Bildanfragen - Geld oder Ehre?

  • Zitat von "dirk gently"

    Ob sowas dann prinzipiell dem Profi die Wurst vom Brot nimmt ist diskussionswürdig


    Ein wenig schon, ja. Und falls dem so sein sollte, kommt noch hinzu, daß der entsprechende Photograph eben wohl auch seine Profinische nicht gefunden hat! Wenn er sein Geld verdienen will, indem er nur Pilze photographiert, die a) jeder Otto-Normal-Bürger ebenfalls ablichtet und b) nicht besser sind, als die des Otto-Normal-Bürgers, dann ist sein Handwerk nicht professionell genug.


    Also liebe Photographen: Macht den Unterschied deutlich, statt nur zu motzen, daß euch jemand mit nem Pilz die Butter vom Brot klaut!

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von "dirk gently"


    Na dann will ich mal ;)


    Den Profi, dem das die Wurst vom Brot nimmt, gibt es vermutlich wirklich nicht mehr unmittelbar. Er ist ersetzt worden durch Photostocks und dergleichen. Die Leute, die über solche Wege Geld verdienen, freuen sich aber auch nicht, wenn Ihr Zubrot auf der ganz kostenlosen Schiene weiter untergraben wird. Doch lassen wir die Stock-Beschicker mal aussen vor: Die Tatsache, dass es womöglich keine unmittelbar Betroffenen gibt, ist nicht damit gleichzusetzen, dass solche Tendenzen ohne Folgen für die Branche wären. Sie entziehen der Branche als ganzes den Boden (und das nicht erst seit gestern) und zwingen die Profis in immer engere, noch lukrative Tätigkeitsfelder.

  • Es geht doch nicht nur um Fotoprofis. :roll:
    Z.B. der Vergleich mit Wikipedia/kommerziellen Lexika fiel ja schon.
    Ich schlage mich als Texter übrigens doch mit ähnlichen Problemen herum.
    Schreiben? Kann doch jeder... :P
    Ich schreibe überwiegend ehrenamtlich und unter Pseudonym für verschiedene Tierschutzorganisationen, aber auch für ganz kleines Geld für eine international tätige, gewinnorientiert arbeitende Organisation.
    Ohne den Idealismus, für lau oder fast lau zu schreiben würde ich gar nicht schreiben - aber auch nichts - und sei es auch noch so klein - bewegen.
    Mir wurde schon recherchierter und aufwändig ausformulierter Text geklaut - das finde auch ich schei**e.
    Ich wurde aber auch schon öfter angefragt, ob ein Text (für eine mir gut dünkende!) Sache ebenfalls verwendet werden darf, dann freu ich mich einfach. :)


    Sollte ich mich nun schämen, anderen PR-Schreibern, Journalisten oder Textern (oder der Sekretärin, die eine zwei in Deutsch im Zeugnis hatte :twisted: ) die Pfründe wegzunehmen? :roll:

  • Zitat von "dirk gently"

    Ob sowas dann prinzipiell dem Profi die Wurst vom Brot nimmt ist diskussionswürdig


    In der Summe schon, wenn in dem Buch 100 Bilder sind, die der Verlag mit 100 Belegeexemplaren bezahlt hat. Für mich stellt sich allein die Frage, ob der Profi nicht damit leben muss, bzw. wenns nicht mehr reicht, sein Produkt einstellen soll, wie es ghooosty seinerseits dem Verlag und seiner Buchreihe vorschlägt, vielleicht, weil die Wikipedia-Autoren durch ihre Gratis-Arbeit dem Buchverlag die Grundlage entziehen. Oder die OpenStreetMap-Gemeinde den Kartenherstellern. Berufsstände kommen und gehen, und wenn deren Produkte immer mehr zur Massenware werden und sie jeder so ähnlich selbst herstellen kann, dann bezahlt eben niemand mehr dafür.

  • Nachdem das Thema nun von Ursulas Ursprungsfrage abgetrennt wurde und so richtig frei diskutierbar ist stelle ich noch folgendes in den Raum.


    1.: ein Bekannter von mir ist Schauspieler und Artist, ein begnadeter Jongleur! Er jongliert und feuerspuckt regelmäßig ohne Entgelt vor/bei geistig behinderten Kindern/Jugendlichen/Erwachsenen im gesamten Raum Frankfurt und Main Taunus. Ist sein Vorgehen, eine geldwerte Leistung kostenlos zu präsentieren amoralisch, zumindest seinen Berufskollegen gegenüber?


    2.: Freunde und ich haben wiederholt mit unsrer Acappella-Band gratis auf teils größeren Veranstaltungen gesungen. Künstleragentueren/Dienste hätten nur allzugern (semi)professionelle Musiker bzw. Bands zu den üblichen Sätzen untergebracht. War unser Vorgehen amoralisch, anderen Bands gegenüber?


