Schloss Mitwitz

  • Noch einmal Schloss Mitwitz. Ich versuche gar nicht erst, Euch das als ooC zu verkaufen - der Himmel ist einkopiert (immerhin Beleuchung aus der gleichen Richtung und ungefähr gleiche Tageszeit, nur eben andere Wolkenbildung). Man sieht das auch rechts in dem Geäst, dass ich mit allen Tricks und Finten nicht besser maskieren konnte; nicht nur sehr feingliedrig, sondern obendrein noch teilweise geringe Kontraste, da machen die meisten Tools dann doch schlapp. Anyway, mir gings mehr um die Gesamtwirkung im Ergebnis, das ich dann hier auch zur Diskussion stellen möchte:

    (Laowa 7.5 mm, Bl. 5.6)

  • Zwei einsame Fans bisher, doch ich sehe schon, dass "gefakete" Bilder zwar ein paar Klicks auf sich ziehen, ohne dass sich jedoch eine Diskussion entwickelt.


    Was mich in aller Kürze interessieren würde: ist die schiere Tatsache abschreckend, dass hier offenkundig montiert wurde? Oder die handwerkliche Ausführung? Oder ist das Bild als solches einfach langweilig? Für ein paar kurze Feedbacks wäre ich dankbar, und sei es " ... alle drei!".

    • Offizieller Beitrag

    Was mich in aller Kürze interessieren würde: ist die schiere Tatsache abschreckend, dass hier offenkundig montiert wurde? Oder die handwerkliche Ausführung? Oder ist das Bild als solches einfach langweilig? Für ein paar kurze Feedbacks wäre ich dankbar, und sei es " ... alle drei!".

    Weder noch, ich finde das eigentlich ganz gut gemacht. Bin mir nicht mal sicher, ob ich überhaupt bemerkt hätte, dass der Himmel reinmontiert wurde, wenn du es nicht ausdrücklich erwähnt hättest.


    Was ich vielleicht bemängeln würde, ist der Bildaufbau. Irgendwie gefallen mir die Bilder aus deiner hier schon gezeigten Serie besser, irgendwie klarer, aufgeräumter, mit besseren Vordergründen und ohne ablenkende Hintergründe: Frankenalb - Fränkische Schweiz - Fränkisches Jura


    Von daher hat es dieses Bild so isoliert betrachtet etwas schwerer, für sich genommen ist es deshalb aber nicht schlecht...

  • Mir gefällt dieses Bild hier wesentlich besser als die beiden anderen im normalen Format (also 1. und letztes auf Seite 3). Ist für mich harmonischer. Ich hätte vielleicht die linke Seite etwas enger beschnitten oder abgedunkelt so dass die Häuser im Hintergrund links nicht so gut sichtbar sind.


    Was mich bei den anderen Bilder besonders stört sind beim ersten Bild die extrem windschiefen Bäume (links und im Hintergrund rechts) und im letzten Bild das Gestrüpp im Vordergrund und die Bebauung rechts die zu viel Platz einnimmt. Das Schloss kommt da zu kurz.


    Interessant wäre mal das obige Bild ohne den ausgetauschten Himmel zu sehen. Vermute er war im Original wolkenlos, oder?


    Mir gefallen die Wolken, und da ich kein Pixelpeeping betreibe, ist mir auch nicht aufgefallen dass es nicht der original Himmel ist. Aber grundsätzlich lehne ich solche Veränderungen ab.

  • @Dieter,


    danke für deine Bemerkung, der ich voll zustimme. Für eine bessere Bildgestaltung hätte ich nach einer besseren Perspektive gesucht, anstatt mit der EBV ein Wunschbild zurecht zu "zimmern".


    Gruß Martin mit seiner Meinung

  • Das Licht auf der angestrahlten Seite des Schlosses ist sehr schön. Den Himmel hätte ich aus Prinzip nicht ausgetauscht, egal wie er im Original aussieht. Das Schloss wirkt leicht perspektivisch verzerrt, was ich nicht immer unbedingt schlimm finde. Aber größere Entfernung zum Motiv mit mehr Tele würde wahrscheinlich besser wirken. Was ich mir ebenfalls gut vorstellen könnte, etwas (unscharfen) Vordergrund ins Spiel bringen.

  • Vielen Dank Euch allen für doch noch ein paar interessante Rückmeldungen.


    grundsätzlich lehne ich solche Veränderungen ab

    Ich lehne solche Montagen ab und würde es nicht machen.

    Ja, Montagen sind ein Streit-Thema, nicht nur hier auf diesem Forum. Ist wohl wie Wagner hören - man hasst es oder man macht es. Dazwischen gibt es wenig. Deshalb habe ich hier auch bewusst mit offenen Karten gespielt - niemand soll sich an der Nase herum geführt fühlen. Ich selbst montiere auch äußerst selten - schon, weil mir das i.d.R. viel zu zeitaufwendig ist. Ob es aber prinzipiell verwerflicher ist als z.B. HDR-Bilder oder Fokus-Stackings, die ja auch nichts anderes sind als ineinander übergeblendete Montagen, dass will ich mal offen lassen. Und wo beginnt man, wo hört man auf? Soll man einen einzigen störenden Ast am Bildrand weg-retouchieren oder nicht? Einen Sensorfleck beseitigen, ja oder nein? Perspektivisch ausrichten, den Horizont gerade schieben, die Schatten aufhellen - alles sind bereits Manipulationen am Original - wer zieht die Grenze, wo und warum?


    Wenn eine Montage wirklich gut gemacht ist, kann ich mich an dem Ergebnis durchaus erfreuen - selbst wenn ich es als Montage erkenne. Was aber nicht bedeutet, dass ich das öfter machen werde als bisher.

    Das Schloss wirkt leicht perspektivisch verzerrt, was ich nicht immer unbedingt schlimm finde. Aber größere Entfernung zum Motiv mit mehr Tele würde wahrscheinlich besser wirken.

    Gut möglich, die Aufnahme erfolgte mit ein 7mm Objektiv, und da ich nicht fliegen kann, von unten nach oben. Bei 7mm stürzen die Linien schon gewaltig, und das gefiel mir dann doch nicht so richtig. Eine ganz genaue Ausrichtung an senkrechten Linien mag ich aber auch nicht, weil das meinem natürlichen Seheindruck zuwider läuft. Also versuche ich, Kompromisse zu finden, die für mich selbst angenehm wirken. Aber eine Verzerrung ist natürlich gegeben, schon bei der Aufnahme.


    Weiter weg gehen funktioniert nicht, denn das Schloss ist von einem Ring von Bäumen umgeben; der oben gewählte Standort ist schon zwischen zwei mächtigen Stämmen, die einen Schritt zurück bereits im Bild stehen.

    Für eine bessere Bildgestaltung hätte ich nach einer besseren Perspektive gesucht, anstatt mit der EBV ein Wunschbild zurecht zu "zimmern".

    Diese Bemerkung finde ich ein bisschen hochnäsig. Sie unterstellt, dass ich mir bei der Wahl des Standpunkts offenbar kaum Gedanken gemacht habe und die Fehler der Aufnahme im Nachhinein elektronisch wegbügle. Mein fotografischer Ansatz ist aber ein anderer: ich erlebe(!) und fotografiere Plätze und Situationen, mit den Möglichkeiten, die die Aufnahme-Situation eben hergibt: Licht, Standort, Umgebung, Wetter usw.. Und ich nutze EBV (wenngleich selten Montagen), um dem Bild anschließend die Wirkung zu geben, die mir vorschwebt und die ich beim Erleben der Situation empfunden habe. Die Arbeit mit EBV ist für mich keine Krücke, sondern Teil des Gestaltungsprozesses.


    Man muss das m.E. nicht schlecht machen. Ich respektiere strengen Purismus als Lebenshaltung, wenn jemand das für sich so entscheidet. Aber ich selbst trinke auch mal einen Cuvée (die Frankophilisten mögen mir verzeihen, dort heißt das wohl Assemblage) oder einen "blended" Whiskey - wenn er mir denn schmeckt. :cheers: Aber ich halte mich fern von Gepanschtem.


