World Press Photo Award 2013

    • Offizieller Beitrag

    Spätestens bevor ein Bild in den Zeitungsdruck geht, klatscht die Druckvorbereitung ohnehin ähnliches übers Bild, um die Lesbarkeit des Bildes irgendwie über den Zeitungsdruck zu retten. Da kann es der Bildautor von mir aus gerne auch selber und besser machen.


    Wir reden immer noch ausschließlich über Nachbearbeitungen, nicht über Veränderungen im Bild.



    Vom iPhone mit Tapatalk.

  • Für mich ist es erschreckend das ein in diesem Zusammenhang ein so aufgeputschtes Foto einen Preis erhält. Wer auch immer dafür verantwortlich war.
    Befremdent das ganze und steigert die Tendenz, Fotos immer weniger zu (ver)trauen.


    gruss.dirk

  • Mann, mann, schaut euch mal im direkten Vergleich die beiden Bilder an, ich unterstelle jetzt mal, dass es sich hier tatsächlich um die beiden publizierten Versionen handelt.


    Das Gewinnerbild des WPP-Award wurde in den Tonwerten so stark manipuliert, dass z.B. das Gesicht des dritten Mannes von links heller ist als die Wand hinter ihm, während in der "bunten" Version die Wand viel heller als das Gesicht ist! Also für ein Pressefoto, das die Realtät doch möglichst getreu abbilden soll, geht das m.E. viel zu weit.


    Dagens Nyheter Version (Quelle:spiegel.de)
    WPP-Award Version (Quelle: spiegel.de)

  • Zitat von "yussuf"

    Also für ein Pressefoto, das die Realtät doch möglichst getreu abbilden soll, geht das m.E. viel zu weit.]


    Nur weil der Sensor eine bestimmte Anzahl an Photonen einsammelt, heisst das doch nicht dass das Endergebnis mehr mit der Realitaet zu tun hat als eine bearbeitete Version des Bildes. So ein Sensor 'sieht' doch ganz anders also das Auge.

  • Zitat von "TAFKAC[at

    AB"]


    Nur weil der Sensor eine bestimmte Anzahl an Photonen einsammelt, heisst das doch nicht dass das Endergebnis mehr mit der Realitaet zu tun hat als eine bearbeitete Version des Bildes. So
    ein Sensor 'sieht' doch ganz anders also das Auge.



    Richtig. So wie früher der Film.
    Auch da oblag es dem Selbstverständnis des Ablichters, ob und wie viel er manipuliert.
    Bei Dokumentationen hab ich da eine Grenze...

  • Zitat von "TAFKAC[at

    AB"]


    Nur weil der Sensor eine bestimmte Anzahl an Photonen einsammelt, heisst das doch nicht dass das Endergebnis mehr mit der Realitaet zu tun hat als eine bearbeitete Version des Bildes. So ein Sensor 'sieht' doch ganz anders also das Auge.


    Und für welche der beiden präsentierten Realitäten würdest du dich entscheiden? Ich halte die WPP-Version für verfälscht, wobei schon bei der anderen offenbar die Möglichkeiten der EBV voll ausgereizt wurden.

  • Zitat von "yussuf"

    Und für welche der beiden präsentierten Realitäten würdest du dich entscheiden? Ich halte die WPP-Version für verfälscht, wobei schon bei der anderen offenbar die Möglichkeiten der EBV voll ausgereizt wurden.


    In der 'bunten' Version wirkt die Stimmung auf mich viel aggressiver als in der WPP Version. Die WPP Version ist etwas duesterer, und es ist mehr Balance zwischen Aggression und Verzweiflung im Bild. Wenn Paul Hansen die Stimmung so erlebt hat, also eine Mischung aus Aggression und Verzweiflung, Wut und Trauer, dann stellt die WPP Version das meiner Meinung nach besser dar und ist dann wohl auch die bessere Bearbeitung. Das Bild ist auf jeden Fall ein ganz starkes Bild einer furchtbaren Realitaet.


    Ganz allgemein wuerde ich beide Versionen als dramatisiert beschreiben, nich verfaelscht. Verfaelscht waere fuer mich, wenn z.B. die Szene in einer New Yorker Gasse nachgestellt wuerde, oder wenn einige Charaktere nachtraeglich per Photoshop eingefuegt wuerden.

  • Zitat von "TAFKAC[at

    AB"]


    Richtig. Aber, wo ist die Grenze?
    Eine Reportage über menschliches Leid dramatisieren?

  • Zitat von "TAFKAC[at

    AB"]


    In der 'bunten' Version wirkt die Stimmung auf mich viel aggressiver als in der WPP Version. Die WPP Version ist etwas duesterer, und es ist mehr Balance zwischen Aggression und Verzweiflung im Bild. Wenn Paul Hansen die Stimmung so erlebt hat, also eine Mischung aus Aggression und Verzweiflung, Wut und Trauer, dann stellt die WPP Version das meiner Meinung nach besser dar und ist dann wohl auch die bessere Bearbeitung. Das Bild ist auf jeden Fall ein ganz starkes Bild einer furchtbaren Realitaet.


    Ganz allgemein wuerde ich beide Versionen als dramatisiert beschreiben, nich verfaelscht. Verfaelscht waere fuer mich, wenn z.B. die Szene in einer New Yorker Gasse nachgestellt wuerde, oder wenn einige Charaktere nachtraeglich per Photoshop eingefuegt wuerden.


    Mich erschreckt weniger dir Bearbeitung des Bildes als vielmehr die kurze Brennweite, mit der die Aufnahme gemacht wurde. Der Fotograf beobachtet die Szene nicht nur, sondern er riskiert es durch seine bei der Nähe kaum zu übersehende Anwesenheit, sie zu beeinflussen. Gerade in einer so emotionalen Situation besteht die Möglichkeit, dass Menschen auf einen von ihnen wahrgenommenen Beobachter reagieren, um über ihre momentanen Gefühle hinaus eine Demonstration ihrer Lebenssituation im Allgemeinen zu inszenieren. Mir erscheint es zumindest so, dass einige der Handelnden sich hier sehr wohl bewusst sind, dass dieser Moment für ein großes Publikum festgehalten wird und sie sich und ihr Leid entsprechend deutlich "darstellen" (eine sehr menschliche Reaktion). Damit stellt sich mir aber die Frage, ob noch eine objektive Dokumentation gegeben ist - an dem Foto kann ich jedenfalls nicht sicher feststellen, ob es eine furchtbare Realität, eine Dramatisierung oder eine Verfälschung - durch eine Interaktion mit dem Fotografen - zeigt (um mal bei der Kategorisierung von TAFKAC zu bleiben).


    Aber vielleicht ist mein Verständnis von einem Kriegsberichterstatter als einem neutralen, objektiven Beobachter auch ein wenig veraltet :oops:

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • ...Was heißt schon inszeniert, wenn ohnehin min. Eine zusätzlich Lichtquelle von links kam. Das licht wird soweit und weich gestreut, dass wohl sogar ein Lichtformer mit dabei war. Für mich ist das alles nur noch eine Inszenierung.


    Das Bild ist einfach eine Schande für die Organisation und wird ihrem Ruf nachhaltig schaden. Wenn ich mir ansehe, was der Herr Hansen schon an Preisen hatte, würde es mich nicht wundern, wenn er es nur noch drauf angelegt hat, den nächsten zu bekommen. Ist eine böse Unterstellung, aber dazu stehe ich gerne. Zumal sich mir diese Eindruck immer mehr verfestigt, umso häufiger man as Bild gesehen hat...

  • Zitat von "ghooosty"


    Wenn ich mir ansehe, was der Herr Hansen schon an Preisen hatte, würde es mich nicht wundern,
    wenn er es nur noch drauf angelegt hat, den nächsten zu bekommen.


    Ich habe mal einen mir bekannten Preisträger gefragt wie sie auf ihn gekommen sind.


    Einfach: Er hatte das Bild zum Wettbewerb eingereicht.


    Ohne sein Bild schmälern zu wollen (das ist wirklich gut): Die gucken nicht aktiv nach den
    absolut besten Pressefotos, sie wählen unter den eingereichten Bildern das ihrer Ansicht
    nach beste aus.


    Wer sich also aktiv anbietet und überall einreicht kriegt halt statistisch gesehen mehr
    Preise raus als andere die das nicht tun.

  • Ungeachtet der technischen Möglichkeiten der Photographie und Bildbearbeitung, und fernab der Moralisiererei, möchte ich die geneigten Leser dieser Zeilen darauf hinweisen, daß das Elend stets ein Elend bleibt. Ich verspüre Mitleid mit den Trauernden, einerlei, ob sie nun aschfahl oder kunterbunt abgebildet sind.


    Was ganz und gar nicht in meinen Kopf hineingeht, ist die Unterstellung, ein um sein totes Kind trauernder Vater könnte seine Trauer nur vorspielen. (Ich kenne das Engagement der bezahlten Klageweiber – aber das ist ein anderes Thema).


    Schauen wir doch einmal die verschiedenen Darstellungen des gekreuzigten Jesus Christus an: Man erblickt ihn als gezeichnete Karikatur, als angenageltes Schwein im Theater und auf Plakaten, als süßlich-romantisch gemalte Vorlage zur Reproduktion auf billigem Papier oder als zum Verkauf feilgebotene, in Plastik gegossene, vieltausendfach reproduzierte kitschige Skulptur bzw. Devotionalie. Eine höchst dramatische Darstellung des Gekreuzigten kann man im Unterlinden-Museum zu Colmar sehen.


    Ich schaue das Elend und ich sehe es.


    Euer Pepa, der Euch herzlich grüßt.

  • Es gibt Bilder die haften Bleiben und Bilder die dies nicht tun. Bei stark Bearbeiteten habe ich bei mir persönlich das Gefühl ... das verdunstet schon Mittelfristig aus meinem Gedächtniss.
    Wer erinnert sich noch an das Bild (vor ein paar Jahren auch beim WPP Award, aber nicht gewonnen), von dem Haitianer der Kinderleichen auf einen Haufen geworfen hat? Gut fotografiert, aber in der Bearbeitung eher subtil ... werd ich nie vergessen!
    Dieses Plakative, sichtbar durch Bearbeitung gepushte Bild, das bleibt bei mir genauso haften wie irgendein HDR eines HDR Fans, gar nicht.
    Abgesehen davon, je mehr Bearbeitung, desto offensichtlicher ist es für mich, daß es um Werbung, bzw. Propaganda geht (den Umkehrschluß keine Bearbeitung=keine Propaganda treff ich trotzdem nicht ;-})
    Und alleine das "Thema" um das es geht, kommt aufgrund der Akteure gar nicht drumrumm, propagandistisch gebügelt zu werden.
    (und hier ende ich mal, sonst gibt es unangenehme politische Auseinandersetzungen in einem Fotoforum die keiner von uns haben will)

    Sony α7r III / SEL24105G & Canon EF via Metabones V und Altglas

    In der Natur gibt es weder Belohnungen noch Strafen.

    Es gibt Folgen.

  • Allgemein mag ich es nicht wenn bei Fotos, die der Meinungsbildung dienen, zu stark gephotoshopt wird. Aber bei diesem Bild merke ich nicht, das besonders viel gemacht wurde, außer das der Fotograf ein bisschen an den Reglern für Kontrast und Farbe gespielt. Das Foto ist zwar gut, aber die Bearbeitung gefällt mir von der ästhetischen Standpunkt nicht.

  • Ich seh es eigentlich wie Pepa und das blinde Auge ... wer das Elend sehen will, der erkennt es auch. Ästhetisiert wird z. B. auch in der Kirche und generell in Kunst. Nu isses zwar n Pressephoto und spontan wäre eine echtere Darstellung wohl eindrucksvoller gewesen, evtl. auch angemessener, aber prinzipiell ist hier doch nur n büssl an den Tonwerten und der Dynamik gedreht worden. Ich mein, da gab's doch schon andere Vorfälle ... bleistiftsweise hineinmontierte Raketen auf Nachrichtenphotos ...


    So wie andere n hübsches Bild mit HDR/TM verelendigen, kann ein anderer doch n elendiges Bild aufhübschen? Ist doch manchmal recht und billig und nur die gewünschte Wirkung ... so wie die Darstellung äthiopischer Modemodelle trotz dünnster Gliedmaßen und dicker Bäuche. Inwiefern Effekthascherei und etwas EBV nun für den Wettbewerb zulässig sind, sollte man der Jury überlassen. Und ehrlich, wenn ich vom Bildautor lese, was er gemacht hat: genau das sieht man doch auch schon selbst. Und peinlicher noch, wenn dissertierende Bildforensiker von ner Montage schreiben (so war ich auf das Bild aufmerksam geworden) und fernab der Photographiematerie überhaupt nichts peilen, außer ihren Analysealgorithmen. Nach dem Motto, so stand die Sonne, so muß das Licht fallen, egal ob auch Schatten von rechts kommt, oder das Licht links reflektiert. Da seien Halos, dort Regenbogenkompressionsartefakte, es müsse also alles unecht sein. Ich glaube ja, die Zahl der eingereichten Bilder mit diesen Bearbeitungsschritten geht/ging in die tausende ...


    Was mich eigentlich schockiert hat, war die mangelhafte Bildqualität hinsichtlich miesem Detail in Originalauflösung. Das Motiv selbst ist leider zu oft gesehen, als daß es mich noch schockiert hätte. Das lag weniger an der Aufmachung. Lasse das auch nicht an mich rankommen und ärgere mich eher prinzipiell und einmal mehr über die noch so unfriedliche Welt.

  • Zitat von "RitterRunkel"


    ...
    Was mich eigentlich schockiert hat, war die mangelhafte Bildqualität hinsichtlich miesem Detail in Originalauflösung. ....


    Dann passt das natürlich was du weiter oben sagtest.
    Ein Pressefoto und Auflösungsprobleme?