    3. Oder unterscheidet man/ihr danach, ob man sich selbst gratis anbietet oder angefragt/"angebettelt" wird?

  • Zitat von "manolo"

    Sollte ich mich nun schämen, anderen PR-Schreibern, Journalisten oder Textern die Pfründe wegzunehmen? :roll:


    :???:


    Du vergleichst Äpfeln mit Äpfeln... Was du deinem eigenen Berufsstand wegnimmst, nennt man Konkurrenz. Wie du das machst ist dein persönlicher Ehrenkodex.


    Aber Tequila ist eine Birne und die Fotografen sind die Äpfel.

  • Zitat von "murmel"

    Du vergleichst Äpfeln mit Äpfeln...
    Aber Tequila ist eine Birne und die Fotografen sind die Äpfel.


    Könnte eine engagierte Birne nicht einem ehrenamtlichen Apfel gleichen?


    Machen wir Tequila einfach zur Photographin, dann segnen es demzufolge wohl alle ab, wenn sie was hergibt. :mrgreen:


    Bezahlt wird bei Geldknappheit dort, wo man es nicht schnorren kann - weil sich die Dienstleistung vom Hobby vieler Leuter unterscheidet, oder deren Niveau übersteigt. Wenn meine Seifenkiste schneller fährt, als der neue SL 65 AMG, dann tut mir das auch nur bedingt leid. Müssen die eben mit ihrer Mehrzeit, die sie im Beruf ja haben, etwas besser werden.


  • Meine Meinung:
    1. nein, ganz im Gegenteil
    2. nein
    (wenn keiner unverhältnismäßig daran verdient, aber stell dir vor in 1. oder 2. sammelt jetzt jemand Eintritt ein, versilbert so die kostenlos dargebote Kunst und steckt den Erlös in die eigene Tasche - das würde mich als Künstler wurmen, in dieser Weise benutzt zu werden)


    3. ja (finde ich unverschämt, jemanden unbekannten um eine kostenlose Leistung zu bitten, wenn die einzige Intention dabei der eigene Gewinn ist - wenn ein gemeinnütziger oder sonstiger nobler Zweck dahinter steht, ist das was anderes).


  • Ich unterscheide nach einem ganz anderen Kriterium.
    Auf Nachfrage nenne ich Dir gerne die ganze Liste von Organisationen, für die ich schon kostenlos gearbeitet habe und noch arbeite. Sie alle eint eines: Sie tun das, was sie tun aus sozialem Engagement heraus.
    Ein Verlag - sei es auch ein Kinderbuchverlag - tut das, was er tut, um Geld zu verdienen. Knallhart und je mehr desto besser. Wer es ihm gibt ist ihm völlig egal (ich habe selbst schon ein kleines Vermögen für Kinder- und Jugendbücher ausgegeben, ich weiß also was die kosten). Die Controller des Verlags wissen, je billiger die Ware vom Lieferanten eingekauft wird, desto mehr bleibt auf der Haben-Seite.
    Also schenk dem Verlag etwas, dann besteht Deine soziale Tat darin, den Shareholder Value dieser Firma um ein paar Hundertstel Promille verbessert zu haben. Mich stört an der ganzen Sache, dass da über die Jugendschiene ein sozialer Hintergrund vorgetäuscht wird, der überhaupt nicht da ist. Kinderprodukte sind ein riesiger Markt mit ständig nachwachsender Zielgruppe, mehr nicht.


    Ich betrachte es schlicht als unfair vom Verlag, dieses Ansinnen überhaupt zu stellen.
    Ich selbst habe schon über die Galerie bei Penum oder über andere Galerien Bilder für Composings oder Broschüren besorgt. Wenn sie veröffentlicht wurden, ist immer ein Honorar in Form von Geld oder Material geflossen. Bin ich jetzt als hoffnungslos dämlich einzustufen...?


    Ein Bild ist eine Ware. Wenn jemand diese Ware braucht, dann hat sie einen Wert.
    Es ist doch eine Herabwürdigung des Autors, wenn der Verlag per se davon ausgeht, er sei ein veröffentlichungsgeiler Hobby-Knipser ist, der alles täte - notfalls auch Katzen fi**en, wenn er nur einmal behaupten kann "mein Bild ist im XYZ_Magazin"...

  • @ manolo

    Zitat von "manolo"


    1.: ein Bekannter von mir ist Schauspieler und Artist,.....


    und, wird da Eintritt verlangt und wenn ja, an wen geht der Erlös?


    Zitat von "manolo"


    2.: Freunde und ich haben wiederholt mit unsrer Acappella-Band gratis auf teils größeren Veranstaltungen gesungen. .......


    unbekanntere Künstler treten ja gerne, der Ehre wegen (oder einfach nur des Auftretens wegen) auch in Veranstaltungen auf, an denen Andere verdienen.

    Zitat von "manolo"


    3. Oder unterscheidet man/ihr danach, ob man sich selbst gratis anbietet oder angefragt/"angebettelt" wird?


    ich unterscheide jedenfalls dannach, ob und wer daran verdient.
    wenn jemand an meiner Tätigkeit etwas verdient, dann bekommt er von mir nichts geschenkt, ganz einfaches System ... alles andere betrachte ich als Dummheit.