    Hier noch das "Embedded JPG" aus dem ooC RAW-File, dass in dieser Form allerdings auch nicht ansatzweise die erlebte Wirklichkeit darstellt, sondern eben ein RAW-File ist. Unbestreitbar ist, dass man daraus auch ein ganz anderes Bild entwickeln könnte, z.B. eines, dass mit geringen Kontrasten und Weichzeichnung in Richtung "Mystisch" ginge. Aber eine Bearbeitung wäre das natürlich genauso.

  • der oben gewählte Standort ist schon zwischen zwei mächtigen Stämmen, die einen Schritt zurück bereits im Bild stehen.

    Wobei ich durchaus genau so etwas meinte - also unscharfe Blätter/Zweige als Vordergrund, der das Motiv mehr oder weniger einrahmt. Aber das ist natürlich Geschmacksache - wenn ein möglichst barrierefreier Blick aufs Motiv gewünscht ist, scheidet das natürlich aus.


    Ob es aber prinzipiell verwerflicher ist als z.B. HDR-Bilder oder Fokus-Stackings, die ja auch nichts anderes sind als ineinander übergeblendete Montagen, dass will ich mal offen lassen. Und wo beginnt man, wo hört man auf? Soll man einen einzigen störenden Ast am Bildrand weg-retouchieren oder nicht? Einen Sensorfleck beseitigen, ja oder nein? Perspektivisch ausrichten, den Horizont gerade schieben, die Schatten aufhellen - alles sind bereits Manipulationen am Original - wer zieht die Grenze, wo und warum?

    Horizont ausrichten / Sensorfleck beseitigen / Schatten aufhellen / HDR / Fokusstacking kann man als Hilfsmittel ansehen, der Realität (die ohnehin Phantasie ist ist) trotz beschränkter maschineller/menschlicher Fähigkeiten näher zu kommen. Es kann allerdings auch nach hinten losgehen und irrealer werden, das ist klar. Was das wegretuschieren eines einzelnen ins Bild ragenden Zweiges und ein Austausch des Himmels anbelangt, könnte man die Bildaussage in den Fokus nehmen. Wenn die verändert wird, wird sie halt verändert. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich kann jetzt von mir geben "ich würde das nie machen", vielleicht liegt's aber auch nur daran, dass ich die Möglichkeiten dazu gar nicht habe, bzw. nicht weiß, wie ich's überhaupt anstellen sollte.



    Unbestreitbar ist, dass man daraus auch ein ganz anderes Bild entwickeln könnte, z.B. eines, dass mit geringen Kontrasten und Weichzeichnung in Richtung "Mystisch" ginge. Aber eine Bearbeitung wäre das natürlich genauso.

    Selbst ein OOC-JPG ist bearbeitet, nämlich durch die Kamera. Es gibt kein einziges unbearbeitetes Foto auf der Welt.

  • Lieber Frank,


    der bekannte Tipp mit der Perspektive ist realistisch gemeint, weil ich das so mache, so wie die Möglichkeit dazu vorhanden ist. Bei solchen Motiven ist es nur selten möglich, weil die Umgebung es nicht zulässt(das hast du als Erklärung auch nachgereicht).
    Ich korrigiere meine Bilder, wenn ich technische Mängel, wie Helligkeit, Kontrast oder Ausrichtung, entdecke.
    Die Farbgebung ist durch den automatischen Weißabgleich von Fuji und Olympus gut abgesichert. Deshalb finde ich den Austausch von ganzen Bildpartien übertrieben. Aber wenn es so gefällt, dann ist es auch ok.


    meint der Martin

  • Von allen gezeigten Varianten gefällt mir diese hier am besten!


    Ob man natürlich einen Himmel austauschen möchte, darüber kann man streiten, ich würde es nicht machen, auch weil es mir zu viel Arbeit wäre. Aufgefallen es ist mir allerdings erst nach längerem Betrachten, mMn ist Dir ein (sehr) keiner Fehler unterlaufen: Die Spiegelung li. unten ist so wie ich das sehe, einen Tick zu dunkel. Sonst perfekt!


    Die Entzerrung gefällt mir übrigens deutlich besser als das Bild im ".. habe heute ein Bild gemacht" - Thread. Dort wirkt der mittlere Bildbereich nach oben hin wie "aufgequollen".

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

  • Ich habe jetzt schon ein paar Mal drauf geschaut und überlegt, was mir an diesem Bild gefällt ( und was vielleicht nicht). Was die Manipulation angeht, sehe ich das halt eher locker, denn als Fotograf entscheide ich ja bereits bei der Aufnahme über so viele Parameter, da würden z.B. ins Bild ragende Äste u.ä. Dinge, die man später wegretuschiert, m.M.n. dem Bild nicht zwangsläufig schaden. Den Himmel austauschen, Spiegelungen hinzufügen, aus einem trüben Tag sonniges Wetter zaubern usw. ist schon ein Schritt weiter, da kommt es für mich vor allem darauf an, wie gut es gemacht ist und ob es zum Motiv paßt. Damit meine ich z.B., ob es einer tatsächlich auch so aussehenden Szene entspricht, wie man sie vielleicht zu einem anderen Aufnahmezeitpunkt hätte vorfinden können. Noch ein Schritt weiter wäre es, wenn man das Objekt von seiner Umgebung isoliert und wirklich gravierende Änderungen an Licht und Umgebung vornimmt. Auch größere Manipulationen am Objekt selbst (z.B. Gebäude mittig spiegeln, um perfekte Symmetrie vorzutäuschen, Fenster/Gauben/Kamine versetzen usw.) machen aus dem "Foto" endgültig ein "Bild". Doch auch einfache Korrekturen, wie z.B. die ewig diskutierten stürzenden Linien, wo man sich halt immer nur für einen Kompromiss entscheiden kann, stellen im Grunde genommen bereits einen nicht unerheblichen Eingriff dar.


    Erst neulich wollte ich ein Bild machen, für das ich eine Inspiration im Netz gefunden hatte und dachte mir, da muß ich mal selber hin und schauen, ob ich das umsetzen kann. Tja, wie ich dann feststellen mußte, war meine Quelle der Inspiration weit mehr manipuliert als gedacht und die Situation vor Ort stellte dies unmissverständlich klar. Aus der Traum vom Wunschfoto, es war so gar nicht machbar. Aber ich konnte dann auch allzu gut verstehen, warum das Bild so manipuliert wurde, und es war gut genug gemacht, um als "Original" durchzugehen. Kommt halt drauf an, was die Zielsetzung ist, 100% authentische Wiedergabe oder ein Bild zu schaffen, wie es auch Maler tun, die sich ja bekanntermaßen genau diese Freiheit oft genug zu Nutze machen und Werke schaffen, die vielleicht keine exakten Kopien der Wirklichkeit sind, dafür aber im Ergebnis trotzdem (oder vielleicht auch gerade deshalb) überzeugen. :smile:



    Anyway, einkopierter Himmel hin oder her, bei dieser Perspektive/Ansicht hätte ich vielleicht sogar auf stürzende Linien gesetzt, damit der vordere Turm nicht so "verzerrt" (das Problem kenne ich ja zu Genüge bei meinen eigenen Bildern ;) ) und ich hätte den Himmel nicht in dieser links nach rechts Ausrichtung eingefügt, sondern ich hätte da auf einen dynamischen Effekt gesetzt, also den Himmel in Blickrichtung ausgerichtet, so dass dieser dem Bild zusätzliche Tiefe verliehen hätte. Die Wolken könnte man dabei zusätzlich per Langzeitbelichtung (oder EBV) verwischen. Und bei dem Baum auf der rechten Seite hätte ich vielleicht mal versucht, wie es ausgesehen hätte, ihn aus dem Bild zu retuschieren ...


    Mal ein Beispiel (bei dem es nicht um gefällt oder gefällt nicht gehen soll(!), sondern das einfach nur eine von vielen denkbaren alternativen aufzeigt. Ob dieses Gebäude bei Nebel und bei Wind in Längsrichtung tatsächlich so aussehen würde, weiß ich natürlich nicht, aber würde so eine Manipulation (wenn sie gut gemacht ist) tatsächlich als solche auffallen? Und wenn nicht, wäre das dann ein "Problem"?



