Das Meer

  • Ich kann mit dem Bild nichts anfangen, da fehlt mir ein Hingucker.

    Nun gut - das ist Geschmackssache und darüber kann man nicht streiten.
    An dem Bild des Herrn Gursky kann ich auch nichts besonderes finden, und trotzdem ...


    Wie auch immer: Meer geht besser. Aber für Menschen, denen Meer ganz fern ist, ist jedes Meerbild ein schönes Bild. Es ist eben Meer. Zauberhaft und nass und weit.


    Ich persönlich hätte einen tieferen Standpunkt gewählt und das Ufer nicht schräg ins Bild genommen.
    Allen Regeln zum Trotz hätte ich mit einem mutigen Bildschnitt die Weite des Meeres und des Horizontes betont.
    Und wäre - so machbar - zu einer anderen Tageszeit dort gewesen.


    Aaaaber: Es ist ein Meerbild und es transportiert Urlaubsträume ins Landesinnere. :daumenhoch:

    Gruß - der Grenzgänger

    (Ich vergebe keine "Likes" - wenn mir etwas gefällt, dann schreibe ich es Euch.)

  • Aaaaber: Es ist ein Meerbild und es transportiert Urlaubsträume ins Landesinnere.

    Ja, man kann sich alles schön reden ... aber von einem erfahrenen Fotografen, der in einem Fotoforum ein Bild zur Diskussion stellt erwarte ich mehr und nicht einfach nur Meer ;)


    Vielleicht kann Sven/Subjektiv ja mal ein paar erläuternde Worte abgeben, warum er uns dieses Foto zeigt.
    Gefällt es Dir denn besonders gut?

  • Wie auch immer: Meer geht besser.

    Zumindest geht es noch auf eine Million anderer Sichtweisen. Was besser oder schlechter ist, ist - wie Du richtig bemerkst - Ansichtssache. ;)


    Vielleicht kann Sven/Subjektiv ja mal ein paar erläuternde Worte abgeben, warum er uns dieses Foto zeigt.
    Gefällt es Dir denn besonders gut?

    Ich finde es immer schwierig, ein Bild zu erkären - wenn es bei jemandem nicht ankommt, dann kommt es halt nicht an. Aber da ich das Bild bewusst unter Bildkritik eingestellt habe und Eure Beiträge mit großem Interesse lese, will ich auch zur Diskussion beitragen:


    Natürlich habe ich auf der Festplatte noch weitere Bilder von dieser Location. Aufgenommen höher oder niedriger, grade oder schräg, mit und ohne Segelboot am Horizont, Steinchen im Vordergrund etc. ... . Aber dieses hier ist - für mich selbst - das "reinste". Ein japanischer Maler hat einmal erkärt, Perfektion sei nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gäbe, sondern wenn man kein Detail mehr entfernen könnte, ohne das Gebilde zu zerstören.


    Ich hatte auch überlegt, als Titel "Quintessenz" zu wählen - denn dieser Dreiklang aus dem warmen Orangeton des Sandes, dem Blaugrün des Wassers und der einen (!) Welle - das ist für mich halt die Quintessenz, die Verdichtung dieses Augenblicks auf die wesentlichen Elemente. Mag auf den einen oder andern langweilig wirken - auf mich wirkt das Bild meditativ beruhigend. Das Meer - ohne Schnörkel, ohne Beiwerk.


    Ein Mainstream-Foto hätte ich wohl anders gestaltet, aber darum ging es mir bei dem Bild nicht (so wenig wie bei allen anderen, ich verdiene ja kein Geld mit meinen Fotos).


    Deswegen werde ich jetzt auch der Versuchung widerstehen, noch zwei, drei Varianten hochzuladen - lenkt nur ab. Ich würde mich freuen, wenn es noch weitere Meinungen zu dem Bild gäbe. Mich interessiert vor allem, wie es auf Euch wirkt: langweilig, beruhigend, konzentriert, nichtssagend, ... ?

  • Nicht spektakulär, aber mir gefällts, gerade auch wegen der "Schrägheit". Allerdings hätte ich aus dem Motiv wahrscheinlich ein Quadrat gemacht, den rechten Rand geschnitten.
    Noch ein anderer - durchaus ernst gemeinter - Aspekt: Es wirkt auf mich auch deswegen beruhigend, weil das Wetter sehr angenehm zu sein scheint. Ich habe eine Woche Nordsee-Urlaub hinter mir, mit, naja, recht gegensätzlichem Wetter. Da sehen die Fotos entsprechend anders aus, ganz anders.

  • Natürlich habe ich auf der Festplatte noch weitere Bilder von dieser Location. Aufgenommen höher oder niedriger, grade oder schräg, mit und ohne Segelboot am Horizont, Steinchen im Vordergrund etc. ...

    Danke für Deine Erläuterungen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass mir das Bild besser gefällt mit Segelboot und mit Steinchen im Vordergrund.
    Mit so einem "Hingucker" würde das Motiv auf mich wohl eher "komponiert" und nicht so "willkürlich" wirken.


    Mich interessiert vor allem, wie es auf Euch wirkt: langweilig, beruhigend, konzentriert, nichtssagend, ... ?