    Sony α7r III / SEL24105G & Canon EF via Metabones V und Altglas

    In der Natur gibt es weder Belohnungen noch Strafen.

    Es gibt Folgen.

  • Zu meinem Argument, dass die Bezahlung mit dem Belegexemplar ein adäquater Preis ist, weil aktuell marktüblich, hat noch niemand was gesagt. So absurd? Imho versucht hier niemand, jemanden abzuzocken, sondern beginnt sein Angebot lediglich an der Untergrenze des marktüblichen Preises.


    mol: Betrachtest du alle als dumm, die an Projekten wie Wikipedia mitarbeiten oder der Google-Suchmaschine den Inhalt ihrer Webseiten gratis anbieten (u.a. dieses Forum hier), damit die sich mit Werbung dumm und dämlich verdienen?

  • Zitat von "maz"

    Zu meinem Argument, dass die Bezahlung mit dem Belegexemplar ein adäquater Preis ist, weil aktuell marktüblich, hat noch niemand was gesagt. So absurd? Imho versucht hier niemand, jemanden abzuzocken, sondern bietet den marktüblichen Preis an. Das Angebot beginnt natürlich ganz unten, klar.


    Doch.
    Das Belegexemplar ist eine Selbstverständlichkeit, kein adäquater Preis.

  • Puh da ist man 2 Stunden weg und verliert sofort den Faden :ugly:


    Zum Thema: Ehre! Zumindest in diesem Fall :D


    Zum Thema Äpfel und Birnen: Hier wird alles verglichen: Zwetschgen, Mercedes, Bilder, Profis, Stümper und anderes Gemüse - ich glaube da liegt unser Problem.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von "dirk gently"

    Zum Thema Äpfel und Birnen: Hier wird alles verglichen: Zwetschgen, Mercedes, Bilder, Profis, Stümper und anderes Gemüse - ich glaube da liegt unser Problem.


    Ich sehe das Problem eher darin, dass hier 2 Welten aufeinander treffen:


    1. Die Hobbyfotografen, die einen mehr oder weniger "normalen" Arbeitsplatz haben und damit ihr Geld verdienen.


    2. Die Fotografen, welche ausschliesslich davon leben, Bilder zu verkaufen oder entsprechende Aufträge (Hochzeit, Werbung etc.) zu bekommen.


    Dem einen kann es egal sein, den anderen kann es die Existenz kosten.

  • Bei mir ist es ganz einfach...


    Verdient einer Kohle mit der Sache, dann soll er auch meine Leistung honorieren und da ist mir egal, ob das nun für ein Kinderbuch oder was auch immer ist.


    Ich habe schon viele Bilder für Lau abgegeben, auf Anfragen die privater Natur waren.
    Homepage mit Quellenangabe, Präsentation für einen Rallye-Club, etc.
    Ich bin nun wirklich überhaupt kein Geld-Geier, aber es gibt Dinge, da hört es bei mir auf.
    Die Anfrage an Ursula ist so ein Fall und ich weiss überhaupt nicht, was es da gross zu diskutieren gibt. :roll:

  • Ein schweres Thema wie ich feststelle. Da gehen die Meinungen stark auseinander.


    Lucky hat recht. Belegexemplare sind selbstverständlich. 25 Euro für ein Bild haben ungefähr den Gegenwert eines Stockfotos. Jetzt bleibt noch der Kurs für den Verwendungszweck. Im kommerziellen
    Buchdruck werden eine Menge Euros verdient. Ich möchte Ursula nich abraten ihr Bild freizugeben,
    aber an ihrer Stelle würde ich zu den 25 Euro, mindestens 10 Exemplare des fertigen Buchs verlangen.
    Fünf die sie an heimische Kindergärten und Grundschulen verteilen darf, und weitere 5 die sie an Kinder innerhalb der Familie verteilen möchte.


    So wird sich zeigen wie sozial der Verlag gegenüber Kindern eingestellt ist. Die machen meiner Meinung
    nur den Eindruck einen Bildungsauftrag zu haben. Die wollen in erster Linie Knete machen.
    Fünfundzwanzig Euro für ein seltenes Bild, und 10 Bücher, sind in meinen Augen gegen den Gewinn den der Verlag macht Lächerlich. Wenn sie sich kleinlich zeigen würde ich ohne zu zögern ablehnen.


    @Ursula
    Wieviel Geld und Zeit hast du in deine Ausrüstung Investiert um so ein Foto schiessen zu können?


    manolo
    Du bist eh zu gut für diese Welt, wenn es nicht gerade um Geld geht...

  • Mit einigen hier ist echt nicht gut Kirschen essen :shock:


    Ich denke Tequila hat ungefähr so viel Input wie ich ihn nach der Rezeption einiger Beiträge hier brauche - und zwar an Tequila. An dieser Stelle klinke ich mich jedenfalls, etwas etwas fassungsloser als zuvor, aus. :duck: