Mystisch

  • Ich überleg gerade echt, ob ich was schreiben soll - aber Du hast das ja nicht umsonst in Bildkritik gepostet...


    Das ist eines von diesen Bildern bei denen mich die nur fast mittige Ausrichtung extrem stört, dazu wirkt es - das kann aber auch an der Größe/Kompression liegen - unscharf und mir fehlt dann auch noch oben der Abschluss der Bögen. Was mir gefällt ist das Licht und die Farben.
    Für mich wäre das eines dieser Bilder über die ich mich mehr ärgern würde, dass ich das Bild gemacht hätte anstatt die Stimmung ohne Fotoapparat zu genießen. Zumindest für mich kommt die Stimmung die Du transportieren wolltest leider nicht an.


    Schöne Grüße
    Stefan

  • Interessant, wie unterschiedliche die Wahrnehmungen ein können - für mich sieht es schon mittig ausgerichtet aus.
    Wenn, dann würde ich es (mal wieder) leicht drehen: 0,6° im Uhrzeigersinn. Ist aber eher eine Kleinigkeit. Das Foto neulich aus der Steppe machte auf mich einen deutlich schrägeren Eindruck.


    Einen unscharfen Eindruck macht es auf mich ebenfalls nicht.


    Mir gefällts.

  • Auf mich wirkt es auch mittig und scharf. Wie auch schon "blaues braunrotgrau" schrieb, wirkt der Boden (auf Höhe der Kordel) irgendwie schief, aber dann stimmt die Ausrichtung des Restes nicht mehr. Also m.E. alles OK.


    Das blau wirkt schön dramatisch! Blau scheint sowieso für Kirchen "die" Farbe zu sein.


    Schau mal hier.



    Das war in einer Kirche in Galway/Irland. Das sie rot nicht nehmen, ist mir schon klar, da man optisch zu nahe an der Hölle wäre, aber immer blau!?

  • Ich überleg gerade echt, ob ich was schreiben soll - aber Du hast das ja nicht umsonst in Bildkritik gepostet...

    Immer nur raus damit - genau dafür steht das Bild hier.


    Das ist eines von diesen Bildern bei denen mich die nur fast mittige Ausrichtung extrem stört

    Ja, das ist so eine Sache. Ich habe darauf geachtet, genau so zu stehen, dass das Kreuz mittig vor dem Chorfenster steht. Hat nicht ganz geklappt, aber bis auf 1-2 cm stimmt es. Vom Kreuz bis in die "Spinne" der Kuppel verläuft eine senkrechte Linie. Soweit so gut. Und dann merkst Du schon bei der Aufnahme, dass z.B. die Säulen eben nicht ganz symmetrisch im Bild stehen. Mir hat später ein Profi-Fotograf erklärt, dass diese alten Kirchen ganz einfach nie exakt symmetrisch gebaut sind, Abweichungen von 30-40 cm sind durchaus üblich. Aber ob sich das bemerkbar macht? Jedenfalls gibt es keinen Standort im Kirchenschiff, an dem alles passt. Was für mich auch überraschend. Und ich kann verstehen, wenn sich jemand daran stört. Auch wenn mir selbst die Atmosphäre wichtiger ist als die Symmetrie.


    unscharf

    Ist leider richtig - Stative und Blitze waren nicht erlaubt, also musste ich 1/3 sek. aus der Hand halten. Mit dem 12-100mm kein Problem, aber das hier war das Laowa, und das hat keinen zusätzlichen Objektivstabi. Außerdem könnte ich mich beim manuellen Fokussieren vertan haben. Im Stockfinsteren versagt das Fokus-Peaking, der Rest ist Schätzung.


    Alles keine Entschuldigung, aber immerhin ein wenig Erklärung. Manchmal sind die Umstände eben nicht perfekt; ich war auf diese Inszenierung auch nicht vorbereitet, war ein Zufallstreffer.

  • Persönlich finde ich das Bild schon sehenswert, die KIrche mit der Beleuchtung sieht klasse aus.


    Wenn, dann würde ich es (mal wieder) leicht drehen: 0,6° im Uhrzeigersinn.

    Da schließe ich mich an.


    Ich habe das Bild mal um 0.4° gedreht (dass die vertikale Achse gerade ist) und dann noch etwas entzerrt, damit die horizontale Kante unten auch gerade ist:



    Dass das Bild jetzt immer noch asymmetrisch wirkt, ist vor allem dem Lichtkünstler anzulasten, der links den vorderen Säulenteil beleuchtet hat, rechts aber den mittleren Teil (während das Gegenstenstück zum hellen Part links daneben kaum auffällt) und ein bisschen dem Baumeister - der Sockel rechts ist anders als links.

  • Mich stören die stürzenden Linien vielmehr. Ich hab's mal grob an
    einen orthogonalen Aufriss angepasst, sehr quick and dirty, bitte
    nicht zu genau hinsehen:



    Das gibt für mich mehr Stimmung wieder, weil das Hirn vor Ort die stürzenden Linien auch kompensiert.


    Ansonsten ist es tatsächlich so daß diese alten Kirchen immer schief und krumm sind.

  • Das gibt für mich mehr Stimmung wieder, weil das Hirn vor Ort die stürzenden Linien auch kompensiert.

    Wenn mein Hirn mitbekommt, dass sich die Augen eine Szene mit starkem Fluchtpunkt ansehen, erwartet es geradezu stürzende Linien. Eine vollständige Entzerrung wie in Deinem Beispiel führt dann bei mir zu der optischen Täuschung (eigentlich eine Sehzentrums-Täuschung), dass die Linien nach oben auseinanderlaufen - was sie messbar nicht tun. Sagen wir mal: so unterschiedlich können Hirne sein :mrgreen:


    Ich bin durchaus kein Puritaner und entzerre in EBV was das Zeug hält (obwohl ich manchmal frage, ob das wirklich sein muss, oder nur so eine Mode ist). Bei diesem Motiv gab es neben der extrem steilen Perspektive aber noch einen anderen Grund, warum ich auf die Entzerrung verzichtet habe: die Bauweise der Gothik zielt m.E. darauf, den Blick in die Höhe zu ziehen, die Perspektive ist beabsichtigt. Sie zu entzerren, schien mir in diesem Fall als ein Widerspruch zur Architektur. Ansichtssache, sicherlich ...


    Von einem erhöhten Standpunkt weiter hinten (Treppe zum Ausgang hin) bot sich eine andere Perspektive, wo mir die Entzerrung passender schien:

    (Leider auch nicht ganz symmetrisch, aber zu Demozwecken hoffentlich ausreichend)



    fehlt dann auch noch oben der Abschluss der Bögen.

    Das sieht dann ungefähr so aus:

    Aber ist das wirklich signifikant "besser" - und wenn ja, warum?



    Das blau wirkt schön dramatisch!

    Die Installation wechselte im Abstand von einigen Minuten, z.B. so:

    Besonders die Übergänge (ca. 60-90 sek.) waren interessant zu erleben. Die anderen Farben erspar ich Euch aber ...



    Für mich wäre das eines dieser Bilder über die ich mich mehr ärgern würde, dass ich das Bild gemacht hätte anstatt die Stimmung ohne Fotoapparat zu genießen.

    Mach Dir da keine Sorgen. Ich sehe mir die Dinge grundsätzlich erst an und er-lebe das Gesehene intensiv; erst dann kommt (manchmal) ein Foto. Ich habe in der Kirche ca. 90 min. verbracht, darunter auch lange Zeiten ohne Gedanken ans Fotografieren oder anderes. Und das war ganz wunderbar. Aber mich über das gemachte Foto zu ärgern, käme mir weniger in den Sinn. ;)


    Euch allen nochmals danke für die interessante Diskussion. Ich wusste nicht, dass alte Kirchen wirklich etwas schief sind, und Flashs Anleitung zur weiteren Gestaltung versuche ich nachzuvollziehen. Bis jetzt nutze ich noch nicht alle technischen Möglichkeiten horizontaler, vertikaler, diagonaler oder sonstiger Entzerrungen; da ist noch Spielpotential.

  • Von einem erhöhten Standpunkt weiter hinten (Treppe zum Ausgang hin) bot sich eine andere Perspektive,
    wo mir die Entzerrung passender schien:


    Da finde ich die andersfarbigen Seitenbögen wieder störend,
    und natürlich die anderen Besucher. Das wäre für mich ein Fall
    für Hochformat und mehr Geduld (bis alle aus dem Bild raus sind).



    Ich wusste nicht, dass alte Kirchen wirklich etwas schief sind, (...)


    Kirchenbau war damals immer learning by doing, und wenn das Fundament
    absackte, musste man gegenarbeiten. Auf Arte wird regelmäßig eine
    Doku-Reihe wiederholt, in der konstruktive Details vieler Großkirchen
    sehr ausführlich beleuchtet werden.

  • Mir gefällt das Querformat am besten.
    Es vermittelt mir den "besten" Eindruck und die Lichtinstallation dominiert nicht ganz so.


    Hochformat ist der rein dokumentarischen Abbildung natürlich dienlich.
    Künstlerisch und was mein Ästhetikempfinden angeht hier aber too much.
    Das erste Bild ballert irgendwie weil das aggressive Blau sich mit der perspektivischen
    Betonung der Höhe und der Kuppel paart.