    Für mich ist und bleibt es also die durchaus spannende Frage: Bild oder Fotografie ... ;)




    Liebe Grüße
    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

  • Zunächst mal vielen Dank für Deine Gedanken hierzu. Dein letzter Satz bringt es auf den Punkt: mache ich ein Bild oder ein Ab-Bild? Wobei letzteres für mich keineswegs abwertend gemeint ist - es hängt vom Thema ab, und natürlich von der Einstellung des Fotografen dazu. Aber die Intention, ein "Bild" zu schaffen, dass nicht nur einfach die Realität abbildet, sollten wir nicht von vornherein aus der Fotografie verbannen, da sind wir beide uns wohl einig.


    Dein Beispiel einer Bearbeitung gefällt mir gut. Geht mehr in die Ecke "verträumtes" Schloss. Ich kann mir bei diesem Motiv noch eine ganze Reihe anderer, recht unterschiedlicher Bearbeitungen vorstellen - und genau das ist ja ein Teil des Spaßfaktors.

  • ... und genau das ist ja ein Teil des Spaßfaktors.

    Ich sehe das nicht anders, aber genau hier scheinen sich die Geister zu trennen. Manchmal scheint mir, dass der eigene Ernst auch das größte Hindernis sein kann. Damit will ich Ernsthaftigkeit ansich nicht in Frage stellen, das keinesfalls, aber man kann m.M.n. vieles sehr viel mehr genießen und Spaß daran haben, wenn man auch mal locker lassen kann, so ist zumindest meine Erfahrung bisher. Dieses ewige Schubladendenken von "falsch" und "richtig" im Bereich von subjektiven Wahrnehmungen, Sehgewohnheiten und persönlichen Geschmäckern in einem Bereich der Kunst erscheint mir manchmal doch etwas "fragwürdig". Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters, und doch setzen so viele beim Betrachten die "so - hätte - es - aber - eigentlich - sein- müssen" Brille auf und schon ist es vorbei mit der Schönheit und somit auch mit der Begeisterung. Manche Dinge sind eben zu schön, um wahr zu sein - gut, dann sind sie eben nicht wahr, aber muß mich das immer interessieren? :smile::cheers:




    Mit liebem Gruß
    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

  • Dieses ewige Schubladendenken von "falsch" und "richtig" im Bereich von subjektiven Wahrnehmungen, Sehgewohnheiten und persönlichen Geschmäckern in einem Bereich der Kunst erscheint mir manchmal doch etwas "fragwürdig".

    Du hast recht. Allerdings erwische ich mich selbst auch gelegentlich bei solchem Schubladen-Denken, und muss dann ganz bewusst und aktiv aus der Lade wieder aussteigen. Von allein passiert das nämlich (bei mir) nicht. Ich denke, solange man noch nicht genug Vertrauen in den eigenen Weg und die eigene Sichtweise hat, ist die Versuchung groß, sich an "allgemeine" oder "bekannte" Regeln zu klammern und alles mit großer Skepsis oder wonnevoller Ablehnung zu betrachten, was nicht diesem Rahmen entspricht. Und vermutlich ist das ein ganz natürlicher, sehr verbreiteter Mechanismus. Ich selbst musste 40, 50 Jahre alt werden, bis ich Schönheit oder zumindest Kunstfertigkeit auch in Kunst-, Architektur-, Musik- u.a. Stilen finden konnte, die mir bis dahin fremd geblieben waren.
    Für das Fotografieren war für mich der "Befreiungsschlag", als ich aufgehört habe, nach "guten" Motiven Ausschau zu halten, sondern einfach nur noch das fotografiere, was ich im wahrsten Sinne des Wortes ER-lebe und was mich beeindruckt. Wenn so ein Bild auch anderen gefällt - wunderbar. Wenn nicht - auch o.k.. Und es hilft mir, die Bilder anderer als das zu sehen, was sie im Kern sind: Sichtweise und Lebensäußerungen anderer Menschen, die ich manchmal mehr, manchmal weniger verstehe.

    Manche Dinge sind eben zu schön, um wahr zu sein - gut, dann sind sie eben nicht wahr, aber muß mich das immer interessieren?

    Nö, ne? :cheers: