Down the road in Silves

  • Gleich noch eins in S/W - die Kontraste sind bewusst so gewählt, wie sie sind. "Silves" ist ein etwas totes Kaff im Hinterland der Algarve. War wohl mal bedeutender als Lissabon, ist aber inzwischen ziemlich ausgestorben und eher auf dem Weg "down the road". (Übrigens eins der Bilder, die ich nun nicht unter "Street" einordnen würden; aber Architektur oder Landschaft passen auch nicht richtig ...)

  • Gefällt mir! Oder, "das Foto funktioniert", wie man manchmal hört. Sowohl die s/w Umsetzung als auch der vor dem Mann liegende, leicht diagonale und teilweise nicht einsehbare Weg wirkt sehr ansprechend.
    Falls man aber unbedingt etwas finden will, das nicht optimal ist, dann vielleicht die angeschnittene Verzierung der vorderen Laterne. Wegmachen bei dem Hintergrund wäre ja nicht die größte Herausforderung. Aber wie gesagt, ein Beinbruch ist das so sicher nicht.
    Eine andere, mögliche Überlegung: den angeschnittenen Briefkasten rechts an der Hauswand empfinde ich zwar nicht als störend, falls man aber doch schneiden möchte - sofern der Schnitt auf ca. halbem Weg zwischen der Kante des Briefkastens und der des Hauseingangs erfolgen würde - wäre das Kreuz des Mannes sowohl im horizontalen, als auch im vertikalen Goldenen Schnitt.
    Aber nochmal: Man MUSS nix an dem Foto ändern.

  • Dieses Bild ist ein großer Wurf, wirklich.


    Spannend auch eine Diskussion wiederzuerleben deretwegen ich damals das
    Studium Kommunikationsdesign abgebrochen hatte.


    Uns Studenten wurden damals Semesteraufgaben mit festen Themen
    zugeteilt, und wir sollten darüber hinaus weitere Arbeiten abliefern.


    Ich lieferte ein Bild ab, das bei Vorlage Aaahs, Oooohs und "tolles Bild" hervorrief.


    Und dann fiel einem der Professores auf daß er keine Schublade für dieses
    Bild fand. "Ist das ein Architekturfoto?"


    Es waren auch Gebäude drauf zu sehen, also sagte ich
    "Wenn Sie wollen, dann ist das ein Architekturfoto".


    Prompt brach ein Tumult aus, und das Gremium lief zu Hochform auf.
    Ja wenn das ein Architekturfoto sein solle, dann könne man auf gar
    keinen Fall dies machen, da schneiden, und die Kontraste wären.....


    Von einem tollen Foto wandelte es sich zu etwas das sie ganz entsetzlich
    fanden, weil sie nicht ausserhalb ihrer Schubladen denken konnten.


    Sie verlangten nach einer Schublade und waren dann unglücklich daß
    es nicht wirklich in ihre Schublade passte. Mich machte man dann für
    die Untauglichkeit ihrer Schubladen verantwortlich.


    Für mich der Grund an genau dem Tag die Uni zu verlassen.
    Ich konnte da nichts mehr lernen.


    Zurück zu diesem Bild: Das hat genau das was die Bilder vom Leuthard
    alle nicht haben.


    Goldener Schnitt ist eben nur ein Aspekt, aber der allein reicht nicht.

  • Falls man aber unbedingt etwas finden will, das nicht optimal ist, dann vielleicht die angeschnittene Verzierung der vorderen Laterne. Wegmachen bei dem Hintergrund wäre ja nicht die größte Herausforderung.

    Das hab ich mir eine Weile überlegt, und ehrlich gesagt, hätt ich auch das Fußgängerschild nicht unbedingt gebraucht. Aber bei diesem Bild hätte es für mein Gefühl die Authentizität verletzt, daran herumzustempeln. Die Wirklichkeit ist halt nicht immer perfekt komponiert, also lasse ich ihr die eine oder andere Beule und Schramme (dazu gehört übrigens auch der Pömpel am linken Bildrand).


    Und dann fiel einem der Professores auf daß er keine Schublade für dieses
    Bild fand.

    Ich nenne es einfach eine Impression, ein Eindruck. Da passt im Zweifel alles drunter ...


    Übrigens vielleicht interessant, dass es das einzige Bild ist, dass ich an dem ganzen Nachmittag in dieser Umgebung gemacht habe. Nicht, weil es nichts zu fotografieren gegeben hätte (ein paar Straßen weiter unten ziehen Buslandungen von Besuchern durch), aber mir ist es nur an dieser Stelle gelungen, die Mischung aus pittoresk, trostlos, aber vielleicht auch doch nicht so trostlos, also diese ganz komische Stimmung in dieser Ortschaft so einzufangen, dass sie mir als Erinnerung an das Erlebte taugt.


    Für mich der Grund an genau dem Tag die Uni zu verlassen.
    Ich konnte da nichts mehr lernen.

    Schade. Kommt vor, aber trotzdem schade. Als Steuerzahler würde ich mir wünschen, dass Unis für ihr Geld junge Leute eher ermutigen als zu demotivieren.
    Immerhin hast Du Deinen Weg ja gefunden - weiterhin viel Freude und Erfolg dabei!

  • Sorry, Rainer, aber die derben Kontraste tun mir persönlich fast schon in den Augen weh...


    Für mich gibt's am Original nichts zu verbessern und ich würde auch nichts wegstempeln. Es gibt viel zu gucken, ich wandere gemütlich durch das Foto ;) Großes Kino!

    Lieben Gruß
    Andrea


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    Auch Wolkenkratzer haben mal als Keller angefangen.

  • Sehr gut. Alles im Bild und der Ausschnitt passt und wirkt.


    Tristesse kann ich als Natur- und Landmensch beim Anblick solcher Wohnzeilen auch empfinden.
    Tristesse als Stilelement. Funktioniert gut hier.


    Technisch ist mir in dem Bild irgendeine Schärfungsinstanz zu viel. Das linke Flussufer der malerischen
    Landschaft im Hintergrund leidet darunter. Mag auch zu viel Kontrast sein. Etwas weicher fänd ich
    persönlich passender.

  • Mir gefällt bei dem Motiv besonders der linke Bereich ... die Straße mit den Lanternen vor der Flusslandschaft.
    Ich könnte mir das Bild daher auch gut mit einem quadratischen Beschnitt - reduziert auf diesen Bereich - vorstellen.
    Damit verschwindet dann auch ein Großteil der modernen Fenster und der Stromkasten, die das "Idyll" für meinen Geschmack etwas stören.


  • Damit verschwindet dann auch ein Großteil der modernen Fenster und der Stromkasten, die das "Idyll" für meinen Geschmack etwas stören.

    Hmm, der Stromkasten stört mich überhaupt nicht, den habe ich fast irgendwie "erwartet", er ist so typisch für solch eine Stadt mediterraner Prägung (und zum Beispiel auch in Südamerika zu finden).


    Der Schnitt sagt mir auch sonst nicht zu, der Mann ist mir zu sehr an den Rand gedrängt. Und auch die Fenster sind mir erst durch den Schnitt bewusst geworden. Gleitet der Blick beim Original von der rechten Seite der Häuserfront folgend nach innen, verharrt kurz bei dem Mann und geht dann weiter zu den eher frontal aufgenommenen hinteren Häusern und der Landschaft, so wird der Blick nach dem Schnitt nach rechts zu dem Mann gelenkt (läuft also andersherum), verharrt dort deutlich länger bei der Betrachtung, weil er nicht weitergeleitet wird, und nimmt somit die Umgebung des Menschen (also auch die modernen Fenster) viel bewusster wahr.

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil