Kameratechnik und EBV, Fluch oder Segen?

  • Moin Moin aus dem Flachland!



    Mal eine Frage in die Runde, weil es mich derzeit sehr beschäftigt:


    Wann ist es genug? Lightroom, Photoshop und zig andere Software-Helferlein bieten zusammen mit den verschiedensten Aufnahmetechniken (z.B. Multishot u.ä.) derart viele Möglichkeiten, dass man manchmal gar nicht mehr weiß, wann man aufhören soll mit der "Optimierung" der Daten. Das ewige Gejammer in den verschiedenen Forengalerien bezüglich "zu scharf", "zu mittig", "übersättigt" usw usw usw, hilft einem nicht wirklich weiter. Mit Bildern "out of cam" will sich aber auch kaum noch jemand beschäftigen, zu sehr sind die Betrachter durch z.T. extrem verfremdete Farben und Kontraste verdorben für "normale" Darstellungen. Wenn man nun ein Bild im RAW Konverter öffnet und die Regler vor sich hat, wonach richtet Ihr Eure Auswahl der Einstellungen, welchen Einfluß haben Eure persönliche Wahrnehmung /Erinnerung und die potentiellen Ansprüche der zu erwartenden Betrachter dabei? Bleibt Ihr Euch da selber treu und produziert das, was Ihr für richtig haltet oder richtet sich das nach den Erwartungen des Mainstream, sprich was nützt ein ehrliches Bild, wenn genau das keiner sehen will?


    Als Beispiel sei mal eine ganz normale Ausstellung vor ganz normalem Publikum im öffentlichen Raum genannt. Ein Künstler mit bekanntem Namen wird da vielleicht nicht so sehr in Frage gestellt, wie ein Nobody, dessen Bilder sich an bestimmten Erwartungen messen lassen müssen.


    WIe geht Ihr damit um, besonders damit, dass Betrachter oft Maßstäbe zur Bearbeitung heranziehen, die vielleicht total daneben sind, einfach, weil sie es nicht besser wissen bzw. nicht anders kennen?



    Viele Grüße
    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

  • Als Analoger beschränkt sich die EBV bei mir zwar auf das gelegentliche Bearbeiten von Scans, aber dort halte ich es so, dass ich nur das Nötigste mache, um den Scan für das Medium Monitor/Druck aufzubereiten.


    Ich hab lieber ein gutes Bild im neutralen (um nicht langweilig zu sagen) Look als ein Allerweltsmotiv das durch sehr gute Bearbeitung doch noch zur Wirkung gebracht wurde. Bevor ich versuche, ein nicht so gelungenes Bild durch Bearbeitung zu retten oder aufzuwerten, landet es lieber ungenutzt im Archiv. Ich will mich ja schließlich als Fotografierer verbessern, nicht als Bearbeiter.


    Das geht aber natürlich in erster Linie nur, da ich mit meinen Bildern kein Geld verdiene und kaum mal eins online zur Diskussion stelle, in der Erwartung darauf möglichst viel positive Kritik zu ernten. Es geht also nicht darum, dass die Bilder anderen Gefallen, wobei es mich natürlich sehr freut, wenn das der Fall ist.

  • Ehrlich gesagt, ich, als - für die Verhältnisse dieses Forums - blutiger Anfänger, bin auch viel am herumprobieren.


    Hatte ich zunächst im Wesentlichen nur mit dem JPG-Illuminator die automatische Tonwertkorrektur durchgeführt, bin danach zur Korrektur des Kontrastes und der Klarheit übergegangen, so habe ich jetzt begonnen, mit GIMP (weil das ohne Einschränkungen auch auf meinem Linux-Laptop läuft) mit dem unscharf maskieren herumzuexperimentieren...wobei ich mir auch nicht sicher bin, welche Bilder Leute, die mehr Ahnung von der Materie haben, als ich, als besser sehen würden.

    Fuji X-A1 mit XC 16-50 3.5-5.6......Fuji X-A1 mit XC 50-230 4.5-6.7.....Panasonic DMC-FZ1000........Canon SX50 HS...Canon SX130 IS...Kodak C875

  • Zitat

    ..wonach richtet Ihr Eure Auswahl der Einstellungen..


    So das es mir selbst gefällt mit der Konsequenz das man damit leben muss (und durchaus auch kann) das es den meisten anderen nicht gefällt. Was soll man mit Bildern die der Masse gefallen die man sich selbst aber nie an die Wand hängen würde?

