzubilden.

  • Ich überlege gerade, ob es sinnvoll wäre, bei der Fragestellung auch die Größe des Motivs (die Brennweite) zu berücksichtigen?


    Ich war heute Abend unterwegs, da habe ich auch identische "Motive" sowohl im Hoch- als auch im Querformat aufgenommen. In der Regel geht bei mir der Wechsel zwischen hoch und quer mit einer Änderung der Brennweite einher, insofern ist nicht nur der Bildausschnitt anders gewählt, das "Hauptmotiv" ist dann ja auch unterschiedlich groß.


     


    Um wirklich zu vergleichen müsste das "Hauptmotiv" eigentlich gleich groß sein.

    Werde ich morgen mal probieren ...

  • Nein. Das sind wieder zwei ganz verschiedene Bilder mit unterschiedlichem Motiv (Brennweite!).


    Mein Auge wandert beim ersten Bild maßgeblich über die drei roten Punte, deren geomterische Figur zudem sehr ähnlich ist.

    Ich nehme das erste Bild eher als Abbildung einer Situation und das Zweite als Portrait eines Eingangs wahr.

  • Toll, das Thema hat definitiv Fahrt aufgenommen! :daumenhoch::smile:


    Ich habe nochmal in meiner digitalen Kiste geschaut, ob ich 'gleiche' Motive mit unterschiedlicher Bildausrichtung (also hoch/quer) habe. Dabei habe ich festgestellt, dass ich entweder Hochformat mit senkrechten Elementen oder Querformat mit senkrechten Elementen fotografiert habe. Bilder im Hochformat mit waagerechten Elementen habe ich jedoch nur sehr wenige gefunden. Hier mal 2 Beispiele, die ich hier im Forum bereits gezeigt habe:



    Das ist so ein typisches Motiv mit senkrechter Ausrichtung, das aber in beiden Bildausrichtungen funktioniert. Dass das schon allein durch die unterschiedliche Brennweite quasi ganz verschiedene Bilder sind, ist auch klar. Für die Überlegung, ob Hoch- oder Querformat, finde ich das aber gar nicht mal so wichtig. Die Frage ist doch eher, funktioniert das oder nicht? Und wenn ja, was ist die Voraussetzung, damit es funktioniert ...




    Mit liebem Gruß

    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard