100 Jahre Nikon, das Ende der unveröffentlichten DL-Serie und wie es jetzt weiter geht.

  • Das halte ich für eine Fehlentscheidung. Das Kompakt und das 1 Segment aufzugeben ist eine Sache, ganze Märkte einzustampfen sendet aber ein negatives Signal weit über das betroffene Land hinaus. Ein solcher Schnitt wird von vielen Leuten vermutlich dahingehend gedeutet, das Nikon finanziell am Ende ist und nur durch radikale Schnitte noch gerettet werden kann. Nun werden sich auch in anderen Ländern Fotografen Gedanken darüber machen, ob die Zukunft ihres Systems dort auf Dauer gesichert ist. Diese Überlegungen führen mit Sicherheit dazu, dass auch außerhalb Brasiliens einige User wechseln oder Einsteiger sich anderen Firmen zuwenden.


    Wenn schon ein Rückzug geplant ist, dann macht man das scheibchenweise, dünnt nach und nach die Servicestellen aus, bedient einzelne Händler nicht mehr oder fasst mehrere Landesvertretungen (z.B. zu Nikon Südamerika oder gar Nikon Amerika) zusammen. Dann schimpfen die User zwar auch, aber ein höherer Prozentsatz bleibt (schon aus Phlegma) treu, denn die Hoffnung stirbt bekanntermaßen zuletzt.

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • Wenn man bedenkt das Brasilien nahezu doppelt so groß ist wie die EU... Gruselig.
    Irgendwann ist dann nur noch Canon im Fotomarkt übrig... und vielleicht noch Sony und ein paar Chinesen... :ugly: Laaaaangweilig.


    Ich glaube ich lese heut Abend zum Trost mal ein bisschen im 1979er Katalog des Würzburger Fotoversand. :duck:

    • Offizieller Beitrag

    Wenn man den brasilianischen Kommentaren auf internationalen Seiten glaubt, dann verkauft(e) Nikon sein Sachen auf der eigenen Seite zum doppelten Straßenpreis. Oder eben auch nicht. Von daher halte ich die ganze Nachricht für falsch bewertet. Da hat jemand die Reißleine von einem unprofitablen Onlinestore gezogen, der nur Kosten produziert aber null verdient. Das hat mit Nikon höchstens so viel zu tun, dass man sich wundern kann, warum Nikon dort keinen normalen Import unterhält...

    • Offizieller Beitrag

    ich bin da ganz bei le spationaute und finde es erschreckend wie aus einer Maus ein Elefant gemacht wird, und Sachverhalte bewusst unterschlagen werden nur damit man eine reiserische Meldung rauslassen kann.

    Sicher ist es so, dass Brasilien aufgrund hoher Inflation, Währungsschwankungen, hoher Import-Zölle, Korruption usw. ein extrem schwieriger Markt ist. Zudem ist laut diverser dpreview-Kommentare wohl Canon dort traditionell sehr stark bei Studio- und Hochzeits-Fotografen vertreten, Nikon spielte dort ohnehin schon immer eine sehr untergeordnete Rolle. Von dem her mag das ein wirtschaftlich nachvollziehbarer Schritt sein.


    Aber trotzdem, alle anderen Kamera-Hersteller existieren dort ja auch irgendwie. Ich sehe das ähnlich wie @ice-dragon: Die Signalwirkung einer solchen Meldung ist verheerend, auch wenn man darüber so nüchtern wie möglich zu berichten versucht...

  • Ich sehe das ähnlich wie @ice-dragon: Die Signalwirkung einer solchen Meldung ist verheerend, auch wenn man darüber so nüchtern wie möglich zu berichten versucht...

    Wenn man die Relativierung der Meldung - so wie Stefan sie beschreibt - sieht, dann finde ich inzwischen verheerender, was aus solch einer Meldung gemacht wird (Maus zum Elefanten wie Dieter schrieb). Da wird über eine Firma etwas suggeriert (so wie ich das beschrieben habe), was eigentlich ganz anders gedacht war. Wenn die Reaktion so ausfällt, wie von mir beschrieben, dann wird Nikon damit bewusst(?) oder unbewusst ein großer Schaden zugefügt.


    Ich glaube, man muss langsam umdenken und jede Meldung als mögliche Fake-News einstufen, bevor man sie nicht von mindestens fünf unabhängigen Seiten bestätigt bekommt :roll: O tempora, o mores :shock:

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • Sicher ist es so, dass Brasilien aufgrund hoher Inflation, Währungsschwankungen, hoher Import-Zölle, Korruption usw. ein extrem schwieriger Markt ist.