  • ...Die Bearbeitung ist ein Gebiet, wo man einfach das gewisse Gefühl haben muss. Ich denke, dass gerade kreative Menschen, die auch mit einer klassischen Kunstausbildung gesegnet sind, hier oftmals besser entscheiden können. Im Endeffekt ist so ein Foto auch nichts anderes, wie ein gemaltes/gezeichnetes Bild. Für mich jedenfalls nicht. Es ist nur eine andere Art und Weise sich auszudrücken.


    So denke ich beim Bearbeiten auch gar nicht viel darüber nach. Ich habe etwas im Kopf, Lightroom etc. sind nur das Werkzeug, um zu dem Punkt zu kommen.


    Wenn Die Programme dazu herhalten müssen, aus einer leeren Datenmasse per Effekt irgendwas zu machen, dann ist für mich das Ziel verfehlt. Die HDR Fotos sind hier ein gutes Beispiel. 99% davon sind einfach nur dumme Effekthascherei ohne Sinn und Verstand.


    Und hier kommt dann auch der Punkt: "Wo hör ich eigentlich auf"
    Dieses übergeschärfe, zuviel Kontrast, zuviel Mapping etc. beruht wohl darauf, dass den meisten die Idee fehlt, aber vor allem das Gefühl. Den allermeisten fehlt aber leider schlicht weg das Wissen. Bildbearbeitung ist ein Bereich, mit dem man sich jahrelang beschäftigen muss, um das wirklich zu verstehen und um auch zu wissen, was wie sinnvoll funktioniert.


    Einen Punkt kann man leider nicht lernen und das ist die Kreativität. Man braucht einfach viel Vorstellungsvermögen, damit am Ende was Tolles bei raus kommt.


    Eine zwei Zufallstreffer schafft fast jeder, daraus einen Standard zu machen, ist nicht so einfach :) .


    Warum gehe ich eigentlich so wenig auf die Programme ein? Ganz einfach, die sind nur Mittel zum Zweck, sie sind nicht die Kreativitäts-Maschine - leider werden sie zu oft dazu gemacht. An dem Debakel haben sie aber keine Schuld... .

  • Das Ziel ist die Verwirklichung eines bestimmten Bildes, einer Idee, die im Kopf entsteht.


    Um dieses Ziel zu erreichen gibt es Werkzeuge und das erste Werkzeug in der Kette ist die Kamera. Nirgendwo steht, dass die auch das letzte Werkzeug sein muss. Daher sehe ich die EBV genauso als Werkzeug an, wie die Kamera.


    Wenn sich jemand hingegen als Ziel setzt, perfekte Bilder out of Cam zu schießen ist das eine Art von persönlicher Kastration, der man sich freiwillig unterzieht. Das mag für die Idee der richtige Weg sein...


    "Fotografie" bedeutet aber mehr, als nur auf den Auslöser zu drücken. Entwicklung und auch Montage sind meiner Meinung nach integraler Bestandteil des Entstehungsprozesses.

  • Klar, die EBV gehört zur digitalen Fotografie genauso wie die Dunkelkammer zur analogen. Das fertige Bild ist immer nur eine Interpretation des Negativs oder des Rohmaterials der Kamera.


    In welchem Umfang man die Möglichkeiten der Nachbearbeitung nutzt, ist dann einfach die persönliche Einstellung, die sich auch je nach Motiv, Tageszeit oder Länge der Kopfhaare ändern kann.


    Kastration würde ich es jetzt nicht nennen, denn das hat eine negative Konnotation. Solange man es bewusst macht und nicht weil man es aus irgendwelchen Gründen nicht kann oder darf, ist da nichts negatives dran. Genauso wie nichts negatives an der vollen Ausnutzung der Möglichkeiten ist.

  • Einfach mal ne oberflächliche Betrachtung!


    Ich finde es als einen Fluch und einen Segen. :thumbup:


    Als *Fluch* sehe ich die mir gebotenen Möglichkeiten die ich alle gar nicht umsetzen kann, egal ob aus Dummheit oder Zeitmangel..........
    als Segen, weil es mir in gewissen Dingen die Möglichkeit eröffnet meine vor Ort begangenen Fehler auch noch im Nachhinein zu korrigieren.


    Das ist für mich der grundsätzliche Unterschied- alles in Maßen und dann wird alles gut :mrgreen:


    LG
    Ernst

  • Zitat von "Picturehunter"

    Wann ist es genug?


    Wenn mir das Ergebnis gefällt :cheers: .



    Da mein Auge-Hirn-System anders funktioniert als das digitale Bildaufzeichnungssystem, finde ich es oft notwendig, das aufgezeichnete Bildmaterial an meine Wahrnehmung anzupassen. Das passiert z.B. durch leichte Veränderung der Gradationskurve, sanfte Schattenaufhellung, Anpassung der Sättigung...


    Wenn die Schärfe nicht ganz passt, meine ich nachbessern zu müssen. Das ist aber nicht oft der Fall.
    Die Helligkeit sollte stimmen, also ggf. Tonwertkorrektur und/oder Gammakorrektur.


    Daneben mag ich an manchen Bildern eine leichte Vignette - aus nostalgischen Gründen und zur Konzentration auf das Motiv.


    Oft lasse ich das JPG-Bild aber, wie es aus der Kamera purzelt.

    Von mir eingestellte Bilder dürfen bearbeitet und bei dft gezeigt werden.

  • Ich hasse EBV, weil ich gar nicht alles kann, was ich damit machen könnte...
    :mrgreen:


    Nee, die gehört schon dazu. Ich meine jetzt gar nicht das "photoshoppen", aber ein paar grundsätzliche Optimierungen können die meisten Fotos schon vertragen.
    Seit ich komplett auf RAW umgestiegen bin, ist ja die Konvertierung schon der erste Schritt. Und da kommen dann auch schon die meisten Optimierungen dazu. Die für die Entwicklung ausgewählten Bilder schaue ich mir dann in den gesetzten Preset durch und regele bei Bedarf dann die Einstellungen nach meinem Empfinden noch nach. Für mich halt.


    Bilder, die irgendwo hochgeladen werden, bekommen dann noch eine Überarbeitung entsprechend des dortigen Mainstreams - oder eben auch dagegen... ;), oft eben mehr Kontrast, mehr Farbe, vielleicht aufgehellt (Pentax halt). Das hat aber auch ein wenig mit den oft relativ kleinen Formaten zu tun. Wenn dagegen mal eine Mode einreißt, wie z.B. dieses farbstichige Entsättigen, enthalte ich mich aber - soweit verbiege ich mich ungerne.


    HDR mache ich selten, auch wenn ich mir Photomatix zugelegt habe und auch PSP das kann. Das nutze ich eigentlich nur für den Grundzweck: Kontrastumfang ausgleichen. Und ich versuche dann, es nicht wie ein HDR aussehen zu lassen - geht natürlich nicht ganz.


    C'Ya
    Ralf

    Pentax K5 - und viel zuviel Glas dafür...
    "Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt."
    (Albert Einstein)

    Einmal editiert, zuletzt von sir-fog ()

  • Zitat von "Icebear"

    Das Ziel ist die Verwirklichung eines bestimmten Bildes, einer Idee, die im Kopf entsteht.


    eine einseitige Vorstellung. Ich vermiss da die ganze spontane Kreativität, die Intuition die einen Auf den Auslöser drücken lässt, das Annehmen der Realität, in dem Moment in dem sie passiert. Also ich habe oft genug kein Ziel und keine besondere Idee, das Ziel etwas zu fotografieren was mich berührt (Schönes, in meinen Augen, z.B.) ist meiner Meinung nach zu grundlegend, um in obige Aussage zu passen.


    Zitat von "Icebear"


    Wenn sich jemand hingegen als Ziel setzt, perfekte Bilder out of Cam zu schießen ist das eine Art von persönlicher Kastration, der man sich freiwillig unterzieht. Das mag für die Idee der richtige Weg sein...


    wenn du das für dich so siehst, ist das ok, aber andere Leute als "kastriert" zu bezeichnen, genau das impliziert diese Aussage nämlich ... nun, ich mache EBV, ich bin da jetzt nicht persönlich betroffen, ich empfinde diese Vormulierung trotzdem als unverschämt und rotzfrech.


    Zitat von "Icebear"


    "Fotografie" bedeutet aber mehr, als nur auf den Auslöser zu drücken.


    "Kommunikation" bedeutet mehr, als seine Meinungen ungefiltert auszukotzen


    achja, zum Thema. Ich glaube ja nicht an das Perfekte Bild, nicht ooc und auch nicht nach einer EBV Orgie. Menschen unterscheiden sich, Seggewohnheiten unterscheiden sich, es kommt darauf an, was die "Zielgruppe" gerade als schön (Ersatzbegriff für Perfekt) betrachtet. Die primäre Zielgruppe bin natürlich ich selbst und ich lösche ein Bild eher, als zu versuchen es durch EBV aufzubretzeln. Da ich kein Profi bin, muss ich auch kein "pimp my shoot" betreiben um einen Kunden zufriedenzustellen (wobei ich aber genug Mensch dieser Zeit bin um zuzugeben: für entsprechend Geld mach ichs auch, bzw. lass machen)


    Software? So ziemlich vieles was frei in der Benutzung ist, ein halbes dutzend Rawkonverter z.B. Bildbetrachter mit Bearbeitungsfunktionen, Programme die teilweise nur eine Funktion haben (hot pixel ausblenden z.B.) oder von mir nur wegen etwas, was sie besonders einfach können, benutzt werden.
    Wenn ich es auf das reduziere, für das ich mal Geld ausgegeben habe, bleibt inzwischen nur noch Noiseware über.
    Wenn ich es auf das reduziere, mit dem ich die meisten Bilder anfasse, landen wir bei Faststone, Rawtherapee und jpgilluminator. Weit abgeschlagen kommen dann Noiseware, Cyberlink Photodirector, photofiltre und photoscape.

    Sony α7r III / SEL24105G & Canon EF via Metabones V und Altglas

    In der Natur gibt es weder Belohnungen noch Strafen.

    Es gibt Folgen.

  • Guten Morgen zusammen .. :winke:


    Meine Meinung zu diesem Thema ist zwiegespalten.
    Wenn man für sich die Idee hat alle Bilder OOC zu belassen, steht die Fotografie wieder mehr im Vordergrund ! Damit meine ich , dass man sich im Vorwege Gedanken machen muß, über den Bildaufbau , Blende, Zeit , Weißabgleich usw.. Dafür braucht man unter Umständen etwas mehr Zeit und Muße .
    Diesen Punkt finde ich in der heutigen Zeit , wo alles schneller , höher , weiter sein muß , ziemlich wichtig ! Grade bei unserem Hobby , sollte der Blick für den Augenblick und das Motiv im Fokus stehen !!
    Ich nenne das Achtsamkeit und Wahrnehmungsschulung !


    Auf der anderen Seite eröffnet die EBV die Möglichkeit , das Bild nach MEINEN Vorstellungen zu getalten und auch zu verändern !
    Das finde ich bei vielen HDR Bildern so interessant . Die haben zum Teil , mit der Wirklichkeit nicht mehr viel zu tun . Aber sie zeigen doch sehr oft , die ``Wirklichkeit`` die der Fotograf mit seinem Bild ausdrücken möchte . Da ist Kreatvität und Fantasie gefragt.


    Viele Grüße
    Kai

  • Zitat von "Icebear"

    Das Ziel ist die Verwirklichung eines bestimmten Bildes, einer Idee, die im Kopf entsteht.


    Nachdem ich im Bett war, fiel mir auf, dass dies tatsächlich eine einseitige Betrachtungsweise ist. Dies ist die Fotografie im Dienste der Kunst. Also das Werkzeug, um etwas Künstlerisches zu erschaffen.


    Natürlich gibt es auch noch die Fotografie im Sinne der Dokumentation, also Naturfotografie, Pressebilder, usw... bei denen es um möglichst große Authentizität geht. Hier sehe ich EBV und deren manipulative Möglichkeiten tatsächlich als Fluch.


    mol
    Deinen Beitrag ignoriere ich jetzt mal einfach als Ausrutscher. Solche persönlichen Affronts sind eigentlich unter Deinem Niveau, oder? :oops:


    "Kastration" hatte ich in diesem Zusammenhang nur in der Übersetzung als "sich selbst der Möglichkeiten berauben" gemeint. Nicht mehr und nicht weniger.

  • Icebear


    du betrachtest also mein

    Zitat

    ich empfinde diese Vormulierung trotzdem als unverschämt und rotzfrech.


    als persönlichen Affront? pardon me, du hättest vielleicht besser deinen Satz als Ausrutscher und missverständliche Vormulierung bezeichnen sollen, als meine Reaktion darauf.
    Ein *persönlicher* Affront von mir hätte ausserdem einen deutlich höheren Unterhaltungswert gehabt, zumindest für unbeteiligte Dritte.

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    Es gibt Folgen.

  • @master01:

    Zitat

    Wenn man für sich die Idee hat alle Bilder OOC zu belassen, steht die Fotografie wieder mehr im Vordergrund ! Damit meine ich , dass man sich im Vorwege Gedanken machen muß, über den Bildaufbau , Blende, Zeit , Weißabgleich usw..


    Die Auswirkungen von Bildaufbau, Blende und Zeit kannst du im Nachhinein per EBV kaum bis garnicht mehr verändern - einzig den Weißabgleich kann man bei einem RAW im Nachhinein noch beliebig verstellen.

  • ...@ Mol, ich glaube den Beitrag von Icebear hast du wirklich zu hart bewertet. Es ist klar was er meint und erschreibt nicht mal was Schlimmes. Die Kastration ist doch in dem Zusammenhang völlig eindeutig zu verstehen. Ist doch nicht auf die Person gezielt.


    Bin gerade etwas entsetzt, was für einen Sturm der Entrüstung der Beitrag bei dir ausgelöst hat. Nimms locker... .

  • Hallo zusammen,


    an dieser Stelle erstmal herzlichen Dank für Eure rege Beteiligung! :thumbup:



    Wenn ich das richtig verstehe, dann ist es hier den meisten schon eher wichtig, dass die Bilder quasi in der Kamera entstehen sollten, und in der Postproduktion bestenfalls eine moderate Optimierung, soweit überhaupt notwendig, erhalten. Anders gesagt, ein gutes Bild (was immer das nun sein mag) sollte in der Kamera entstehen und nicht erst im Nachhinein am Rechner per EBV, oder?


    Anders sieht das aber aus, wenn man für eine bestimmte Zielgruppe produziert. Hier spielen also die eigenen Vorstellungen möglicherweise eine untergeordnete Rolle. Soweit, so gut.


    Ok, aber wie sieht es aus, wenn man z.B. eine bestimmte Landschaft so zeigen möchte, wie sie ist, aber bereits einige "Künstler" selbige Landschaften in knalligen Farben und mit mehr oder weniger starker Bearbeitung präsentiert haben, so dass der potentielle Betrachter nun mit zwei Varianten konfrontiert wird, bei der die natürliche Darstellung nun an den zuvor publizierten Bildern gemessen wird. Ist da (unberechtigte?) Kritik nicht schon vorprogrammiert, und wie gehe ich im Vorfeld damit um? Soll bzw. muß ich nun mithalten und meine Bilder ebenfalls "tunen", damit sie überhaupt wahrgenommen werden?


    Die Erfahrung zeigt mir besonders bei Landschaftsbildern, dass es extrem davon abhängig ist, ob ein Betrachter sich mit den realen Farben und Strukturen vor Ort auskennt oder nicht. Ansonsten kann man fast sicher sein, dass man an den Arbeiten anderer gemessen wird und leider auch wider besseren Wissens belehrt wird, dass die Farben nicht stimmen können, die Sättigung zu viel oder zu wenig sei usw. Das ist etwas, was man schon in den Online-Galerien beobachten kann, in realen Ausstellungen natürlich auch.


    Ich finde es also manchmal persönlich sehr schwer eine Entscheidung zu treffen, wenn es um eine neue Ausstellung geht, ob und wie ich die Bilder aufarbeiten soll. Wen interessiert schon meine Meinung, wen interessiert schon die wahre Realität, das will doch kaum einer sehen? Oder?


    "Ich kenne keinen sicheren Weg zum Erfolg, aber einen sicheren Weg zum Misserfolg: Es allen Recht machen zu wollen." Platon


    Da ist sicher etwas dran, keine Frage, aber was nun tun?



    Viele Grüße
    Frank



    P.S. Ich komme mit der Problematik durchaus klar, ich stelle auch manchmal ein paar meiner Bilder aus und kenne die "Problematik" von daher ganz gut. Mich interessiert halt nur, wie andere damit umgehen bzw. darüber denken ... :)




    .

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

  • Zitat

    ..sollte in der Kamera entstehen und nicht erst im Nachhinein am Rechner per EBV, oder?


    Nicht zwangsläufig. "Meine Farben" kann ich mit der Kamera nicht produzieren, EBV ist für mich klarer Bestandteil bei der Entstehung der Fotos.


    Zitat

    Ok, aber wie sieht es aus, wenn man z.B. eine bestimmte Landschaft so zeigen möchte, wie sie ist, aber bereits einige "Künstler" selbige Landschaften in knalligen Farben..


    Die Frage ist hier welches Publikum man anspricht, nur weil 50 Leute Knallibunti mögen bedeutet das ja nicht das es nicht ebenfalls 50 Leute gibt die eine natürliche Darstellung bevorzugen.


    Zitat

    Wen interessiert schon meine Meinung, wen interessiert schon die wahre Realität, das will doch kaum einer sehen? Oder?


    Schwer zu beantworten, ich mag Landschaftsfotografen weil sie einen bestimmten Bearbeitungsstil haben und andere weil sie sehr natürliche Fotos zeigen. Es geht u.a. ja aber auch darum wie der Fotograf das Motiv sieht, wie er den Bildern sichtbar seinen Stempel aufdrückt, sei es nun per EBV oder ein bestimmter Schnitt oder.. Das wichtigste ist aber sich eben nicht mit anderen zu Messen sondern eine eigene Bildsprache zu entwickeln, sonst endet das ganze fast zwangsläufig in beliebiger Standardkost.