Da alle Arten von PENs im Moment der große Renner sind, vielleicht auch unter dem ein oder anderen Weihnachtsbaum liegen werden ;), werde ich auch hier meinen Erfahrungsbericht dazu posten.
In erster Linie ist die PEN eine wunderschöne Kamera. Ihr schlichter Retro-Charme unterscheidet sie angenehm vom aktuellen Marktangebot, nicht zuletzt von der direkten spiegellosen Konkurrenz G1/GH1. Sie kommt ohne Sucher, ohne integrierten Blitz und hat auch kein Klappdisplay, was manch einer bemängeln mag, ihre Alleinstellung im Markt aber noch unterstreicht. Und nicht zuletzt diese weckt ein ziemlich starkes Habenwollengefühl, dem ich - trotz der Schwächen meiner E-420 - frei nach der Devise "function follows form" schließlich nachgegeben habe. Was vielleicht im ersten Moment nicht mehr als ein schickes und teures Spielzeug war, entpuppte sich nach kurzer Nutzungsdauer als ganz erstaunlich fähige kleine Kamera.
Handhabung:
Die PEN fühlt sich solide und wertig an. Auch ohne ergonomische Rundungen liegt sie erstaunlich gut in der Hand. Knöpfe und Rädchen lassen sich - wenn man sie erst mal den persönlichen Bedürfnissen entsprechend konfiguriert hat - recht intuitiv bedienen. Die verschachtelte Menüführung scheint internetweit für einige Verwirrung zu sorgen, aber bei drei verschiedenen Varianten zur Veränderung der Einstellungen ist für jeden das Passende dabei, auch das von den anderen Olys bekannte Infodisplay mit kompletter Übersicht über alle Parameter.
Wirklich gewöhnungsbedürftig hingegen ist das Arbeiten ohne Sucher. Und das mir, die ich bei DSLRs auf LiveView pfeife. Aber es funktioniert besser als erwartet. Schwierig kann es höchstens in sehr hellem Umgebungslicht (pralle Sonne) werden, dann ist das Livehistogramm dein Freund. Auf jeden Fall ist das Fotografieren per Display gut gegen Krähenfüße.
Der mitgelieferte Aufstecksucher ist übrigens nur ein netter Gimmick, der bereits im Schrank liegt. Abgesehen davon, dass er keinerlei Anzeigen enthält (AF-Punkt, Blende, Zeit, etc.), weist er in einem reichlich bemessenen Nahbereich die bei Sucherkameras übliche Parallaxenverschiebung auf.
Das war's schon mit dem Negativem (oder wie dcresource so schön schreibt: what I don't care for). Das Positive überwiegt bei weitem.
Die subjektiven Vorteile gegenüber der E-420 waren für mich:
- SD-Karte (wegen Laptop-Einschub)
- 3:2 Format
- Bildstabilisator im Gehäuse
- dünnerer AA-Filter
- die Möglichkeit, FD-Linsen ohne die Unendlich-Einschränkung nutzen zu können
zudem kann man die Akkus der E-420 in der PEN benutzen.
Bildqualität:
Die erstaunt mich trotz des um 2 MP gewachsenen Sensors sehr!
Der jpg-output kann sich wirklich sehen lassen. Bereits mit Standardeinstellungen und Bildmodus neutral liefert die Kamera sehr "fertige" Bilder. Der automatische Weißabgleich funktioniert gut und bringt schöne, wirklichkeitsnahe Farben. (RAW habe ich nicht ausprobiert, werde es wegen eines passenden Konverters auch erst mal nicht tun.) Aber schon im jpg-Format erscheinen die Bilder im Vergleich zur E-420 detailreicher und schärfer (dem AA-Filter sei Dank) und auch der Kontrastumfang hat gewonnen. Völlig zeichnungsfreie Lichter oder Schatten sind selten geworden. Von SAT (die Olympus-Spielart zur Erhöhung des Dynamikumfangs) würde ich eher abraten, da die aufgehellten Schatten dann ein sehr deutliches Rauschen zeigen. Dabei hat Olympus bei der PEN das Rauschen sonst ganz gut im Griff. Hatte ich bei der E-420 schon Hemmungen ISO 400 zu nutzen, gibt es da bei der PEN nichts zu meckern. Ebenso ist ISO 800 problemlos und unter Umständen auch ISO 1600 nutzbar.
Hier ist das Gesamtbild vom Versuchsaufbau mit ISO 200 (nachfolgend jeweils ein Ausschnitt mit verschiedenen ISO-Werten)
Bilder anklicken für größere Darstellung!
Hier noch eine Zusammenstellung von 100%-crops aus der Bildmitte
(ISO 100 könnte möglicherweise ein noch reineres Bild zeigen, Infos zufolge allerdings zu Lasten des Dynamikumfangs.)
Der Bildstabilisator funktioniert. Interessant wäre er allerdings bei längeren Brennweiten, ich habe im Moment nur das 17er.
1/8 sec frei Hand (ooc, kein crop):
Zum manuellen Fokussieren gehen die Meinungen auseinander. Ich finde, Olympus hat das ganz gut gelöst. Beim Drehen des Fokusrings wird das aktive Fokusfeld wahlweise 7- oder 10-fach vergrößert, und auch bei Aufnahmen aus der Hand kann man so prima fokussieren/nachfokussieren. (Auch das gewinnt mehr Relevanz, wenn ich den Adapter für meine FD-Linsen habe.)
Im übrigen arbeitet der Kontrast-AF sehr zuverlässig, hat im Gegensatz zum Phasen-AF außerdem den Vorteil, dass Front-/Backfokus kein Thema sind.
Die ArtFilter sind zusätzlich eine nette Zugabe. Beim Pinhole-Filter erhält man Aufnahmen, für die man sonst ganz schön in der EBV drehen müsste. Auch das körnige Schwarzweiß ist effektvoll, meiner Meinung nach aber ein bisschen zu kontrastreich. Sowohl Lichter als auch Schatten blinken gleichzeitig recht großflächig. Da schafft die Kontrastmaske (von Jo) Abhilfe.
(Katze mit Kontrastmaske; SW-Ballen ooc)
Übrigens mag ich das Bokeh vom Pancake
Ein Wort zur Geschwindigkeit: die PEN ist kein Geschwindigkeitswunder, für Sport-/Actionfotografen also bestimmt nicht die erste Wahl.
Und für mich? Ich mag sie. Sie ist eine erstaunliche kleine Kamera, die hervorragende Bilder abliefert. Was Olympus der PEN in puncto Bildqualität im allgemeinen und ISO-Performance im besonderen mit auf den Weg gegeben hat, kann sich mit der DSLR-Einstiegs- und Mittelklasse durchaus messen. Es war noch nie so leicht, qualitativ überzeugende Bilder zu produzieren - in doppelter Hinsicht. Deshalb hat man die PEN einfach gerne und auch viel häufiger dabei. Und man kann schon ins Grübeln geraten, warum man sich als Hobbyfotograf/Amateur überhaupt mit einer kiloschweren Ausrüstung abschleppen soll. Auch wenn man vielleicht etwas Image einbüßt ;-), unterm Strich zählt doch nur das Bild.
Noch ein paar Beispielbilder:
für die Farben:
für den Dynamikumfang:
ISO 500 durch Glasscheibe:
fast 100% crop ;-):
Die Bilder sind alle mit Standardeinstellungen aufgenommen, nicht bearbeitet, nicht entrauscht.
Danke für’s Lesen.