    Probleme, die alle Teilnehmer am Markt gleichermassen betreffen.
    Sagst Du weiter unten ja selbst.



    Zudem ist laut diverser dpreview-Kommentare wohl Canon dort traditionell sehr stark bei Studio- und
    Hochzeits-Fotografen vertreten, Nikon spielte dort ohnehin schon immer eine sehr untergeordnete Rolle.


    Aufgeben weil jemand anders mehr verkauft?
    Dann müssten ausser Canon alle dichtmachen.



    Von dem her mag das ein wirtschaftlich nachvollziehbarer Schritt sein.


    Nur wenn man annimmt daß in Brasilien von niemandem sonst Kameras verkauft werden.



    Die Signalwirkung einer solchen Meldung ist verheerend, auch wenn man darüber so nüchtern wie möglich zu berichten versucht...


    Ja. Nikon stellt sich hin und sagt daß der Markt der Halbleiterlithographie unrettbar
    verloren ist. Nachdem sie mal mit mehr als 90% Marktanteil einsam marktbeherrschend
    waren. Währenddessen eilen Zeiss/ASML von einem Umsatzrekord zum anderen.
    Nikon sagt die DL-Serie wäre nicht profitabel an den Markt zu bringen.
    Währenddessen verkauft Canon seine hochpreisige G-Serie Kompakten mit
    sehr gutem Erfolg, wie sie im Geschäftsbericht verkünden.
    Und jetzt zieht Nikon sich aus Brasilien zurück. Die anderen Hersteller verkaufen weiter.
    Welches Land wird als nächstes gestrichen?


    Keymission und Nikon1 werden nicht mehr produziert, mit systemweit nutzbaren
    Funkblitzen treten sie gar nicht erst an.


    Sorry, aber da zieht sich eine rote Linie durch alles was sie tun.
    Eine windige Ausrede und Schuldzuweisung an "die Umstände"
    nach der anderen.


    Selbst wenn man glaubt daß in Brasilien nur kostendeckend verkauft
    werden kann, dann würde Produktionsvorbereitung, Maschinenpark,
    F&E mit Brasilien immer noch auf mehr Kameras verteilt werden als
    ohne Brasilien und damit die anderen Länder wettbewerbsfähihger
    oder/und ertragreicher machen.

  • Ich weiß selbst, dass die beiden Konzerne nicht vergleichbar sind.
    Dennoch muss ich an die fatalen Fehlentscheidungen bei Thyssen-Krupp in der Stahlsparte denken, deren Folgen alle spüren - außer der Firmenleitung.
    Als Außenstehender sieht es für mich aus als hätte die Nikon-Führung den Kompass verloren. Das wäre dann wirklich schlecht.

    Von mir eingestellte Bilder dürfen bearbeitet und bei dft gezeigt werden.

  • an die fatalen Fehlentscheidungen bei Thyssen-Krupp in der Stahlsparte denken, deren Folgen alle spüren - außer der Firmenleitung.

    1. Hinterher weiß man's immer besser...
    2. Irgendjemand muss ja Entscheidungen treffen. Und das hatte im konkreten Fall der Fehlentscheiden auch Konsequenzen, insbesondere dann, als nicht schnell genug die Reißleine gezogen wurde.
    3. Als Außenstehender hat man sowieso nicht den richtigen Einblick. Ich bin Außenstehender.
    4. Nikon stellst sich mit Sicherheit nicht freiwillig und "besten Wissens und Gewissens" selbst ein Bein.

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

    • Offizieller Beitrag

    Gerade bei solchen (Wirtschafts-) Themen Meinungen bitte als Meinung formulieren und dadurch kenntlich machen. Die Behauptung, eine Firma würde 'mit Zahlen tricksen' wiegt schwer.

    • Offizieller Beitrag

    Thom Hogan schreibt daß Nikons Marktanteil bei den DSLRs von knapp 30% auf 21,6% eingebrochen ist

    Nein. Das schreibt er nicht. Er schreibt, zum Marktanteil bei ILC (also bei der Gesamtheit aller Kameras mit wechselbarem Objektiv!) "ILC unit volume is only about two-thirds what it used to be." Nikon hatte demnach also zu einem nicht näher genannten Zeitpunkt der Vergangenheit (vermutlich, als Canon, Nikon, Minolta/Sony und Pentax mehr oder weniger die einzigen Volumenhersteller von ILC - damals nur DSLR - waren) wohl mal einen Marktanteil von grob einem Drittel. Nun, im Aufschwung der spiegellosen Kameras sei er bei gut 20%.


    Klingt ganz anders, nicht wahr. Weil es jedem auch ohne Statistik klar ist.

  • Du hast Recht mit den Marktanteilen, das betraf tatsächlich Kameras mit Wechselobjektiv allgemein
    und nicht spezifisch DSLRs. Thom Hogan vergleicht aktuelle CIPA-Zahlen im Vergleich zum Vorjahr.
    So weit in der Vergangenheit ist das nicht. Das macht es allerdings eher noch dramatischer, denn wenn
    die Zahlen stimmen, daß DSLRs im Gesamtmarkt im Jahresvergleich 2,9% nachgelassen, Spiegellose aber
    für 36,6% zugelegt haben, dann schrumpft Nikon im klaren Kontrast zum ansonsten eher anziehenden
    Gesamtmarkt.


    Dazu kommt, daß sie sich mit der faktischen Einstellung von Nikon1 erst einmal aus dem
    wachsenden Markt der Spiegellosen verabschieden. Wenn die restlichen Lagerbestände
    abverkauft sind und bis dahin nichts neues Spiegelloses kommt, dann gehen Nikons Marktanteile
    bei den Spiegellosen sogar absehbar mittelfristig auf Null zurück.


    Keymission ist gescheitert. Im Kontrast dazu hat Canon zur IBC gerade ein modulares
    System vorgestellt, das von Actionkamera bis zur industriellen Bildgebung in der Fertigung
    und im Sicherheits-/Überwachungsbereich einsetzbar ist. Nikon Medical macht Probleme,
    Olympus und Canon (nach dem Kauf von Toshiba Medical) legen im gleichen Bereich zu.


    Mangels DPAF wird Nikon von kaum jemandem ernsthaft für Video in Erwägung gezogen,
    Canons offenes SDK dagegen erlaubt sogar elektronischen Follow Focus über USB, z.B.
    mit dem Manfrotto Director oder meinem neuen Zhiyun Crane 2 Gimbal.


    Je mehr Zahlen und Fakten ich zu sehen bekomme, umso bestürzender finde ich das.

  • Was hätte Samsung noch alles entwickeln sollen?! Sie hatten alles was nötig war.... :smile:

    Der Rückzug von Samsung ist mir auch völlig unverständlich.


    Sie hatten einen ordentlichen Sensor aus eigenem Hause, ordentliches Glas davor, nach etwas holperigem Start auch ansonsten gute Kameras, und beim Drumherum, insbesondere auch bei der Connectivity, machten sie vieles (weit) richtig(er als die Konkurrenz).
    Zwar noch lange nicht perfekt, aber gegen das WLAN-Herumgestümpere von Nikon, Fuji, Canon, SoNie und Olympus (nur Panasonic hebt sich da positiv von ab) war die Implementation in der NX1 eine Offenbarung.


    Und gerade als NX dem "öffentlichen Betastadium" der ersten Kamerageneration entwachsen ist, stampfen sie es sang- und klanglos ein.

  • Nun würde ich Brasilien zwar als für den regionalen Markt nicht unbedeutendes, aber ganz sicher nicht DAS "Kamerakäuferland" einschätzen.

    • Offizieller Beitrag

    Der Rückzug von Samsung ist mir auch völlig unverständlich.

    Die NX1 war sicher wegweisend, innovativ, herausragend. Aber sie verkaufte sich eben nicht (ausreichend). Der Rückzug Samsungs wird verständlicher, sobald man sich von der Vorstellung verabschiedet, dass sich das bessere Produkt auch automatisch besser verkauft. Ist die Blueray denn das technisch bessere Produkt als die HD DVD? Sind Streaming-Abos besser als Kauf-Optionen? Ist ein SUV besser als ein normaler Kombi? Usw. usf. Oft genug ist bei solchen Beispielen tatsächlich das Gegenteil richtig und es wird trotzdem das gekauft, was dank geschickter Produkt-Politik, Marketing und vor allem durch die schiere Markt-Macht mancher Konzerne durchgesetzt wird. Dass bei solchen Strategien das Wohl der Kunden einen völlig untergeordnete Rolle spielt, liegt auf der Hand.