Tageszeitung ohne Fotografien

  • Wir hatten vor kurzem einen Post über Macht der Fotografie.


    Habe heute im Büro eine Bildzeitung in die Hände bekommen, in der nicht eine einzige Fotografie war. An deren Stelle waren nur graue Flächen. Unabhängig was man von der erwähnten Gazette hält, aber dieses Experiment war schon besonders. Auslöser waren die schockierenden Fotos der letzten Woche. Natürlich wurde die Motivation zu dieser Ausgabe wiedergegeben.


    Am meisten hat mich persönlich beeindruckt, dass man auf einmal "orientierungslos" wird. Mir persönlich ist es wirklich schwer gefallen, die Beiträge wahrzunehmen. Man ist einfach gewohnt, Fotos zu sehen. Egal ob sie nun schockierend sind oder im Sportteil irgendein Sportler zum Artikel abgebildet ist. Ich habe trotzdem auch die grauen Flächen betrachtet, obwohl da ausser der grauen Fläche nichts war.


    Wie geht es Euch? Habt Ihr zufällig ebenfalls diese Ausgabe gesehen? Könnt Ihr Euch eine Zeitschrift oder Tageszeitung ohne Fotos vorstellen?

  • Habe die Ausgabe auch gesehen. Weiß nicht recht. Im Rahmen eines guten Journalismus sind Bilder sicher ein wirksames Stilmittel und Medium. Mieser und niederträchtiger Schmutz-Journalismus wie von dem benannten Blatt meist dargeboten, der wird durch Bilder m.E. nicht besser. Allenfalls noch unerträglicher.


    Und ja, ich kann mir bestimmte Printmedien auch ohne Fotos vorstellen. Ich lese ja auch Bücher - und nicht nur die mit Bildern drin. Eine ganze Welt ohne Fotos (Print, Internet, TV, ...) - das stelle ich mir schwierig vor. Erklär mal jemandem ohne Bild die Form eines Korkenziehers, oder wo links und rechts ist.

  • ...Wie wenig Bild selber von Fotos hält, zeigen sie doch aber damit, dass sie versuchen, möglicht viel Zeug durch Privatleute schiessen zu lassen, um Fotojournalisten zu umgehen. Dieses Blatt ist noch zu wiederlich, um sich damit den Hintern abzuwischen. Ich erinnere zu gerne an die Kampagne, als Menschen ein Selfie mit einem Schundcover gegen Griechenland machen sollten. Fi*k dich Griechenland, Welcome Refugees - mit der Doppelmoral komme ich nicht klar und bin daher auch strikt der Meinung, diesem Blatt sollte man keine Plattform bieten... .

  • Ich als Dresdner und "Ossi" habe dazu meine ganz eigne Meinung.... Die Macht der Bilder wird mir in den letzten Wochen sehr deutlich! Vor allem bei Facebook... Was da unter den Bildern los ist macht mich oft sprachlos :cursing:
    Leider merke ich bei den oft genannten "besorgten Bürgern" das ein Bild sehr oft fehlinterpretiert wird oder zum eignen Zweck gern genommen wird... Ich sag nur das Bild eines Flüchtlingszeltlager was verlassen und verwahrlost fotografiert wurde ABER 1989! Zu spät der Shitstorm war losgetreten und jeder schrieb natürlich wieder "jaja das kann jeder sagen"....


    Ich wollte keine politische Diskussion... Aber mich erschreckt es die letzten Wochen sehr.

  • Ne' Tageszeitung, egal welche, sieht ohne Fotos komisch aus und wirkt aus so. Nur darum ging es in der Frage.

    Früher war das Erscheinungsbild der Tageszeitungen hauptsächlich vom Text geprägt, hier mal ein Pressefoto im gerasterten schwarzweiß, da mal ein Schaubild oder eine Karikatur. Damit konnte man auch gut leben, denn der Text (und damit der Inhalt) stand im Vordergrund. Es wurde dafür auf Recherche wert gelegt und die Vorbereitung einer Story konnte durchaus mal dauern.
    Jetzt sind die Tageszeitungen bunt und haben oft Texte, die Versatzstücke von Pressetexten irgendwelcher Agenturen oder gar Lobbygruppen sind. Die journalistische Kultur der früheren Jahrzehnte wird mit stark geschrumpften und zusammen gelegten Redaktionen nicht mehr zu erreichen sein.


    Da wundere ich mich nicht, dass heute Bilder das bestimmende Element vieler Zeitungen sind...

    Von mir eingestellte Bilder dürfen bearbeitet und bei dft gezeigt werden.

    • Offizieller Beitrag

    Na ja, im ersten Posting ging es schon um die BILD, oder?


    Ich habe die Aktion nur über Social Media Kanäle mitbekommen und mir daraufhin die Bildfrequenz BILD-Website angesehen. Dort war es so, dass das Ganze vor allem dadurch irritierte, dass anstelle der Bilder eben Leerflächen gezeigt wurden. Wenn man halt keine verbalen Inhalte hat und dann noch die Bilder weglässt, wird's dünn. Das ist offensichtlich.


