Sensorauflösung, viel hilft viel ...

  • Kommt mir vor wie das monotone Salbadern der Techniknerds im blauen Forum - viel zu viel Physik und Theorie, viel zu wenig Praxisbezug. Ich fotografiere nicht mit MTF-Kurven, Zertreuungskreisen, Beugungsscheibchen oder Rayleigh-Kriterien. Und auch keine Siemens-Sterne. Sondern Kulturlandschaften, menschliche Siedlungen und lebende Tiere. Wenn diese Motive - ohne größere EBV-Eingriffe und RAW-Workflows - mit einem relativ niedrig auflösenden CCD aufgenommen plastischer und schöner wirken als mit einem modernen, hochdicht gepackten CMOS fotografiert, dann ist das für mich einfach so und daran ändern auch fremdwortschwangere Dissertationen nichts.


    Besonders grotesk erscheint mir der letzte Absatz, Zitat Randolf Butzbach auf photoscala.de:


    "Zu guter Letzt ...


    ... bleibt noch anzumerken, dass sich unsere Betrachtungen darauf bezogen, dass wir ein perfektes Objektiv haben, das keinerlei Abbildungsfehler aufweist, das es in der Praxis so eigentlich nicht gibt. Wie gesagt: „eigentlich“. Die modernen Optikschmieden sind heute jedoch durchaus in der Lage, Optiken (und dabei denke ich jetzt auch an Spiegeloptiken) zu bauen, bei denen die Abbildungsfehler der „Linse“ gegenüber der Beugungsgrenze vernachlässigbar sind. Die Auflösung der Optik kann also gegebenenfalls nicht durch irgendwelche Fehler in den Abbildungseigenschaften der Optik begrenzt sein, sondern erst durch die Beugung, wie hier dargestellt. Oder, anders ausgedrückt: Perfekte Optiken, nur begrenzt durch die Beugung, existieren tatsächlich."


    In Zeiten, in denen immer mehr Hersteller selbst bei kostspieligen Linsen dazu übergehen, statt auf (monetär teure) optische Korrektur auf "Gurken" mit (manchmal teuer erkaufter) software-Korrektur zu setzen, kommt einem obiger Satz so glaubhaft vor, als wenn er auf einem von der Industrie gesponserten Karnevalswagen stünde... :roll:

    • Offizieller Beitrag

    Hmm. Für mich liest sich das wie eine Physikvorlesung bei der manche aus dem Abi vertraute Sache angesprochen wird, die sich aber - wenn ich ehrlich bin - im Detail jenseits meiner derzeitigen Möglichkeiten bewegt. Der von Norbert zitierte Satz stellt dabei nur noch mal klar, dass es sich zwar um Theorie handelt, nicht aber um graue: Er nimmt nach meinem semantischen Verständnis Bezug auf die astronmischen Spiegelteleskope.


    Das was ich verstanden zu haben glaube, klingt für mich plausibel und bedeutet letztlich, dass die Betrachtung der '^Größe' eines Beugungsscheibchens nicht als Grenzziehung für die Pixelgröße eines Sensors taugt. Das ist interessant und erklärt für mich, warum die Techniker der Sensorschmieden immer noch an der Auflösungsschraube drehen. Die Leute sind ja vermutlich mehrheitlich qualifizierte Wissenschaftler und nicht alle bescheuert oder ausschließlich Marketing-Getriebene.

  • Bei dem Thema kommt es immer drauf an, aus welcher Sichtweise man rangeht.


    Ich persönlich finde es immer besser, wenn die Sensor- oder Filmauflöung besser ist als das, was das beste Objektiv im eigenen Stall leisten kann. Nur so kann ich sicher sein, dass ich - wenn's mal drauf ankommt - auch die maximale Leistung abrufen kann. Solange das Thema Rauschen und Dynamik bei der Entwicklung nicht außer Acht gelassen wird, können die also von mir aus noch lange an der Auflösungsschraube drehen.
    Sicher, im digitalen Fall muss man mit steigenden Dateigrößen leben, bei Film nimmt ein Hochauflösugsfilm auch nicht mehr Platz weg als jeder andere. :) Aber wer zumindest alle paar Jahre mal den PC aufrüstet (und der gehört ja zum Digitalfotohobby irgendwie dazu), sollte damit kein allzu großes Problem haben.


    Und zum Thema Beugung: Ja, das gibt es und man kann es auf Film genauso sehen wie bei Digicams. Aber es wird in meinem Augen viel zu viel Wind drum gemacht. Ich benutze die Blende, die ich für den gewünschten Bildeindruck für geeignet ansehe. Dann wird vielleicht noch etwas aufgemacht oder abgeblendet, um ein Bilddetail noch ein bisschen mehr oder weniger in der Tiefenschärfe zu haben.
    Inwieweit die benutzte Blende dann Einfluss auf die Grundschärfe hat, spielt bei mir im Alltag nur als letzter Punkt und untergeordnet eine Rolle.

  • Ich finde diesen Artikel sehr aufschlußreich und er drückt genau das aus, was ich bisher nicht so in verständliche Worte fassen konnte. Dieser Artikel mußte ja notwendigerweise kommen, denn die vorherigen Auswürfe von Thomas Maschke ließen viele schlaue Geister mit einem Link auf den vormals dargestellten Bericht durch sämtliche Foren mit der Botschaft ziehen, ein Sensor aus einer Kompaktkamera könne nicht mehr als 4-6 MP abliefern, egal wieviel MP der Hersteller draufpackt.


    Hier wurde nun Klarheit geschaffen, dass der Übergang von optisch zu digital doch in weiten Bereichen sanft verläuft, und dass es auch noch eine Auflösung jenseits von MTF50 gibt. Dass die Auflösung letzten Endes nur so gut sein kann wie das schwächste Glied in der Kette der erforderlichen Aspekte, soll nun auch klar sein. Ich bin auch der Ansicht, dass zukünftig die Pixelmenge nicht mehr die Begrenzung darstellt, sondern nur dazu beiträgt aus den gelieferten Informationen wieder ein Klarbild zu errechnen. Wie gut oder wie schlecht das heute funktioniert, sieht man wenn man sich die Ergebnisse der Einzelnen Hersteller ansieht. Der Weg zu wieder größeren Sensoren mit gleichzeitiger Steigerung der Auflösung scheint mir vor diesem Hintergrund richtig zu sein. Siehe Sony RX100 und Nokia PureView808. Natürlich muß man sich dann von den angewöhnten 1:1-Ansichten verabschieden, denn kleingerechnet auf 8-10 MP Bildgröße mit entsprechender Vor- und Nachschärfung sehen die Ergebnisse die beiden letztgenannten tatsächlich erstklassig aus.

  • Ja, in diesem Kontext muß man es dann wohl so sehen: Die Sony hat nicht etwa zuviele MP, sondern die vielen MP sind das einzige an dem Ding, was paßt! Das Problem: Der gesamte Rest paßt nicht dazu und heraus kommt damit so ein Kuhmist, wie das Photo mit der Kuh (fünftletzte Bilderzeile), das selbst auf 1 MP runterskaliert noch mistig aussieht. :mrgreen:

  • Theoretisch sind solche Betrachtungen richtig. Die beste Lösung wäre wenn die Auflösung des Sensors unendlich wäre, ohne Pixel, nur eine homogene Fläche. Dazu noch Rauschfrei und mit riesiger Dynamik 
    In der Praxis sieht es aber so aus, dass kleinere Pixel mehr Rauschen und weniger Dynamik haben. Denkt man weiter und fragt sich welche Auflösung noch Sinn macht landet man als Amateur bei 12-16 MP (APS-C, KB). In diesem Bereich haben auch die meisten Objektive , früher oder später, ihre Grenzen. Damit lassen sich Ausbelichtungen von gut 60x90 cm (ca. 150dpi) machen ohne dass man, bei geeignetem Abstand, Verluste sieht. Selbst größere Fotos sind möglich weil der Betrachtungsabstand ja auch größer werden muss.
    Solange die Firmen noch keine hochauflösenden, rauscharme Sensoren mit großer Dynamik erzeugen können ist alles graue Theorie.
    Vielleicht ist es in ein paar Jahren soweit. Einfach nur die Auflösung zu erhöhen, ohne die anderen Parameter zu beachten, ist der falsche Weg.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von "RitterRunkel"

    ...das selbst auf 1 MP runterskaliert noch mistig aussieht...


    Das ist nicht "mistig", das ist ein neues Merkmal und nennt sich "Easy-Aquarell" :mrgreen::duck:


    Jetzt mal im Ernst, die Bildqualität ist unter aller :ugly:

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von "RitterRunkel"

    Das Problem: Der gesamte Rest paßt nicht dazu und heraus kommt damit so ein Kuhmist, wie das Photo mit der Kuh (fünftletzte Bilderzeile), das selbst auf 1 MP runterskaliert noch mistig aussieht. :mrgreen:


    Wow, immer wenn man denkt, es geht doch gar nicht mehr schlechter, wird man wieder eines besseren belehrt... :ugly:

  • Zitat

    In der Praxis sieht es aber so aus, dass kleinere Pixel mehr Rauschen und weniger Dynamik haben.


    Wenn ich mal meine 5D mit der D600 vergleiche.. so in der Praxis.. also irgendwie.. nö.

  • Klar - es gibt schon Fortschritte und die heutigen Sensoren sind besser als die Sensoren vor 5 Jahren. Bei aktueller Technik ist es aber immer noch so, nur die Grenze hat sich verschoben. In 5 oder 10 Jahren sind vielleicht rauschfreie 100 MP Sensoren möglich.

    • Offizieller Beitrag

    So, und da sind wir genau an dem Punkt, um den es nach meinem Verständnis bei Photoscala ging.


    Von der verlinkten Sony halte ich auch nix aber darum geht es auch überhaupt nicht. Es geht um einen theoretischen Zusammenhang zwischen Auflösung und Beugung und die Widerlegung der Vermutung, es gäbe in diesem Zusammenhang eine 'harte' rechnerische Grenze für die maximal mögliche Auflösung eines digitalen Sensors hiter einem optischen System.

  • Zitat von "Diaknipser a D"

    Das ist nicht "mistig", das ist ein neues Merkmal und nennt sich "Easy-Aquarell" :mrgreen::duck:
    Jetzt mal im Ernst, die Bildqualität ist unter aller :ugly:


    Da greift der obligatorische Artfilter schon bei strahlendem Sonnenschein.
    Kein Wunder, dass die Fotos auf freier Wildbahn alle mit ISO 100 geschossen wurden.
    Mich würde z.B. mal eine ISO-800-Aufnahme in der Dämmerung interessieren. Das dürfte erst zum Gruseln sein...

    Von mir eingestellte Bilder dürfen bearbeitet und bei dft gezeigt werden.

  • Zitat von "Belastungstester"

    Mich würde z.B. mal eine ISO-800-Aufnahme in der Dämmerung interessieren. Das dürfte erst zum Gruseln sein...


    wahrscheinlich SO
    endlich brauch man die Aquarell Malkunst nicht mehr erlernen!

    Sony α7r III / SEL24105G & Canon EF via Metabones V und Altglas

    In der Natur gibt es weder Belohnungen noch Strafen.

    Es gibt Folgen.

  • Langjährig gepflegte Stammtisch-Parolen gibt man halt ungerne auf (da nehme ich mich nicht aus) :mrgreen:


    Ob jetzt so ne 200€-Knipse als Diskussionsgrundlage ideal ist sei auch mal dahingestellt. Billigteil mit mieser Linse und Software, wie will man da bewerten was der Sensor an sich leisten kann. Nikon (bei den anderen Herstellern fehlt mir der Überblick) zeigt jedenfalls das es auch anders geht aber natürlich kann man das proaktiv ignorieren wenn es nicht ins Weltbild passt.

  • Zitat von "wuschler"

    Nikon (bei den anderen Herstellern fehlt mir der Überblick) zeigt jedenfalls das es auch anders geht aber natürlich kann man das proaktiv ignorieren wenn es nicht ins Weltbild passt.


    Keiner ignoriert, dass Nikon es schafft, selbst 36MP. relativ Pixelscharf (sofern das via Bayer-Interpolation überhaupt möglich ist) hinzubekommen. Aber da sind wir bei vollmundig Vollformat genannten Sensorgrößen, und mit denen spielt eben (noch) nicht die breite Masse. Sondern mit Knipsen wie der obigen oder mit knuffigen DSLR-Kit's, die mit ihren mittlerweile 18 - 24,1mp. eben zunehmend weichgepülte Ergebnisse bringen, selbst wenn man runterskaliert. Ich behaupte nach mannigfaltigen Vergleichen und Informationskonsum, das ein 6MP.-Crop der Nikon D3200 nicht so gut (im Sinne von knackig) aussehen kann wie ein vergleichbares, nativ 6MP. messendes Bild der D40.


    In diesem Sinne sind Spitzen, wie ich sie z.B. gern im Massensegment verteile, natürlich nur ebenso Freeze-Frames aus dem Ganzen wie Deine Einwürfe, die sich ganz klar auf die von Dir favorisierte Kameraklasse beschränken. :)

  • Ich habe aber schon das empfinden das in letzter Zeit eine Veränderung bei den Herstellern vor sich geht und das solche "Boliden" wie die Sony zumindest teilweise auch aus den "Anforderungen" der einen oder anderen Käuferschicht entstehen.


    Ich komme nicht mehr auf den Namen, war so eine Seite wo man sich Originale mit unterschiedlichen Iso vom gleichen Motiv anschauen konnte. Zumindest bei Iso 100 hatte ich Schwierigkeiten ein Bild mit der D600 von der D3200 auch bei 100% zu unterscheiden (das kann man jetzt so oder so werten)


    Ich will hier nichts schön reden aber wenn ich jetzt die 12 MP mit den 24 MP vergleiche komme ich schon etwas ins grübeln ob ich nicht (zumindest teilweise) meinen Standpunkt überdenken sollte :)

  • Zitat von "wuschler"

    Ich will hier nichts schön reden aber wenn ich jetzt die 12 MP mit den 24 MP vergleiche komme ich schon etwas ins grübeln ob ich nicht (zumindest teilweise) meinen Standpunkt überdenken sollte :)


    Ja, das ging mir genauso als ich High-Iso-Aufnahmen der 5DMkIII eines Freundes gesehen habe. Ich habe nicht direkt vergleichen können, behaupte aber, dass meine D700 da nicht mehr mitkommt.

  • Mal ein Bildbeispiel. F/7.1, Iso 800, 300mm, 1/400 (LR + PS), Ausschnitt. Kein Edelglas sondern das Nikon AF 70-300 mm/4-5,6 G (gibt es für einen Fünziger in der Bucht und sollte die 24 MP sicherlich nicht auflösen können) Ich würde jetzt mal behaupten das es schlimmeres gibt.