Hallo liebe µFT-Fangemeinde ,
nachdem es vor einer Woche bei redcoon das E-PL1 Kitzoom-Paket für 219 Euro gab, wurde mir erst richtig bewusst, *wie* preiswert der µFT-Einstieg doch ist. Das kostet ja tatsächlich weniger als eine LX5 oder S100, dazu gibts bessere Bildqualität und mehr Freistellungspotential, klingt gut. Nach drei Jahren LX3 (Brennweitenbeschränkung zugunsten Kompaktheit und Bildqualität) hätte ich als Spielkind so ganz allgemein auch mal Lust auf was Neues, mit einem kleinen Aufpreis wäre ein Systemwechsel drin, auf ebay gibts für die LX3 um die 180 Euro. Also Tests und Forenbeiträge gelesen und die E-PL-1 im roten Markt begrabbelt.
Ich schreib mal vorab, warum ich mir damals die LX3 gekauft hab und heute die LX5 kaufen "müsste". Anwendungsgebiet "Immerdabei für Tageswanderungen", Priorität Weitwinkel. Panasonic FZ28 und Kodak P880 hatte ich probiert, beides tolle Kameras, aber zu unhandlich für unterwegs. Warum LX5:
#1: Kompaktheit, lässt sich dauerhaft ohne Genickstarre um den Hals tragen, noch Hosentaschenkompatibel, Ministativ-kompatibel (Pedco Ultrapod mini)
#2: unter obiger Vorraussetzung überdurchschnittlich gute Bildqualität (F2.0 hält ISO niedrig), gute JPG-Engine
#3: perfekter Brennweitenbereich 24 bis 90 mm (KB), dank Multiformat-Sensor verbreitert sich der horizontale Bildwinkel im Vergleich zum 4:3 Bild (der gesamten Konkurrenz) noch weiter, i.d.R. fotografiere ich in 3:2, der Bildschirm hat ebenfalls 3:2 Format --> perfekt
Die LX5 entspricht in den Eckdaten fast vollständig meiner Traumkamera. Gerade der Bildformat-Umschalter (direkt am Objektiv) in Verbindung mit dem Multiformat-Sensor macht regelrecht abhängig in seiner zwingenden Logik. Man kann schon unterwegs die "Form des Löffels" umstellen, der die "Natur einsammelt", breiter oder höher. Man fragt sich, warum das nicht alle so machen. Jetzt bin ich versaut. Besonders blödsinnig ist es z.B. an der ansonsten tollen SX230, die einen 16:9 Bildschirm hat, aber den Sensor nur in 4:3 ausliest.
Natürlich ist mir klar, dass jeder Vorteil auf der anderen Seite einen Nachteil hat. Bessere Bildqualität gibts nur mit größerem Sensor, und den gibts nur im größeren, schwereren "Gerät". Nun suggeriert aber der Hype um das µFT-Format (so empfinde ich dass, meine Anrede oben ist durchaus ironisch gemeint), die ach so kompakten und preiswerten Pens und Nexen und GF3's die Klasse der "Edelkompakten" mehr oder weniger ersetzen können, weil das "Gerät" doch kaum größer, schwerer und teurer ist. Oder jedenfalls der Zuwachs an Bildqualität deutlich größer ist als der Zuwachs an Größe/Gewicht/Unhandlichkeit und Preis. Wenn man sich dann als bisheriger Kompaktknipser aber ernsthaft mit dem Thema beschäftigt stellt man enttäuscht fest, dass mit "Gerät" scheinbar nur der µFT-Body gemeint ist.
Die E-PL1 ist ein unsexy Plastikmonster, der Rotstift springt einen förmlich an. Kleinerer Bildschirm, kaum Bedienelemente, kein Lagesensor, in Verbindung mit dem Kitobjektiv kein mechanischer Stabi beim Video ... da muss man Kröten schlucken, mit denen man als "verwöhnter" Kompaktknipser nicht gerechnet hat. Ok, die E-PL1 tuts also nicht, d.h. der Body wird schonmal teurer, wenn er in Sachen Bedienung nicht *unterhalb* der üblichen Edelkompakten liegen soll. Weiter gehts. Das klobige Ding samt Kitobjektiv soll ähnlich kompakt wie eine LX5 sein? Das ist meilenweit von meinem obigen Kaufgrund #1 entfernt, es wiegt doppelt so viel, größeres Stativ muss her, nix Hosentasche, weder für Kamera noch Stativ. Ok, aber die Bildqualität ist ja viel besser, da muss ich eben durch. Dann such ich mir mal ein passendes Objektiv mit LX5-ähnlichem Brennweitenbereich raus. Schon wieder Enttäuschung, ich hab keins gefunden (gibts da was?), selbst wenn es unendlich viel kosten dürfte. Entweder Ultraweitwinkel oder Zoom ab 28. Also muss ich zwei Objektiv kaufen, ob ich will oder nicht. Ich will gar nicht wissen, ob für's Macro noch ein drittes her müsste. Doppelter Preis. Doppelte Unhandlichkeit. Unterwegs Objektive wechseln, tschüss Spontanität, willkommen Sensor-Reinigung. Ach so, diese "Flexibilität" soll ja ein Vorteil sein. Für das Anforderungsprofil eines Kompaktknipsers ist das ein krasser Nachteil. Flexibel ist, was *ohne* Objektwechsel von 24 (bzw. 22) bis 90 kommt, inkl. Makro.
Jetzt aber mal zum Kern des Ganzen: Bildqualität! Ich hab nur dort im Markt ein paar Testschüsse gemacht, und wie vermutet lag die E-PL1 mit Kitobjektiv oft bei ISO 1600, während die LX3 bei gleicher Belichtungszeit mit ISO 400 auskam. Zumindest unter den Bedingungen war der Vorteil der E-PL1 nur minimal. Auch der Freistellungseffekt beim Testporträt war nicht wesentlich größer, und da dürfte die LX5 mit ihrer 90er Brennweite noch einen Tick tauglicher sein als die LX3. Autofokus war ebenfalls nicht spürbar schneller, hektisches Pumpen bei der E-PL1. Warum sollte er auch, hat ja grundsätzlich nichts mit der Sensorgröße zu tun (oder?). Und zum Einschalten der Kamera darf ich zusätzlich zu Power-Knopf und Objektivdeckel als Drittes noch den Entriegelungsschalter am Objektiv betätigen. Da kamen wirklich viele Details (sprich: Nachteile) zusammen, die mir so vorher nicht klar waren.
Mein Fazit bisher: Der Umstieg von der LX5 in die µFT-Klasse ist nur dann eine Alternative, wenn man zugunsten etwas besserer Bildqualität eine im Vergleich dazu imho überproportinal starke Verschlechterung der Handlichkeit in Kauf nimmt (mindestens doppeltes Gewicht, mindestens doppelte Größe), den Zwang zum Objektivwechsel akzeptiert (oder auf einen Teil des Brennweitenbereiches verzichtet) und mindestens doppelt so viel Geld in die Hand nimmt. Die 219 Euro für den Einstieg in die µFT-Welt sind eine (frustrierende) Illusion.