    Nichtssagend und willkürlich waren die ersten Eigenschaften, die mir einfielen.


    Um mal bei dem Gursky-Vergleich zu bleiben ... auf dem Bild von Herrn Gurski gibt es auch keinen "Hingucker" ... aber es ist eine klare Struktur erkennbar. Diese Struktur fehlt mir hier irgendwie. Auch wenn es das Ziel war, möglichst schlicht die Bildelemente Sand, Welle, Wasser und Himmel in Szene zu setzen, so wirkt das gesamte Bild nicht harmonisch/stimmig auf mich.


    Das Motiv ist sicher "schön" und man kann sich das Bild gut ansehen und in Urlaubslaune geraten.
    Unter fotografischen Aspekten wirkt es jedoch auf mich eher wie ein Schnappschuss.


    Aber so unterschiedlich sind die Ansichten und Geschmäcker.
    Und das ist es doch auch, was unser Hobby so interessant macht!

  • Aufgenommen höher oder niedriger, grade oder schräg, mit und ohne Segelboot am Horizont, Steinchen im Vordergrund etc. ... . Aber dieses hier ist - für mich selbst - das "reinste". Ein japanischer Maler hat einmal erkärt, Perfektion sei nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gäbe, sondern wenn man kein Detail mehr entfernen könnte, ohne das Gebilde zu zerstören.

    Der Ansatz ist auf jeden Fall okay. Strand + Meer + Himmel kann auf jeden Fall reichen. Durch Vordergrund + "Mittelgrund" + Hintergrund, die siech dadurch ergeben, hast du ja auch eine gewisse Tiefe im Bild. Maximal reduziert ist das Bild noch nicht.


    Mein Problem ist eher, dass mir das Besondere fehlt, irgendeine klare Stärke des Bildes. Wenn man ein Bild stark reduziert, dann ist das wenige, was im Bild verbleibt, natürlich besonders wichtig und Schwächen werden besonders deutlich. Und Schwächen kann ich ehrlich gesagt schon finden:

    • Das Licht ist fad (leicht flaues Tageslicht, keine Schatten)
    • Der Himmel ist fad (keine Struktur)
    • Der Strand ist fad (keine erkennbare Struktur)

    Untrem Strich wird für mich weder eine klare Stimmung transportiert (wie Fernweh, Lust auf Urlaub, Düsterheit, Sehnsucht,....), noch ist der Bildaufbau so klar, dass das Bild über die rein grafische Ebene für mich funktionieren würde, noch gibt es (wie du festgestellt hast) neben der Welle noch Interessantes im BIld zu entdecken.
    Denke den HIngucker braucht es nicht zwingend, aber wenn der fehlt, müsste man in anderen Bereichen punkten (bzw. sollte man am besten auch dann, wenn man den ingucker hätte).


    Mich spricht es so auch nicht an.

  • Also ich kann mit dem Bild auch so rein gar nichts anfangen. Der erste Gedanke beim ansehen war, dass kann doch nicht von Subjektiv sein.


    Ich schließe mich meine Vorrednern an, es gibt keinen Hingucker oder irgendetwas, was den Blick anziehen würde.
    So wandert der Blick ziellos über das Bild.

  • dass kann doch nicht von Subjektiv sein

    Das allein würde ich eher als Kompliment auffassen (ich weiß, es ist keines): wenn meine Bilder stilistisch eines Tages so ähnlich warden, dass jeder sofort erkennt, von wem es stammt, dann bin ich in der Entwicklng stehen geblieben. Da versuche ich doch lieber ab und zu was anderes - auch auf die Gefahr hin, in der einen oder anderen Sackgasse zu enden. :winke: . Mit fortschreitendem Alter ist auch gar nicht verhinderbar, dass man immer neue Sichtweisen und Einsichten gewinnt - viele Aufnahmen, die ich vor 10 Jahren gut fand, gefallen mir heute nicht mehr. Und umgekehrt. Planbar ist dieser Prozess nicht.


    Zurück zum Bild: erst mal danke für die rege Diskussion! Auch wenn einzelne offenbar meine Sicht nachvollziehen können, die Mehrheit gibt das Feedback "langweilig". Ist o.k., wollte ich ja wissen.



    Ich könnte mir gut vorstellen, dass mir das Bild besser gefällt mit Segelboot und mit Steinchen im Vordergrund.

    Über ein Steinchen oder die obligate Muschel im VG könnte man m.E. noch reden - ein Boot am Horizont wäre in meinem Augen nur störend. 08-15 wäre m.E. beides - hat man einfach schon zu häufig gesehen, findest Du nicht?


    Und wäre - so machbar - zu einer anderen Tageszeit dort gewesen.

    Du hast recht - viele Motive leben von einem besonderen Licht, und das findet man eher abends oder morgens vor. Wenn ich diesen Strand als Motiv "vollständig" erarbeiten wollte, wäre ich mehrfach dorthin gefahren, um Bilder unter verschiedenen Lichtsituationen zu machen.


    Es ist bei mir i.d.R. allerdings umgekehrt: Ich komme an irgendeinen Ort, zu grade dieser Zeit, und erlebe und empfinde dort etwas. In diesem Fall diese wunderbare Ruhe, die sich durch das ganz regelmäßige Heranplätschern der See manchmal einstellt (manchmal auch nicht!). Wenn es mir gelingt, alles andere für ein paar Minuten komplett auszublenden, ist das ein Glücksgefühl. Nur diese Emfindung habe ich für mich in einem Bild festhalten wollen - deswegen kommt mir da auch kein Segelboot und keine Qualle auf den Chip!


    Ein Schnappschuss war es allerdings nicht - ich habe ca. 20 Versuche gebraucht, bis die Welle(n) genau ins Bild gepasst haben. Wie gesagt: für mich selbst funktioniert das Bild. Dass diese Stimmung für die meisten für Euch an diesem Foto nicht nachvollziehbar ist, ist eine interessante Rückmeldung. Mal sehen, ob ich beim nächsten Erlebnis dieser Art andere Stilmittel finde, um das zu transportieren.


    Nochmals Danke für die Diskussion! Wieder was gelernt ...

  • Der Hingucker ist für mich - wie ich oben schon schrieb - die sich brechende Welle zusammen mit dem vom Strand zurücklaufenden Wasser. Ich spüre förmlich den Sog unter der Schaumkrone an den Füßen, der nach draußen zieht. Eine längere Belichtungszeit würde das restlos zerstören, die sichtbare Kraft des Wassers auf 0 reduzieren. Weiches Wasser am Meer (oder bei einem Wasserfall) ist für mich ein Nogo, das Elementare geht dadurch verloren. Ich liebe es halt, wenn mich am Strand der Untersog von den Füßen reißt und die Wellen mich durchwirbeln (okay, dafür ist diese kleine Welle natürlich viel zu niedlich, 1-2m Wellenhöhe darf es schon haben ;) ).

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • Eine längere Belichtungszeit würde das restlos zerstören, die sichtbare Kraft des Wassers auf 0 reduzieren. Weiches Wasser am Meer (oder bei einem Wasserfall) ist für mich ein Nogo, das Elementare geht dadurch verloren.

    Deshalb schrieb ich "mit einem leichten Graufilter".


    Vergleiche mal hier gleich das erste Beispiel:
    Wasser und Graufilter - Beispielbilder und Analyse


    Das erste Bild ist eingefroren wie hier - kraftvoll finde ich das nicht. Das zweite Bild ist mit einem starken Graufilter weichgespült und dadurch sehr ruhig. Das dritte Bild (mittlerer Graufilter) dagegen wirkt dynamischer, da hat das Wasser noch Struktur und man sieht es mehr "fließen".

  • Hmmm, da weichen unsere Geschmäcker deutlich voneinander ab - für mich Bild 1 in deinem Beispiel, ich möchte jeden kleinen Spritzer sehen. Bild 2 ist gerade noch akzeptabel und Bild 3 treibt mir dann die Tränen in die Augen ...

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • Ich habe mir dein Bild jetzt mehrfach angesehen, und mMn bringt es Flash ganz genau auf den Punkt.



    Das sind mMn auch die Ansatzpunkte, an denen man arbeiten kann, d.h. eben auch Bea (Kontraste, Farben) und vor allem auch dem Format/Bildaufbau (ein echtes 3:2 quer hier besser als 4:3, oben und unten mehr Platz im Sinne 1/3 Regel usw.) Der Bildgedanke ist grundsätzlich mehr als ok, und in dem Zusammenhang denk mal an all das, was du zum Thema im Faden "Abstraktes im Alltag" geschrieben hast. Das hat auch hier grundsätzliche Gültigkeit.


    Hier mal ein paar Versuche aus der Vorgabe, auch wenn diese sehr beschränkend ist:

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

  • Ansatzpunkte, an denen man arbeiten kann

    Danke für Deine Ideen, Achim.


    S/W funktioniert m.E. hier nicht - dazu ist der Farbklang zu essentiell für das Bild. Allein von der Struktur lebt es, finde ich, nicht.
    Quadratisch - ja, ist eine Option, aber dann hätte ich eine schmalere Welle aussuchen müssen, damit sie rechts nicht so unmittelbar abgeschnitten wird.
    Mehr Querformat, z.B. Schnitt auf 5:3 - müsste ich aber oben und unten wegschneiden, und dann brechen mir die Farbproportionen weg.


    Die stärkere Sättigung ist ein Hinweis, den ich mir nochmal ansehe - im direkten Vergleich sehe ich jetzt, warum auf manche das Original zu flau wirkt. Deine Version kommt auf meinem Monitor (und am Abend, mit weniger Umgebungslicht) zu knallig rüber - aber vielleicht irgendwo auf halbem Weg.


    Ich werde jetzt nicht noch x Varianten einstellen, das gehört eher zu pimp my picture. Aber Du darfst für Dich verbuchen, dass ich nochmal ein wenig experimentiere mit dem Bild.


    An dem Motiv als solches halte ich fest. Nicht, weil ich meine, es müsse Dir oder anderen doch gefallen, sondern weil es für mich so, in dieser Form, stimmig ist.