Kameraweltmarkt

  • Opfer der nächsten Stufe der Digitalisierung.

    Was genau meinst Du denn damit?

    Und wenn da die nächsten Jahre kein großes Ding mehr kommt, dass die Masse zum eigenen Produkt holt, wird man sich mit der kleinen Nische abfinden müssen

    Ich denke mir, so einen Boom, wie ihn die Umstellung von analog auf digital gebracht hat, wird die Industrie schwerlich nochmal erleben. Jedenfalls fällt mir keine Killer-Applikation ein, für die Milliarden von Menschen nochmal extra Geld locker machen würden. (Wegen dieser Phantasielosigkeit habe ich auch weder das Smartphone erfunden, noch die erste Batterie, die aus CO2 in der Luft wieder Öl und Kohle macht und dabei ordentlich Energie abgibt).


    Trotdem glaube ich, dass es noch viele Jahre einen Markt für Kameras oberhalb der Smartphone Gucklöcher geben wird, einschließlich Ersatzvornahmen. Aber - dieser Markt wird auf irgendeinem Niveau stagnieren, Platz wird da für nicht mehr als zwei, max. drei Anbieter sein. Und auch die werden nicht mehr so viel verdienen, dass sie davon z.B. exotische Objektive entwickeln und anbieten können. Ich stell mir das vor wie den Markt für Plattenspieler: wer einen will, kann einen kaufen - es gibt noch ein Angebot. Aber weiterentwickelt wird da nichts mehr.


    Vermutlich werde ich irgendwann nochmal Equipment nachbunkern, und das muss dann reichen für den Rest meiner Tage. Vielleicht ist Fotografie in 20 Jahren auch nur noch eine Nische für Nostalgie-Fans. Dann bin ich eben einer von ihnen. Old but happy.

  • Ich meine damit, dass im ersten Schritt der Digitalisierung mehr oder weniger analoge Konzepte in die Digitalwelt übertragen wurden.


    Jetzt zeigen aber im zweiten Schritt die Softwarebuden, wie Google und Apple, was passiert, wenn man weiterdenkt.


    Wie im Smartphone Thread schon geschrieben, würde man die heute in guten Smartphones üblichen Techniken der Computitional Fotografie auf größere Sensorformate übertragen, könnte man bahnbrechende Fortschritte erzielen.


    Wenn man sich diese neuartigen RAW Dateien, die aus mehreren miteinander verrechneten Bildern in iPhone 12 pro max erstellt werden, anschaut und mit arbeitet, dann ist das wirklich völlig unglaublich, was da möglich geworden ist.


    Das sind Daten auf Niveau großformatiger Kameras....aus einem Smartphone.


    Das sind Entwicklungen, die man von den Kameraherstellern hätte erwarten müssen, nicht von Telefonherstellern.

  • Wenn man sich diese neuartigen RAW Dateien, die aus mehreren miteinander verrechneten Bildern in iPhone 12 pro max erstellt werden, anschaut und mit arbeitet, dann ist das wirklich völlig unglaublich, was da möglich geworden ist.

    Das Affen-Fone kann ich nicht beurteilen, aber mein Smartie hat auch 3 Linsen. Was daraus gerechnet wird, ist nicht schlecht und macht sicher das Beste aus dem Quadratmillimeter-Sensor und den Mini-Lenslein, die da verbaut sind. Aber bei schwierigen Lichtverhältnissen ist mir ein Foto von einem deutlich größeren Sensor, mit Licht von einer deutlich größeren Linse doch ebenso deutlich lieber.


    Mit dem Sensorshift der Oly M1 II kann ich - auf andere Art und Weise - interpolierte Dateien von bis zu 80 MPix erzeugen, die dann aber auch gut 80-100 MB groß sind. Pro Foto! Komfortabel zu verarbeiten sind solche Klopper nicht grade; aber mit meinem übernächsten Computer in ca. 15 Jahren geht das bestimmt schon viel besser.


    Unter'm Strich: nicht alles, was man in einem Handy macht, um die Miniaturisierung der Hardware zu kompensieren, macht in einem größeren Maßstab Sinn. Manch anderes, wie z.B. Fokus-Stacking etc. durchaus. Bloß - das gibt es doch auch im Kamerasektor, oder nicht?


    Wir sind alle keine Propheten. Doch könnte ich mir vorstellen, dass sich der Markt aufteilt (oder bereits geteilt hat): die 08-15 Bilder mit dem Handy in durchaus für den Hausgebrauch angemessener Qualität, und für Amateure (= "Liebhaber") wird es weiterhin etwas leistungsfähigeres Equipment geben. Einen einfachen Turnschuh bekommst Du heute für 19 EUR, trotzdem gibt ein passionierter Läufer u.U. 150 EUR für einen etwas aufwändigeren Schlappen aus, in dem man auch nach 40 km noch keine Blasen bekommt.

    • Offizieller Beitrag

    Ich stell mir das vor wie den Markt für Plattenspieler: wer einen will, kann einen kaufen - es gibt noch ein Angebot. Aber weiterentwickelt wird da nichts mehr.

    Ich weiß ja nicht, solche oder ähnliche Vergleiche liest man immer wieder, aber ich finde das hinkt irgendwie.


    Hier geht es doch nicht nur um einen winzigen Markt audiophiler Liebhaber. Fotografie ist eben nicht nur Hobby: Kein News-Artikel kommt ohne Bild aus, kein Sportereignis ohne zig Fotografen, ebenso Dokumentationen, Werbung, dann sind da noch Hochzeiten, Geburten, Models, usw. Es gibt einfach sehr viel Presse/Agenturen, Kreativschaffende, Hochzeits-, Studiofotografen, die allesamt auf professionelles Equipment setzen müssen und die eine stabile Absatzmenge garantieren. Und eine gewisse Menge an Hobbyisten, die diesem Niveau nacheifert, wird es auch immer geben.


    Klar, das alles auf sehr viel niedrigerem Niveau als noch vor ein paar Jahren und vermutlich werden Samsung und Olympus nicht die letzten Hersteller gewesen sein, die zu drastischen Maßnahmen greifen müssen. Aber dass es irgendwann gar keine Weiterentwicklung mehr geben wird, glaube ich wirklich nicht.

    Die Grafik zeigt es ja deutlich: Der Absatz pendelt sich gerade wieder auf dem Niveau der Analog-Ära Ende des letzten Jahrtausends ein. Aber auch damals war ja Platz für mehr als nur zwei, drei Hersteller.


    Der Plattenspieler hat seine Entsprechung für mich da schon eher in der Polaroid-/Analogfotografie. Das ist in der Tat ein reiner, kleiner Liebhaber-Markt...

  • Hier geht es doch nicht nur um einen winzigen Markt audiophiler Liebhaber. Fotografie ist eben nicht nur Hobby: Kein News-Artikel kommt ohne Bild aus, kein Sportereignis ohne zig Fotografen, ebenso Dokumentationen, Werbung, dann sind da noch Hochzeiten, Geburten, Models, usw. Es gibt einfach sehr viel Presse/Agenturen, Kreativschaffende, Hochzeits-, Studiofotografen, die allesamt auf professionelles Equipment setzen müssen und die eine stabile Absatzmenge garantieren. Und eine gewisse Menge an Hobbyisten, die diesem Niveau nacheifert, wird es auch immer geben.

    Ich fürchte, du bist zu optimistisch. Die Entwicklung der Smartphone-Kameras geht weiter, ein Teil dieser Profianwendungen werden in wenigen Jahren auch mit dem kleinen flachen Teil aus der Hosentasche erledigt werden können.


    Und Smartphones haben noch einen weiteren Vorteil - der allerdings bisher überwiegend als Spaßfaktor genutzt wird: Du kannst dort deine Bilder gleich bearbeiten (bisher meines Wissens nur so was wie Rahmung, Verzerrungen für lustige Bildchen etc. und alles nur über Automatiken ohne großartigen individuellen Eingriff). Lass da mal einen Hersteller auf die Idee kommen, so etwas wie PS als App zu installieren (falls es das nicht sogar schon gibt). Dann kann der Reporter gleich nach der Pressekonferenz die Bilder überarbeiten und druckfertig an die Redaktion schicken. Oder der Hochzeitsfotograf präsentiert seine Bilder noch während der Feier in ausgearbeiteter Form. Gut, es wird nicht alles gehen, aber ich schätze auch im Profibereich wird die Absatzmenge über kurz oder lang um die Hälfte einbrechen. Noch verhindert das eher der Anspruch an das Statussymbol Systemkamera, ohne die ein Reporter seinem Stand nicht gerecht wird, aber die nachwachsende Generation Smartphone wird auch diese Zöpfe abschneiden. Du siehst ja schon heute oft in Nachrichten Handyaufnahmen von Ereignissen (gerade von den unvorhersehbaren, bei denen kein Reporter vor Ort ist) in durchaus verwertbarer Qualität. Noch vor 5-10 Jahren war das undenkbar. Und die Druckpresse wird auch bald über den Horizont schauen und Smartphone-Bilder akzeptieren.


    Wichtige limitierende Faktoren sind im Moment noch:

    a) der Telebereich, die langen Rohre bekommst du nicht sinnvoll an ein Smartphone. Aber bei einem 100MP-Sensor kannst du dir deine 20MP Teleaufnahme auch aus deinem WW-Bild herausschneiden.

    b) große Ausdrucke (Werbung), aber ein Bild kann man auch aus stitchen.

    c) Bildgestaltung bei der Aufnahme wie Freistellungen (das geht aber ansatzweise schon mit EBV - und mit weiterentwickeltem PS an Bord ...)

    d) ... fällt mir gerade nix ein ...


    Ich glaube, viele Rechtfertigungen für große schwere Fototaschen bei den Profis gibt es nicht mehr viele und die letzten Bastionen werden auch noch fallen. Der "Fehler", den die alteingesessenen Kamerahersteller gemacht haben, ist, dass sie die Entwicklung von Digitalkameras überhaupt unterstützt haben. War erst gewinnbringend, aber dann konnten sie die Geister, die sie riefen nicht mehr bändigen. Hat halt keiner vorhergesehen, dass Digitalisierung auch Miniaturisierung bedeutet und dass die Minikameras eines Tages einen derartigen Qualitätszuwachs erfahren.


    Ich glaube, der Fotomarkt wird sich nicht mehr wesentlich erholen, jede phänomenale Verbesserung wird über kurz oder lang auch in den Smartphones auftauchen. Wie im Audio-bereich werden große "Anlagen" eine Nische für Liebhaber bleiben. Die Hersteller müssen sich schnellstmöglich darauf einstellen, dass sie nur noch wenige Liebhaber als Kunden haben werden (vor allem, wenn die Generationen ü-50 von heute nicht mehr in der Lage ist, eine schwere Tasche zu tragen - die vereinzelten Mitforenten, die jünger sind dürfen jetzt hier gerne vehement widersprechen :ugly: :mrgreen:).


    Ich kann Ca-so-ni-fu-pa-tax nur empfehlen als zweites Standbein in den Handymarkt einzusteigen. Das wichtigste Kriterium für ein gutes Handy ist die gute Kamera - und gute Kameras können sie ja :twisted:

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • d) ... fällt mir gerade nix ein ...

    für mich gibt es noch ein d) :smile: ..


    d) Handling und Bedienung.


    Dieses Argument hört man komischerweise nie. Sonst wird immer ein Sucher eingefordert, beim Smartphone sieht man großzügigerweise darüber hinweg. Wie war das nochmals mit dem unverichtbaren gut geformten Handgriff und den ganzen Funktionstasten in Direktbedienung? Was war nochmal mit all diesen Druck- und Drehknöpfen, die man jetzt nicht mehr brauchen soll? Wo ist der Ring für Zoom und den man. Fokus? Und ein Blendenring war ja auch nur ein eigentlich nicht erforderliches nice to have…

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

  • Achim hat Recht. Schaut Euch mal die Kritiken zur Sony A7C an, vor allem im Vergleich zur A7III. Die A7C hat unter Anderem ein Drehrad weniger, keinen Joystick und einen schlechten Sucher. Der Tenor ist "Katastrophe! Unbrauchbar! Quasi Elektroschrott ab Werk!" (ich dramatisiere :pink:)


    Zum Thema Brennweiten: ja, man kann mit großen Bildern prima stitchen. Aber der Effekt, also das "verdichten" eines Bildeindrucks ab sagen wir mal 100 oder eher 200mm, das bekommt man damit nicht geregelt. Dafür braucht es (noch?) ein Objektiv mit langer Brennweite und kein Smartphone.


    Ich vergleiche mal den Kamera- und Smartphonemarkt mit dem Automobilsektor. Eine klassische Kamera mit oder ohne Wechselobjektiv wird zukünftig evtl. das Äquivalent zu einem Cabrio sein. Braucht man nicht, ist aber schön wenn man's mag und hat.

    • Offizieller Beitrag

    Ich fürchte, du bist zu optimistisch.

    Na ja, echten Optimismus kann ich in meinem Post jetzt nicht wirklich erkennen, der ganze Markt wird sich meiner Vermutung nach halt irgendwann auf einem niedrigen Level einpendeln. Ich sehe nur nicht so schwarz, dass ich von einem völligen Kollaps und einem Ende der aktiven Weiterentwicklung dieser Sparte in absehbarer Zeit ausgehe.


    Deinen Pessimismus kann ich allerdings auch nicht nachvollziehen. So sehr man den Erfolg des Smartphones anerkennen muss und insbesondere die Möglichkeiten der Computational Photography, die mittlerweile recht beeindruckend sind, so darf man trotzdem eines nicht außer Acht lassen: Nur weil ein Smartphone etwas (gut) kann, heißt das noch lange nicht, dass es für Profis (oder die, die es gerne wären) interessant wäre.


    Für das Smartphone gibt es bspw. mittlerweile recht gute Videoschnitt-Apps. Ein Freund von mir schneidet seine Drohnen-Videos ausschließlich mit dem Smartphone und da muss ich mich als Hobbyist am PC mitunter ganz schön strecken, bis ich das so hinbekomme. Aber kein professioneller Video-Cutter käme jemals auch nur im Ansatz auf die Idee, seine Video-Produktionen auf einem Smartphone zu schneiden.

    Anderes Beispiel: Auch grafisch recht anspruchsvolle Spiele sind mittlerweile auf einem Smartphone gut und flüssig spielbar. Aber auch das führt nicht dazu, dass die ganzen Gamer ihre PC-/Konsolen-Ausrüstung aufgeben. Weil die keinerlei Interesse daran haben, an so einem kleinen Gerät mit null haptischem Feedback an ihren Fingern ihr Spielerlebnis zu trüben. Und das könnte man noch fortführen, gerade auch was Bildbearbeitung und anderen Anwendungen angeht.


    Überall da, wo professionelles Werkzeug (vermeintlich oder wirklich) benötigt wird, kommt man mit dem Smartphone einfach schnell an seine Grenzen. Und dabei lasse ich den technologischen Vorsprung und die bessere Qualität von Systemkameras mal ganz bewusst außen vor. Da genügt allein schon das, was aeirich geschrieben hat. Das hat etwas mit Werkzeug, Bedienung, Haptik, Ergonomie, Workflow, Schnittstellen zu tun.


    Sobald Hobby/Spaß im Vordergrund stehen, spielt das Smartphone natürlich seine Stärken aus. Und deshalb ist es ja auch gerade in diesen Bereichen so erfolgreich, in der Gelegenheits-Fotografie, im Gelegenheits-Videoschnitt, beim Musikhören, für soziale Medien, für Gelegenheits-Spieler, usw.


    Eine klassische Kamera mit oder ohne Wechselobjektiv wird zukünftig evtl. das Äquivalent zu einem Cabrio sein. Braucht man nicht, ist aber schön wenn man's mag und hat.