    Ich empfinde es nicht unbedingt als Gewinn, dass Tages- und Wochenzeitungen kontinuierlich ihren Bildanteil steigern. Mir sind Zeitungen wie die Zeit und die Süddeutsche Zeitung, die den Bildanteil weiterhin relativ knapp halten, alle Mal lieber.

    www.stefansenf.de
    Ich moderiere in grün, der Rest ist nur meine Meinung ;)
    Ricoh Theta V | Pentax KP, 10-17, 18-300, 15, 21, 35, 55, 70 und Lensbaby | Samsung NX1000 und NX300 mit 16, 16-50, 20-50 und Altglas

  • An den Belastungstester:


    Ja, das waren noch Zeiten, als der Chefredaktor der NZZ am Montagmorgen nach der Redaktionssitzung dem Journalisten Heinz befahl: „Fahre sofort mit Geneviève (er meinte die Volontärin) nach Genf und untersuche an Ort und Stelle diese mir telephonisch mitgeteilten Gerüchte! – Bis Freitagmorgen will ich die Ergebnisse Deiner gründlichen Nachforschungen auf dem Schreibtisch haben, damit ich entscheiden kann, ob sie es wert sind, in der Samstagsausgabe publiziert zu werden!“



    „Bin schon unterwegs!“, antworte ihm Heinz und eilte frohgemut ins Lektorat, um dem eifersüchtigen Lektor das Fräulein Geneviève lustvoll abspenstig zu machen (damals wurden sowohl junge ledige Frauen als auch alte unverheiratete Jungfern „Fräulein“ genannt).



    Da an jenem Montagmorgen die Sommersonne warm vom Himmel herabschien, fuhren die beiden in Heinzens „Ford Mustang“ los: bei geöffnetem Verdeck dem Welschland entgegen. –


    Geneviève betrachtete während der Fahrt hin und wieder die vorüberziehende Landschaft, jedoch meistens ihre wertvolle „Leica“, die sie zur Konfirmation geschenkt bekommen hatte. Heinz hingegen achtete meistens auf den Straßenverkehr, blickte jedoch hin und wieder auf Genevièves lange Beine.

  • Weshalb sind die Schlagzeilen auf den Titelseiten der Tageszeitungen namens „Bild“ und „Blick“ in großen Lettern gedruckt? Aus altruistischen Gründen! Damit die armen Kurzsichtigen während der Fahrt in den öffentlichen Verkehrsmitteln wenigstens dadurch eine Ahnung vom Weltgeschehen bekommen, indem sie den Bild- und Blicklesern von ihren Standplätzen aus über die Schulter schauen können. – Wäre ich damals, am 20. April 2005, ein armer, kurzsichtiger Deutscher gewesen, der morgens in einem überfüllten Regionalzug unterwegs zur Arbeit war, und hätte ich aus zwei, drei Metern Entfernung gratis die Mitteilung gelesen, daß ich Papst bin, dann wäre ich bei der nächsten Haltestelle ausgestiegen und hätte gedacht: Schon wieder Geld gespart!

  • Früher war das Erscheinungsbild der Tageszeitungen hauptsächlich vom Text geprägt, hier mal ein Pressefoto im gerasterten schwarzweiß, da mal ein Schaubild oder eine Karikatur. Damit konnte man auch gut leben, denn der Text (und damit der Inhalt) stand im Vordergrund. Es wurde dafür auf Recherche wert gelegt und die Vorbereitung einer Story konnte durchaus mal dauern.Jetzt sind die Tageszeitungen bunt und haben oft Texte, die Versatzstücke von Pressetexten irgendwelcher Agenturen oder gar Lobbygruppen sind. Die journalistische Kultur der früheren Jahrzehnte wird mit stark geschrumpften und zusammen gelegten Redaktionen nicht mehr zu erreichen sein.


    Da wundere ich mich nicht, dass heute Bilder das bestimmende Element vieler Zeitungen sind.

    ...Genau das ist es und nicht anders. Die Bilder verballhornt sich Max selber, mit dieser Aktion...

  • Ich versuche, die folgende Fakten korrekt aus meinen kleinen grauen Zellen zu kramen:
    - Bild war die erste "Zeitung" mit großen Fotos in der ganzen Ausgabe, spärlichem Text mit vielen Fragezeichen oder Ausrufungszeichen
    - Der Satzbau grausam bis einfach strukturiert
    - Genaue Fakten habe ich nie gesehen
    - Schriftgröße so, dass auch "stolze" Brillenverweigerer mit Alterssichtigkeit den Text mühelos lesen (nicht unbedingt verstehen) können.


    - Bild war die erste Zeitung mit bunten Fotos


    Warum wohl ? Weil Bilder mehr sagen als Worte !!


    Gut, meine Erforschung dieses Blattes erstreckt sich auf die Wahrnehmungen beim Brötchenkauf und dem flüchtigen Blick auf dieselbe während des Wartens. Aber was wollt Ihr ? Die Leute wollen betrogen und verschaukelt werden, sonst wäre diese Zeitung eine andere geworden oder pleite gegangen ...

    Olympus TG4
    Olympus OM-D E-M5 Mark II, E-M1.1, Oly f=4-5,6/9-18, Oly f=2,8/12-40, Pana 2,8/35-100, Pana 4-6,3/100-400,
    verschiedene ältere Metz-Blitzgeräte,
    Manfrotto-Stativ mit Manfrotto Neiger