    Ich stimme dir ansonsten voll und ganz zu, aber hier denke ich wie gesagt, dass es für klassische Kamera, also Geräte, die speziell für diesen Zweck entwickelt/gebaut werden, immer auch einen tatsächlichen Bedarf geben wird und nicht nur einen eingebildeten.

  • und mir fällt gerade nach ein e) ein :smile:


    e) "Technikaffinität"


    "Fotografen" sind (und waren es auch schon immer) technikaffin, "Knipser" nicht. Soll heißen, der "Fotograf" setzt sich gezielt mit der Technik seines Werkzeuges auseinander, möchte sie kennen, individuell beherrschen und konfigurieren, um diese bestmöglich für seine Zwecke nutzen zu können. Der "Knipser" möchte von alledem nichts wissen und möglichst einfach zu einem passablen Resultat kommen. Hier darf die Automatik alle Funktion übernehmen.


    In dem Zusammenhang kann sich jeder vorstellen, dass es wie auch immer geartete, unterschiedliche Produktgruppen für unterschiedliche Zielgruppen weiter geben wird. Deshalb braucht man sich auch nicht grundsätzlich um die Zukunft von Fotoprodukten Sorgen machen, die sich außerhalb des Handysegments bewegen. Ganz einfach, weil es weiter einen Markt dafür geben wird, wenn auch mglw. deutlich kleiner als heute.

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

  • Angenommen die zukünftigen Automatiken sind besser als das, was der mittelmäßig ambitionierte Amateur aus der Kamera holt? Was dann?

    Und wer möchte sich dann mit einer schweren altmodischen Kamera beschäftigen, wenn er mehr als Technikaffinität haben muss, um die Automatik zu überbieten?


    Mal davon abgesehen, dass sich technikaffine User auch am Smartphone auslassen können.


    In meiner Version der gcam App kann ich für verschiedene Bedingungen und Voreinstellungen ganz unterschiedliche Presets laden, mit denen die jpgs entwickelt werden. Die lassen sich sogar Dank ständiger Verbesserungen automatisch updaten. Ich kann auf Wunsch in die Parameter der Computitional Fotografie eingreifen, usw usw

    Da sind Spielmöglichkeiten bis zum geht nicht mehr enthalten. Klar, bei dem Spiel geht es endgültig nicht mehr um Haptik und Mechanik.


    Subjektiv

    Urteile doch bitte nicht über Dinge, die du noch nicht selbst ausprobiert hast. Besorg dir doch einfach ein paar Dateien zum Spielen. Im Netz gibt es einiges dazu. Da sie im DNG Format gespeichert sind, ist die Verarbeitung kein Problem.


    Denke zudem nicht, dass die Anzahl der Sensoren eines Smartphones etwas über deren Qualität aussagt.


    Die aktuellen High End Smartphones haben mindestens beim Hauptsensor Sensorgrößen verbaut, die man vor einigen Jahren in High End Kompaktkameras bekam. Das sind nicht mehr die Zwergsensoren, die noch vor wenigen Jahren in Smartphones üblich waren. Entsprechend hat sich da einSensordaten noch so viel retten kann die Möglichkeiten sind andere und natürlich sind sie skalierbar. Wenn man aus schlechten Sensordaten noch so viel retten kann, sollte das aus guten Daten noch viel besser gehen.


    Man sieht ja bei den verschiedenen Smartphoneklassen, dass bessere Sensoren zu besseren Ergebnissen führen.

  • Angenommen die zukünftigen Automatiken sind besser als das, was der mittelmäßig ambitionierte Amateur aus der Kamera holt? Was dann?

    Und wer möchte sich dann mit einer schweren altmodischen Kamera beschäftigen, wenn er mehr als Technikaffinität haben muss, um die Automatik zu überbieten?


    Mal davon abgesehen, dass sich technikaffine User auch am Smartphone auslassen können.

    Ich will mich gar nicht groß einmischen, nur an dieser Stelle hierzu einen Einwand, weil ich mich da einigermaßen beschrieben fühle, auch wenn ich das "mittelmäßig ambitioniert" vielleicht durch "mittelmäßig begabt" ersetzen würde.

    Zum ersten Punkt: Das reizt mich dazu, besser zu werden, genauer hinzuschauen, denn das Smartphone verleitet mich, genau dieses genau hinschauen, das Komponieren, zu vernachlässigen.

    Die Automatiken sind schön und gut und erfüllen ihren Sinn mittlerweile verdammt gut, doch dann geht es nur noch um das Auswählen des Looks, oft nach mitgelieferten Vorlagen. Das ist halt nur kurzfristig befriedigend, vergleichbar vielleicht mit dem Unterschied, einen schönen Schrank geschreinert oder einen weiteren Pax bei Ikea gekauft zu haben.

    Ich kann nicht in die Zukunft sehen, doch mittelfristig sehe ich die Softwareentwicklung nicht in der Lage, die Grenzen der Physik (Sensorgröße!) in allen Bereichen zu verschieben. Gut, was derzeit schon mit Nachtaufnahmen (lange Belichtung ohne Stativ!) möglich ist, hätte ich mir so auch nicht träumen lassen, vielleicht täusche ich mich da also.


    Für Tech-affin halte ich mich auch und was ich da am Smartphone machen kann, das ist jetzt nicht so dolle - klar kann ich den Pro-Modus zum fotografieren auswählen, doch das ist wirklich Kappes, das macht das fotografieren so fummelig und langsam, das selbst Schnecken schon das Weite gesucht haben bis ich bereit bin. Andere mögen das schnell hinbekommen, aber da ist für mich der Unterschied zwischen Smartphone mit universellem Touchinterface mitsamt der oft unterschiedlichen Anordnung der Bedienelemente einerseits und der Haptik und der in Fleisch und Blut übergegangenen Bedienung (m)einer DSLR im wörtlichen Sinne greifbar.

    Die Bedienung scheinbar bekannter Programme wie LR ist am Smartphone auch ein mittleres Desaster. Bilder vom Smartphone bearbeite ich lieber und einfacher mit einer von vornherein fürs Smartphone entwickelten App (bei mir: Snapseed) und die Bearbeitung von DSLR-Bildern ist mit LR scheinbar nicht erwünscht, wie sonst ließe sich das völlige Fehlen von Objektivprofilen erklären? Da kommt bei Tech-affinen ziemlich schnell Frust auf. Die Problematik, Bilder aus der Cam gescheit aufs Handy zu bekommen mal außen vor gelassen, mit Nikon macht das alles, nur keinen Spaß!


    Das alles ist natürlich aus meiner Perspektive geschrieben und ich bin nun mal mit den "Großen Dingern" zum Fotografieren gekommen, wer jetzt jung ist, der sieht das für den Hausgebrauch anders. Allerdings weiß auch "die Jugend", den Qualitätsunterschied zwischen DSLR und Smartphone zu schätzen. So haben sich z.B. bei den Abibällen meiner Kinder nicht nur diese sondern auch deren Freunde gerne von mir fotografieren lassen um bessere Bilder als mit dem Smartphone zu bekommen.


    Ich kenne dann auch tatsächlich noch Zwei, die bereits als Jugendliche eine DSLR hatten und diese dann auch artgerecht gehalten haben. Einer hat dann nach der Schule eine Ausbildung zum Fotografen angefangen...


    Schöne Grüße

    Stefan

  • "Mit den Parametern spielen" hört sich für mich wie eine Meldung aus einer Filterblase an.

    Ich gebe immer mal wieder Workshops (momentan natürlich nicht), und ich vermiete zwei

    Studios, in denen "vollausgestattet" nicht mit "wir haben drei Lampen" übersetzt wird.


    Worauf ich hinauswill ist daß ich dadurch sehr engen Kontakt zu einer riesigen Bandbreite

    von Kompetenzen und Kampfklassen habe und einschätzen kann wie das mit der

    Parameterspielerei so aussieht, weil ich denen allen auf die Finger schauen kann/muss.


    Quer durch die Bank weg findet man in allen Kampfklassen einen erschreckenden

    Prozentsatz von Leuten, die nicht einmal die einfachen Zusammenhänge von Zeit

    und Blende verstehen. Einige dilettieren sich mehr schlecht als recht zum Ergebnis,

    bei anderen steckt die Kompetenz im Assistenten, der das richten muss was der große

    Meister nur mit dem Bauch ausdrücken kann.


    Vom "Spielen" mit den Parametern - womöglich noch zielgerichtet - kann keine Rede sein.


    Flächendeckend wird auch Automatik verwendet, und das Ergebnis unreflektiert

    akzeptiert. Im Zweifel schiebt man es auf die Kamera, "die das alles nicht so gut kann".

    Als ob ein Hammer schuld wäre, wenn man Nägel krumm klopft.


    Bei sehr vielen Leuten ist der Weg das Ziel. Sie erfreuen sich an der Kamera.

    Die Ergebnisse sind egal.

  • Der Ausgangspunkt dieser grade etwas eskalierenden Diskussion war doch, ob es eine Markt "jenseits" des Handys in Zukunft noch geben könnte oder nicht. Und nicht, was nun die "bessere" Weise des Fotografierens ist - mit beiden, Handy und Profi-Cam, kann man sicher gute und grottenschlechte Bilder machen.


    aeirich und auch VisualPursuit haben einen interessanten Aspekt erwähnt: die Freude am Werkzeug, die Freude am Handgemachten, die Freude am Tun. Und genau die erlebe ich nicht mehr bei einem Werkzeug, dass alle möglichen Effekte automatisch generiert. Ist vielleicht eine Generationenfrage, meine Tochter z.B. pfeift auf Einstellrädchen und Mechanik, die pusht ihre Schnappschüsse in Snapseed & Co, und gut ist's. Ich dagegen habe z.B. in ON1 hunderte von Presets zur Verfügung, die ich NIE nutze - weil es mir Spaß macht, meine Bilder selbst zu gestalten (bei der Aufnahme), zu entwickeln und den Look selbst zu bestimmen. Doch beides ist legitim.


    Deswegen bleibe ich bei meiner Vermutung, es wird weiterhin ein Marktsegment für Werkzeuge jenseits des Handys geben. Aber der Markt wird deutlich kleiner sein als in der Vergangenheit, und möglicherweise wird man mangels economies of scale höhere Preise als heute zahlen müssen, für eine vergleichbare Leistung. Und wenn's doch anders kommt - ist es mir auch recht. ;)

  • aeirich und auch VisualPursuit haben einen interessanten Aspekt erwähnt: die Freude am Werkzeug, die Freude am Handgemachten, die Freude am Tun. Und genau die erlebe ich nicht mehr bei einem Werkzeug, dass alle möglichen Effekte automatisch generiert.

    ...

    Deswegen bleibe ich bei meiner Vermutung, es wird weiterhin ein Marktsegment für Werkzeuge jenseits des Handys geben. Aber der Markt wird deutlich kleiner sein als in der Vergangenheit, und möglicherweise wird man mangels economies of scale höhere Preise als heute zahlen müssen, für eine vergleichbare Leistung.

    Ja, ähnlich sehe ich das auch. Das ist die High-End-Anlage im Audiobereich, das ist der Möbeltischler, der sich noch neben Ikea behauptet, weil einige wenige Kunden seine Ergebnisse schätzen oder Sondermaße benötigen. NIsche und teuer, wird zwar noch professionell eingesetzt, aber nur da, wo es sich vom Preis-Leistungs-Verhältnis lohnt. Die restlichen/meisten Kunden sind Liebhaber mit Freude am Werkzeug bzw. Produkt. Das Marktsegment bleibt, man muss aber schon ein wenig suchen, dass man einen Anbieter findet.

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

    • Offizieller Beitrag

    Beide Seiten haben Recht, denke ich.


    Wir müssen hier wohl nicht diskutieren ob/dass eine Systemkamera (sei sie nun mit oder ohne Spiegel) auf absehbare Zeit und teilweise auch auf Dauer Qualitäten aufweist, die ein Smartphone nicht bieten kann. Die von Achim bis zum Buchstaben e. verlängerte Liste bietet da einige Hinweise. ich würde gerne noch die Vielfalt und Individualität der Objektive hinzufügen, die abseits jeder Simulation mit einer Vielzahl von charakteristischen bildgestalterischen Möglichkeiten aufwarten.


    Gleichzeitig bin ich ja schon mehrfach negativ mit der Feststellung aufgefallen, dass Smartphones den Bereich Alltag und Urlaub mittlerweile mit erschütternder Fraglosigkeit beackern. Auch im Pressebereich sind die Dinger nach meiner Wahrnehmung längst angekommen. Die Kamerahersteller haben sich in Sachen automatischer Ausarbeitung des Bildergebnisses (Processing) , Nachbearbeitung und Konnektivität wenn man ehrlich ist doch komplett die Butter vom Brot nehmen lassen. Und jetzt kommt Apple so langsam mit 'Rohdaten' um die Ecke, die das Processing aus den unterschiedlichen Einzelkameras, die virtuelle Erweiterung des Dynamikbereichts und was weiß ich noch alles einfach frech ins RAW integriert. Mit dem Ergebnis, dass die Daten 'leider' offenbar sehr tauglich sind...


    Ich gebe mich keinen Illusionen hin. Von den aktuellen Kameraherstellern werden dieses Kunststückchen nicht allzu viele nachvollziehen können. Alle die es ernsthaft versucht haben, sind bisher gestrauchelt (damit meine ich Samsung mit der Galaxy NX und ich meine Zeiss, denen ich für die ZX1 exakt das selbe Schicksal vorhersage).


    Deshalb bin ich so entspannt und glücklich mit meiner Marke. Da weiß ich was ich habe. Ein Maximaum der Dinge, die ich beim iPhone oder einem Androiden nicht bekomme. Für den Tradeoff, damit zunehmend ein Exot unter Exoten zu sein. Dass der Markt aber weiter schrumpfen wird, weil das Smartphone im Fotobereich weiter zulegt, das halte ich für abgemacht und unabwendbar.

  • Ich will mal die letzten Beiträge so zusammenfassen: Ergonomie versus Transportabilität


    Das ist ein Konflikt, der sich zunehmend auch im Arbeitsbereich aufbaut. Klar ist es schön, wenn man mit Tablet oder allerhöchstens Laptop seine Arbeit im Café oder zu Hause auf dem Sofa erledigen kann, den neuen Arbeitsplatz kann man halt überall dabeihaben. Wer aber längere Texte schreiben, Präsentationen erarbeiten oder umfangreiche Tabellen pflegen muss - also die Finger viel auf der Tastatur benötigt - und deswegen überwiegend vor dem Gerät sitzt, bekommt beim mobilen Arbeiten schnell mal Rücken, weil die ergonomische Sitzgelgenheit nicht überall vorhanden ist. Und wer beim professionellen Fotografieren (Anfertigung von Serien) immer nur ein Smartphone nutzt, bekommt halt irgendwann Gicht in den Fingern :mrgreen:

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • Nur mal so, "quasi von Amts wegen", um allen Falschmeldungen konsequent vorzubeugen :razz: ..

    immer nur ein Smartphone nutzt, bekommt halt irgendwann Gicht in den Fingern

    Nein :-o ..


    Und Bindehautkrebs in den Augen!

    Nein :-o ..


    Und Depressionen

    Wäre jetzt vielleicht noch vorstellbar, wurde aber so noch nie in der Fachliteratur beschrieben :-o ..


    Es gibt aber "Smartphone-Sucht", wozu sogar eine sogen. Smartphone Addiction Scale (SAS) :razz: verwendet wird. Also Finger weg von den Dingern :winke:, es ist vielleicht doch nicht so gesund. Das Thema "Strahlen", "5G Magnetismus" :cool: usw. werden wir aber nicht hier anschneiden :kaffee:.

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

    • Offizieller Beitrag

    Warum Achim? Das wären endlich mal wieder Gesundheitsthemen, die einem noch nicht zu den Ohren rauskommen...


    :duck:


    (PS: Meine Frau hat einen Impftermin und bei mir regiert eine ungewöhnliche Mischung aus Freude und stillem Neid)